Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jede Woche im Abendblatt, heute: Auguste Renoirs Gemälde besticht längst nicht nur durch Größe.
Es gibt einige Höhepunkte, ja, regelrechte Blickfänger, wenn man durch die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle geht. Gemälde, an denen man entweder spontan hängen bleibt oder die man jedes Mal wieder aufsucht. Die Rede ist hier nicht von Caspar David Friedrichs „Wanderer über dem Nebelmeer“. Sondern von „Morgendlicher Ausritt im Bois de Boulogne“ des französischen Impressionisten Pierre-Auguste Renoir (1841– 1919). Zunächst einmal ist das 1873 entstandene Ölgemälde außergewöhnlich groß: Das 261,5 mal 226 Zentimeter fassende Bild war das größte, das Renoir bis dahin gemalt hatte.
Kunsthalle Hamburg: Alfred Lichtwark kaufte Renoirs „Ausritt“ für Hamburg
Und dann wäre da noch die dynamische Szenerie durch die ausschreitenden, bis zum Bildrand reichenden Bewegungen der Pferde, deren Körper die meiste Bildfläche einnehmen. Wie Markus Bertsch, Leiter der Sammlung 19. Jahrhunderts, in der Sammlung Online schreibt, hatte Renoir zuvor die Pferde in der Militärakademie studiert, um sie detailgetreu abzubilden. Die Dame, deren Blick ziemlich arrogant von oben auf die Betrachtenden fällt, reitet zusammen mit einem Jungen durch den Bois de Boulogne, einer weitläufigen Parkanlage im Pariser Westen, was einer gängigen Freizeitbeschäftigung der wohlhabenden Bourgeoisie entsprach, dementsprechend gekleidet sind auch beide.
„Morgendlicher Ausritt durch den Bois de Boulogne“ wurde im Jahr 1873 nicht zum Salon de Paris zugelassen, für den Mittelpunkt und die Bühne des französischen Kunstbetriebs galten strenge Regeln, vorgegeben von der Académie des Beaux Arts. Stattdessen wurde das Gemälde im „Salon des Refusés“ (Salon der Zurückgewiesenen) ausgestellt, wo es allerdings einen Käufer fand. Der erste Direktor der Kunsthalle, Alfred Lichtwark, erwarb es 1913 für die Kunsthalle.