Hamburg. Für Bram Stokers Grusel-Klassiker hat das Imperial eine aufwendige Kulisse gebaut – nicht nur dank Intendant Frank Thannhäuser.

Jüngst glich das Imperial Theater im Inneren noch einer Baustelle. Manche Sitzreihen voll mit Planen oder Werkzeugen. Und auf der Bühne? Mittendrin ein Mann am Bügelbrett. Dass der Intendant selbst Hand anlegt, um einen schwarzen Vorhang zu bügeln und danach an der Nähmaschine sitzt und Kostüme fertigt, das gibt es wohl nur am Anfang der Reeperbahn. Diese Liebe zum Detail, auch die hat Frank Thannhäusers privat geführte Bühne zu Deutschlands erfolgreichstem Krimitheater wachsen lassen; es wurde zur Edgar-Wallace-Wallfahrtsstäte, zuletzt bei „Die Tür mit den sieben Schlössern“.

Liegt auch an den Bühnenbauern. Alexander Beutel ist an diesem Mittag ebenfalls vor Ort. Er hat mit seinem Kollegen Sven Wiehe seit Januar in der Werkstatt in Billbrook die bisher langwierigste Arbeit fürs Imperial geleistet. Jetzt ist es – trotz Saallichts – auf der Bühne ziemlich düster: Die Kulisse für „Dracula“ entsteht. An diesem Freitag feiert der Klassiker der Grusel-Literatur im Imperial Premiere. Musical-Versionen von „Dracula“ gab es hierzulande schon einige, von der deutschsprachigen Erstaufführung 2005 im Theater St. Gallen (Schweiz) mit dem renommierten Thomas Borchert, zuletzt 2018 in Hamburg im First Stage Theater.

Imperial Theater lässt aufwendige Kulisse entstehen

Als eine der ersten deutschen und als erste Hamburger Bühne bringt das Imperial Bram Stokers Roman als Theaterfassung heraus. Für das herausragende Bühnenbild des Hamburg-Krimis „Polizeirevier Davidwache“ hatte Thannhäuser 2012 den Rolf-Mares-Preis erhalten, nun aber entsteht die bisher aufwendigste Kulisse im Imperial. Beutel hat dafür das Programm CAD (Computer-Aided Design) aktiviert. „Unser erstes Modell hatte eine Anfangsgröße im Maßstab 1:100“, erzählt er. Der studierte Architekt gehört seit fast 20 Jahren zum kleinen Imperial-Team.

In der Kulisse einer Bibliothek deutet Bühnenbauer Beutel auf eine Kommode. Die habe bereits bei einigen englischen Krimis „mitgespielt“, sagt er. „Für ,Dracula’ haben wir sie dunkelgrau lasiert.“ Grau wirkt ebenso die Tapete – das Imperial hat fast 25 Meter im Original aus England importiert und sie noch mal präpariert, sodass es hier richtig schön staubig wirkt. „Diesmal waren besonders viele Holzarbeiten nötig, inklusive Zierart.“

Imperial Theater: Sarg ist eine Spezialanfertigung

Für „Dracula“ haben Beutel und Wiehe drei neue Türen geschreinert. Und eine Geheimtür? Beutel lächelt vielsagend. In jedem Fall wird die Drehbühne des Imperial zum Einsatz kommen, verrät er. Bliebe der Sarg.

Der steht, vielmehr liegt schräg auf der Bühne. Laut Beutel „eine Spezialanfertigung aus Holz und kaschiertem Styrodur.“ Das Material wird sonst für Dämmplatten verwendet. Möge das und der gebügelte Vorhang die Schreie dämpfen.

„Dracula“ Premiere Fr 19.8., auch Sa 20.8., bis August 2023, Do-Sa, jew. 20.00, Imperial (U St. Pauli), Reeperbahn 5, Karten zu 21,- bis 40,- unter T. 31 31 14; www.imperial-theater.de