Der Regisseur und frühere Thalia-Intendant ist tot. Politik, Freunde und Kulturszene trauern um eine große Persönlichkeit.
Der Theater- und Opernregisseur Jürgen Flimm ist tot. Er starb am Sonnabend im Alter von 81 Jahren, wie die Staatsoper Unter den Linden in Berlin mitteilte.
Olaf Scholz, Bundeskanzler: „Ob Theater, Oper, TV oder Kino – Jürgen Flimm hat die Bühnen als Regisseur und Intendant erneuert und geprägt. Sein großes Herz, seine Zuversicht und sein feiner Humor werden nun fehlen.“
Claudia Roth, Kulturstaatsministerin: „Seine ansteckende Begeisterung für seine Arbeit und sein Mut zum kreativ Neuen machten ihn über fünf Jahrzehnte zu einem unserer wichtigsten Botschafter der Opern- und Theaterkunst.“
Jürgen Flimm ist tot: Kulturszene trauert
Carsten Brosda, Kultursenator: „Eine Theaterlegende ist tot. Nicht nur das Thalia Theater hat Jürgen Flimm geprägt. Auch als Präsident des Deutschen Bühnenvereins und auf vielen weiteren Bühnen hat er mit unbändiger Kreativität und hinreißender Erzählfreude bedeutende künstlerische Spuren hinterlassen. Jürgen Flimm ist seinen Mitmenschen mit großer Empathie und Herzlichkeit begegnet. Er hat als Regisseur unvergessliche Theatererlebnisse geschaffen und sich als Intendant und öffentlicher Intellektueller mit Leidenschaft für die Kunst und Kultur in unserem Land eingesetzt.
Für ihn hatte die Kunst immer auch eine gesellschaftliche Dimension. Er wollte mit seiner Arbeit über das Theater hinaus wirken und setzte sich mit ganzer Kraft und viel Herzblut dafür ein. Wie gerne hätte ich seine letzte geplante Arbeit am St. Pauli Theater noch zusammen mit ihm gesehen. Aber es bleibt so vieles. Ich bin Jürgen Flimm zutiefst dankbar für das bedeutende Werk, das schon jetzt Theatergeschichte geschrieben hat. Immer wieder begegnen mir die Spuren seines Wirkens. Sie sind Ansporn, in seinem Sinne weiter für die Relevanz der Kunst und des Theaters zu streiten. Er wird fehlen!“
Joachim Lux, Intendant des Thalia Theaters: „Jürgen Flimm war einer der herausragenden Intendanten der Republik, kunstsinnig, schlitzohrig und publikumsverliebt. Er hat sich vor sein Thalia geworfen wie ein Löwe, wann immer es notwendig war, und das war nicht selten. In Köln wie in Hamburg ermöglichte er immer wieder Künstler, die seinen eigenen beträchtlichen Ruhm sogar noch überstrahlten – dazu gehört Größe.“
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Ulrich Waller, Intendant des St. Pauli Theaters: „Mit dem Regisseur und Intendanten Jürgen Flimm verliert die deutsche Theaterszene eine seiner strahlendsten Persönlichkeiten, einen, der als 68er seine Arbeit immer als eine politische begriffen hat und dabei immer auch die Nähe zu seinem Publikum gesucht hat. Wir sind uns das erste Mal begegnet, als er in Frankfurt bei Michael Giehlen und Klaus Zehelein im Frühjahr 1979 seine erste Oper inszenierte, Luigi Nonos ,Al gran sole carico d’amore‘. Dass man eine Spielzeit immer mit einem Fest anfängt, habe ich von ihm gelernt.
Und noch etwas: dass man nicht mit Assistenten essen geht und teuren Wein bestellt, von dem man dann nur höchstens ein Drittel der Flasche bezahlt, und dann die Assistenten bluten lässt, das hat es bei ihm im Gegensatz zu vielen Regisseurskollegen der 68er-Generation wirklich nie gegeben. An all das musste ich denken nach unserem letzten Treffen vor zwei Monaten bei ihm auf dem Land, auf seinem großen alten Hof bei Stade, wo wir drei Stunden lang Käsekuchen essend höchst vergnügt durch die Theatergeschichte surften.
Und auch als ich ihn noch vor ein paar Tagen sah, wo er schon auf dem Weg war in eine andere Welt. ,Blau‘ soll eines seiner letzten Worte gewesen sein. Jetzt ist er drüben angekommen. Ich bin sicher, dort wird er bald wieder inszenieren. Meine Gedanken sind bei Susanne Ottersbach, die ihn mit so viel Liebe und schier nie enden wollender Kraft so lange begleitet und ihm mehr als einmal im wahrsten Sinne des Wortes das Leben gerettet hat. Tschüs, Jürgen.“
Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele: „Jürgen Flimm, einer der maßgeblichsten und erfolgreichsten Regisseure und Theaterleiter im deutschsprachigen Raum, hat die Salzburger Festspiele auf vielfache Weise geprägt. Die schwarze Fahne, die heute am Festspielhaus weht, ist ein Zeichen der Trauer und der Dankbarkeit.“