Hamburg. Das Hamburger A-cappella-Comedy-Quartett überzeugt bei der Premiere des neuen Programms: mehr Persönliches, mehr Politik.

Von Dr. Albans 90er-Dancefloor-Hit „Sing Hallelujah“ bis zu Leonard Cohens 80er-Folk-Pop-Hymne „Hallelujah“ ist es musikalisch durchaus ein weiter Weg. Wohl dem, der ihn bewältigt, ohne auszurutschen. LaLeLu ist es – wieder mal – gelungen.

Das nach dem Schlaflied aus dem Heinz-Rühmann-Film „Wenn der Vater mit dem Sohne“ benannte Hamburger A-cappella-Quartett beginnt sein neues Programm mit dem Dr.-Alban-Cover „Sing LaLeLuja“ und beendet es nach mehr als zwei Stunden als zweiter Zugabe mit „LaLeLuja“. Jenem biografischen und selbstironischen Lied zur Cohen-Melodies, die LaLeLu-Mitbegründer und Noch-immer-Arrangeur Sören Sieg zum 25. Jubiläum der Gruppe 2020 verfasst hat.

LaLeLu tanzt an der Grenze zu Russland

Die LaLeLu-Geschichte, das zeigt sich während dieser Premierenwoche im Lustspielhaus, muss zwar nicht gänzlich neu geschrieben werden, die vier Band-Mitglieder haben mit dem ersten neuen Bühnenprogramm nach vier Jahren jedoch einige überraschende, aus persönlichen Erfahrungen resultierende Akzente gesetzt. „Alles richtig gemahct“ - der Buchstabendreher ist Teil des swingenden Titelsongs – hat LaLeLu wie die meisten in der Zeit der multiplen Krisen gewiss nicht. Umso mehr genießt die Band das LIve-Spiel mit alten und jungen Fans und ist satirisch am Puls der Zeit.

Etwa wenn Bariton Frank Valet unkt, dass Ende Oktober Licht und Ton in allen Theatern abgestellt werden und er, Sanna Nyman, Jan Melzer und Tobias Hanf darob zu Taschenlampen-Beleuchtung des Publikums eine mitreißende Bodypercussion-Nummer hinlegen. Oder wenn Sanna Nyman mit ihrem starken Mezzosopran von Erfahrungen als Radiohörerin an der Grenze ihrer Heimat Finnland zu Russland singt („There Must Be An Angel“) – und ihre drei Kollegen mit komischen Tanzeinlagen den russischen Störer-Chor geben. Auch bei Nymans Abrechnung mit ihrem Ex Georg, „dem Arsch“, zu Sam Browns „Stop“ zeigen die drei Sänger als Cheerleader mit goldenen Pompons neue Qualitäten.

Jedes Bandmitglied bekommt seine Freiräume

In der Regie von Lukas Langhoff bekommt an diesem Abend jeder der vier seine Freiräume in einer harmonierenden Gruppe. Da sieht man Ur-Bariton und Teil-Conférencier Jan Melzer auch sein „Kalauer-Tourette“ nach – mit seiner plattdeutschen Version von Charles Trenets „La Mer“(de) als „De See“ rundet er das Umweltthema Plastikmüll in den Weltmeeren musikalisch gekonnt ab.

Der klassisch ausgebildete Bass Hanf bekennt, dass er lange Zeit Depeche Mode nicht kannte, erzeugt dann aber mit seinem Gesang zu deren lichttechnisch und akustisch perfekt ausgesteuerten Welthit „Enjoy The Silence“ Gänsehaut-Atmosphäre. Und dass Hanf ein voll kabaretttauglicher Parodist ist, zeigt er einmal mehr bei seinem fulminanten neuen Solo, mit Auftritten von Peter Maffay („Hallo Frrreunde!“) über Karl Lauterbach, der zur Infektionsvermeidung nun „eine Maskenpflicht für Eichhörnchen und Opernsänger“ fordert, bis hin zum exaltiert-nervigen Laufsteg-Lulatsch Jorge González.

LaLeLu ist politischer als früher

Mit den eigens komponierten (Ab-)Gesängen auf Regierung und Opposition wie in „Sie brauchen unsere Liebe“, den „Artikel 5“ (Meinungsfreiheit im Grundgesetz) und die „Politiker-Choräle“ sorgt LaLeLu im neuen Programm für mehr politische Noten als zuletzt und beweist Haltung in schwierigen Zeiten auch für Künstler. Das in den vergangenen zwei Jahren entstandene „Corona Medley“ zündet auch live, die Band holt das Publikum damit sogar von den Sitzen. Sonst gäbe es ja auch keine Zugaben.

„Alles richtig gemahct“ bis Do 22.9. und 4.-8.10., jew. 20.00, Lustspielhaus, (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,-: www.almahoppe.de