Hamburg. Das Michel Godard Trio begeisterte im Rolf-Liebermann-Studio. Dagegen fiel die Band von Saxofonist Ariel Bringuez deutlich ab.

Weltpremieren sind in der Reihe der NDR-Jazzkonzerte im Rolf-Liebermann-Studio nicht so häufig. Doch in dieser Saison gibt es zum Auftakt so eine Uraufführung mit dem neugegründeten Trio des Franzosen Michel Godard. Zusammen mit Pianist Florian Weber, Mitglied der NDR Bigband, und der hochgelobten französischen Schlagzeugerin Anna Paceo steht der Tuba-Virtouse auf der Bühne des ausverkauften Sendesaals an der Oberstraße.

Godard hat den Klang seines Instruments revolutioniert, das hierzulande vor allem als Rhythmusgeber von Bierzelt-Kapellen eingesetzt wird. Der virtuose Franzose spielt darauf verblüffende Melodien, er benutzt es für krasse Geräusche, aber grooven kann er damit auch. Beim Stück „Tuba No Waiting“ schafft er mit einem gleichmäßigen funkigen Puls die Basis für eins von mehreren mitreißenden Soli von Florian Weber. Je länger das Konzert dauert, desto mehr verschmelzen die beiden Musiker und ihre ebenfalls virtuose Schlagzeugerin zu einer Einheit.

Jazz Hamburg: Eindrucksvolles Trio begeistert Publikum

Das Trio klingt, als würde es seit Ewigkeiten zusammenspielen. Das Publikum ist begeistert angesichts dieses kraftvollen Free Jazz. Godard zeigt mit seiner Spielkunst eindrucksvoll, wie viele Möglichkeiten in diesem Bass-Instrument stecken. Den NDR-Jazzkonzerten bescheren Godard, Weber und Paceo einen mehr als fulminanten Start in die erste Saison nach Corona.

Auch die zweite Band des Abends ist zuvor noch nie in Deutschland aufgetreten. Ariel Bringuez ist ein kubanischer Saxofonist, der seit vielen Jahren in Madrid lebt. Im Rolf-Liebermann-Studio war er im vergangenen Jahr in der Band des Bassisten Pablo Caminero dabei, jetzt präsentiert er mit seiner eigenen Band Musik aus seinem Album „Nostalgia Cubana“.

Jazz Hamburg: Neues Album ist ausgefallen Mischung

Darauf verbindet Bringuez die besondere Rhythmik und Melodik des kubanischen Son mit dem modernen Jazz im Still von Sonny Rollins oder Joe Henderson. Allerdings reicht seine Live-Band nicht an die Qualität der Musiker heran, mit denen er das Album aufgenommen hat. Mit seinen erstklassischen Improvisationen auf dem Tenor- und dem Sopransaxofon überragt er bei weitem seine Mitspieler, denen es – von ein paar Soli abgesehen – an diesem Abend nicht gelingt, echte Akzente zu
setzen.