Hamburg. Das Kinodrama „Me, we“ erzählt in vier Episoden vom Verhältnis zwischen Helfern und Geholfenen – und von entstehenden Problemen.

Das Stichwort vom Helfersyndrom hat sich so fest ins Bewusstsein eingeprägt, dass ein Blick auf den Asylheimleiter Gerald (Lukas Miko) oder die Freiwillige Marie (Verena Altenberger) genügt, und man weiß, wo der Film diese Figuren hinführt: Sie scheitern an ihrer Mission.

Das Kinodrama „Me, we“ erzählt in vier Episoden vom Verhältnis zwischen Helfern und Geholfenen.

Kino Hamburg: Protagonisten wollen Geflüchteten helfen

Wie auch Petra (Barbara Romaner) setzen sich Gerald und Marie für Flüchtende ein. Gerald ringt damit, für die jungen Männer aus Afrika und dem Nahen Osten in seinem Heim ein Ansprechpartner zu sein, der aber auch Ordnung durchsetzt. Marie ist nach Griechenland gereist, um Menschen aus Seenot zu retten. Petra hat den 17-jährigen Syrer Mohammed bei sich im Eigenheim aufgenommen.

Kulturell mögen sie sich einem zur Ausländerfeindlichkeit liegenden Halbstarken wie Marcel (Alexander Srtschin) überlegen fühlen, aber „Me, we“ führt vor, dass dessen Motive, einen Begleitschutzdienst für junge Frauen ins Leben zu rufen, kaum anders liegen. Sie alle versuchen, durch ihr Engagement auch sich selbst zu retten, das jedenfalls scheint die Diagnose des Regisseurs David Clay Diaz und seines Drehbuch-Co-Autors Senad Halilbašić zu sein.

Kino Hamburg: Brenzliges Verhältnis zwischen Helfenden und Geholfenen

In vier sich verschränkenden Episoden schildert der Film eine Vielfalt an Situationen, in denen das Verhältnis zwischen Helfern und Geholfenen brenzlig wird. Gerald etwa fasst seine Schutzbefohlenen gern mal an; als er deshalb als schwul beschimpft wird, wandelt sich sein Goodwill schnell in Schikane. Bei Marcel liegt der Fall ähnlich. Auch hier ist aus Sicht der Frauen, die er vor „Tschuschen“ schützen will, die Hilfe nur schwer von Zudringlichkeit zu unterscheiden.

In der Gegenüberstellung solcher Klischees von „linkem“ und „rechtem“ Engagement kann der Film punkten: Es zeigt sich eben, dass gute Absichten auf beiden Seiten des politischen Lagers einen doppelten Boden haben. Einzig in der Episode um Singlefrau Petra und ihren Hausgast geht den Autoren die Fantasie durch. Was die Schilderung eines komplexen Verhältnisses sein soll, wird zur Karikatur von weiblicher Übergriffigkeit.

Petra ist nicht nur arrogante Westlerin, sondern auch noch kontrollierende Mutter, ausbeuterische Geliebte und eifersüchtige Verräterin. Das ist selbst fürs Helfersyndrom ein bisschen viel.

„Me, we“ 118 Minuten, ab 12 Jahren, läuft im Filmraum (Müggenkampstraße 45)