Hamburg. Beim jungen Tanzabend im Ernst Deutsch Theater zeichnet sich ab, dass es ein sehr guter, ein starker Jahrgang wird.

Viele unbekannte Gesichter hat das aktuelle Bundesjugendballett, das bekanntlich alle zwei Jahre seine jungen Tänzerinnen und Tänzer im Alter von 18 bis 21 Jahren neu besetzt. Anlässlich der Präsentation des vom künstlerischen und pädagogischen Direktor Kevin Haigen kuratierten Abends „Im Aufschwung XIV“ im Ernst Deutsch Theater zeichnet sich ab, dass es ein sehr guter, ein starker Jahrgang wird, wunderbar divers mit individuellen Tänzerpersönlichkeiten.

Das zeigt sich gleich in der ersten Choreografie von Wubkje Kuindersma, „Mahl3“ aus „Infinite Identities“. Ayumi Kato beginnt allein auf einer Bank sitzend mit eckigen Armbewegungen, die sich zu großen Schwüngen ausweiten, bis sie schließlich den gesamten Körper erfassen. Bald gesellen sich der expressive Moisés Romero und der energetisch-dynamische João Vito Santana hinzu. Eine tänzerische Ménage à Trois entsteht mit fluiden, sehr harmonischen Bewegungen.

Grandios performt dazu ein fünfköpfiges Live-Ensemble Gustav Mahlers Klavierquartettsatz in a-Moll. Überhaupt spielt die Live-Musik an diesem Abend eine entscheidende Rolle und schafft eine zusätzliche, unmittelbare Ebene.

John Neumeiers Bundesjugendballett: Bewegender Abend

Das zeigt sich auch in John Neumeiers Choreografie „Beethovens Streichquartett in B-Dur op. 130“, als „Work in Progress“ angekündigt. Mit einer großen Klarheit, Eleganz und Stringenz erobern sich die Tanzenden hier den Raum. Wobei alle einmal zum Zuge kommen. Vor allem der besonders präzise und ausdrucksstarke Giuseppe Conte, der viele Hebefiguren ausführende Kieren Bofinger und die feinnervige Milla Loock überzeugen.

Im zweiten Teil ist der strenge Aufbau aufgelöst. Requisiten werden über die Bühne getragen. Musizierende und Tanzende durchmischen sich und performen gemeinsam mit einer großen Selbstverständlichkeit das „BJB Songbook – What We Call Growing Up“ von Kevin Haigen und Aike Errenst. In den zahlreichen kleinen Szenen zu grandiosen, persönlich interpretierten Songs von Imogen Heaps „Hide And Seek“ bis zu Joni Mitchells „The Last Time I Saw Richard“ entsteht eine berührende Collage, in der es um viel mehr als um Tanz geht.

Es geht um junge Menschen, die sich in einer komplexen Welt zurechtfinden, in der immer noch Rassismus, Homophobie und Ausgrenzung herrschen. Doch hier ist eine junge Generation von morgen, die das nicht hinnehmen will, etwas bewegen will, das auch klar formuliert und damit Hoffnung gibt. Männer-Duette überwiegen an diesem Abend, aber auch die Tänzerinnen Lormaigne Bockmühl und Almudena Izquierdo finden zu einem wundervollen, synchronen Duett zusammen. Ein gelungener, sehr bewegender Abend.

  • Bundesjugendballett: „Im Aufschwung XIV“ weitere Vorstellungen 15., 17., 18.11., jew. 19.30 Uhr, Ernst Deutsch Theater, Karten unter T. 22 70 14 20; www.bundesjugendballett.de