Das Kunstspiel zum Mitmachen. Heute: „Selbstbildnis mit der Pflegetochter Lina Gröger und dem Maler Heinrich Jakob Aldenrath“

Das Bild „Selbstbildnis mit der Pflegetochter Lina Gröger und dem Maler Heinrich Jakob Aldenrath“ aus der Hamburger Kunsthalle gibt Rätsel auf. Denn im Gegensatz zur Beschriftung sind nicht zwei, sondern drei Menschen zu sehen, die vor einem neutralen Hintergrund stehen, wobei die Fläche im unmittelbaren Umfeld der Figuren leicht aufgehellt erscheint, wie bei einer Aura. Vorn rechts lässt sich eine Staffelei erahnen, auf die der Mann in der Mitte des Bildes blickt.

Der auf einem Stuhl sitzende Mann und das Mädchen blicken die Betrachter direkt an. Das Mädchen auf dem Bild aus dem Jahr 1804 ist etwa drei Jahre alt. 1815 ist sie als Teenager erneut porträtiert worden, und zwar von ihrem Ziehvater Friedrich Karl (Carl) Gröger. Auch dieses Bild ist im Besitz der Kunsthalle. Gröger dürfte die dritte Person auf dem Bild sein.

Kunsthalle Hamburg: „Selbstbildnis mit der Pflegetochter Lina Gröger und dem Maler Heinrich Jakob Aldenrath“

Friedrich Karl Gröger, in Plön geboren, bekam keine Unterstützung von seinen Eltern. Er suchte daraufhin den Kontakt zu Tischbein und zog nach Lübeck. Dort traf er Aldenrath, der aus der Hansestadt kam. Er war der Sohn eines Golddraht­fabrikanten. Schon im Alter von 13 Jahren wurde er Schüler von Gröger. Beide verband eine Freundschaft, die über das Lehrer-Schüler-Verhältnis hinausging. Sie gingen nach Berlin, um an der Akademie der Künste zu studieren.

"Selbstbildnis mit der Pflegetochter Lina, Gröger und dem Maler Heinrich Jakob Aldenrath" von Friedrich Carl Gröger, um 1804, Maße  145 x 112 cm, Material/Technik Öl auf Leinwand. © bpk | Hamburger Kunsthalle | Elke Walford

Beide gründeten sie 1803 ein Atelier in Hamburg und schwärmten für Lithografien, die um 1818 herum bekannt wurden. Sie gründeten die Firma Gröger & Aldenrath und porträtierten sich gegenseitig. Ihre Arbeiten seien kaum auseinanderzuhalten gewesen, hieß es.

Friedrich Karl Gröger war ein norddeutscher Porträtmaler

In der Datenbank der Kunsthalle ist Aldenrath als Maler genannt, Gröger mit dem Zusatz „Mitarbeit“ erwähnt. Vielleicht hat hier Aldenrath Gröger porträtiert und umgekehrt? Gröger entwickelte sich zu einem der angesehensten norddeutschen Porträtmaler. Kurios: Schon um 1802 herum entstand ein quasi identisches Doppelporträt der beiden. Nur, dass anstelle von Lina ein Hund zu sehen ist.

Gröger starb 1838. Nach Aldenraths Tod 1844 wurde er in Hamburg neben seinem Freund begraben. In Barmbek ist der Aldenrathsweg nach ihm benannt. Über die Tischbeinstraße gelangt man in den Grögersweg. Wie sinnig!