Hamburg. Das Hamburger Kollektiv machte durch kreative Aktionen auf ihre Kunst aufmerksam. Preis mit zweijähriger Verspätung verliehen.

Da hatte sich Carsten Brosda selber in etwas hineingeritten: Erst nahm der Kultursenator die Hürde, vom Puff namens Delphi in seiner Heimatstadt Gelsenkirchen auf den hiesigen Delphi Showpalast überzuleiten, um dann mit Blick auf den documenta-Skandal auf die Herausforderung hinzuweisen, die mit Künstlerkollektiven einhergehe.

Umso begeisterter sei er, dass die Jury des Edwin-Scharff-Preises sich für das Hamburger Kollektiv Jochen Schmith entschieden habe, das das Gesicht der Stadt nachhaltig prägt. Zum Beispiel, indem es Zigarettenstummel in Flughafen-Lounges einsammelt, in Bronze gießt und damit den Zivilisationsmüll in den Kunstbetrieb einspeist. Oder die vergeblichen Gespräche mit Mitarbeitern der Bundesagentur für Arbeit ins Englische übersetzt und so die prekäre Situation von Kreativen verdeutlicht.

Preisverleihung fand mit zweijähriger Verspätung statt

Mit zweijähriger Verspätung wurde der mit 7500 Euro dotierte Preis von 2020 gestern Abend an die ehemaligen Studenten der Hochschule für bildende Künste Carola Wagenplast und Peter Steckroth verliehen. Sie hatten sich eben diesen Ort für ihre Würdigung ausgesucht. Dort, wo früher Michael Ammers „härteste Tür“ zur Edeldisco Trinity war, gelangt das Publikum heute durch einen Cola-Automaten ins Innere eines aufgepeppten Kulturzen­trums.

Statt einer Dankesrede ließen Jochen Schmith die Stationen ihrer Arbeit durch einen Rapper versteigern. Unter den Gästen waren Inga Wellmann (Kulturbehörde), Petra Roettig und Ekkehard Nümann von der Kunsthalle, Karsten Müller, Leiter des Ernst Barlach Hauses, sowie HfbK-Präsident Martin Köttering.