Hamburg. Arthurs Schnitzlers Novelle “Fräulein Else“ bekommt eine völlig neue Tonspur zum Stummfilm von 1929. Durchweg schräg – und amüsant.

Stummfilm-Klassiker mit Neuvertonungen gibt es inzwischen eine ganze Reihe. Bei Paul Czinners „Fräulein Else“ nach einer Erzählung von Arthur Schnitzler kommt ein weiteres und neues Element hinzu: Das Duo Maschek mit Robert Stachel und Peter Hörmanseder synchronisiert das Geschehen und die Dialoge auf der Leinwand als Live-Performance.

Zusammen mit der Musicbanda Franui präsentierten die zehn Musiker und die beiden Sprecher in der Elbphilharmonie Czinners Film aus dem Jahr 1929 in dieser etwas anderen Form. Das Projekt ist eine gemeinsame Auftragsarbeit des Wiener Konzerthauses und der Elbphilharmonie. Im Programmheft beschreibt Robert Stachel die Methode von Maschek: „Wir verwenden das reine Bildmaterial und behandeln es völlig anarchisch und schauen, was man dadurch Neues erzählen kann.“

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Die etwas langatmige Introduktion mit der Pleite und den Geldnöten von Fräulein Elses Vater und ihrer Reise in die Olympiastadt St. Moritz synchronisieren die beiden Kabarettisten, als würde das Drama in der Gegenwart spielen. Corona-Tests kommen in ihren spontanen Assoziationen genauso vor wie Leerverkäufe an der Börse oder der Befehl: „Alexa, Licht!“

Elses Vater Alfred Thalhof (Albert Bassermann) geben sie für den Schriftsteller Schnitzler aus, der sich krank ins Bett flüchtet, weil er 17 Staffeln für eine Netflix-Serie schreiben muss. Die Synchronisation reiht Gag an Gag, manchmal sehr lustig, manchmal auch etwas platt. Nur im 6. Akt, als der fiese Kunsthändler Dorsday (Albert Steinrück) von Else fordert, sie nackt zu sehen, hält Maschek sich zurück, und Elses Drama mit ihrem Suizid flimmert unkommentiert über die Leinwand.

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Die Musicbanda Franui, in einem Osttiroler Dorf gegründet, unterlegt den Film mit einem unkonventionellen Soundtrack. Lieder und Stücke von Mozart, Schumann, Schubert, Satie und Bartók benutzen sie ebenso wie volkstümliche und schmissige Blasmusik, die zu Bierzeltfesten passt. Die eigens für „Fräulein Else“ von Trompeter Andreas Schett und Bassist Markus Kraller komponierte Musik ist durchweg schräg – wie die ganze „Else“. Außerdem unterstützt das Ensemble die Maschek-Sprecher mit allerlei Geräuschen.

Die Komik des Abends haben Autor und Filmregisseur sicher nicht intendiert, das Publikum aber ist begeistert von diesem unkonventionellen Umgang mit Schnitzlers Novelle.