Hamburg. Im ehemaligen Karstadt-Sport-Gebäude geht es ab 11. August um Schwarze Unterhaltungskünstler.
Mable Preach ist schon lange eine Figur in der Hamburger Kulturszene, die sich nicht übersehen lässt, denn die Regisseurin, Choreografin und Kuratorin zählt zu den rührigsten Künstlerinnen der Hansestadt. Alles begann mit ihrem Engagement beim Verein Lukulule, der unter anderem Musik-Workshops für Kinder und Jugendliche organisiert. Daraus ging Formation Now hervor, ursprünglich ein Jugendfestival. „Die Idee war, eine Plattform zu bilden für die Jugendlichen, weil sich viele von ihnen nicht gesehen und ernst genommen fühlten“, erzählt Mable Preach.
Die Jugendlichen wurden erwachsen und aus der Plattform Formation Now wurde ein großes Netzwerk. „Mir ist klar geworden, wie wichtig es war, einen Anfang zu machen, eine Anlaufstelle zu bieten für marginalisierte Stimmen“, sagt Mable Preach. „Mit uns im Team werden die, die woanders nicht mitsprechen können, auf jeden Fall gesehen.“
Museum bietet Einblicke in die Unterhaltungskultur von 1923 bis 2005
Derzeit richtet Preach in Hamburg das „Deutsche Museum für Schwarze Unterhaltung und Black Music“ im ehemaligen Karstadt-Sport-Gebäude an der Mönckebergstraße 2–4 ein. Anlässlich des Internationalen Sommerfestivals auf Kampnagel wird es am 11. August feierlich eröffnet. Die Idee stammt von den renommierten Choreografinnen und Regisseurinnen Joana Tischkau, Anta Helena Recke, Elisabeth Hampe und Frieder Blume, die in ihren Arbeiten Schwarze Künstlerinnen und Künstler sichtbar machen, ihre Geschichten erzählen.
Das geschieht nun auch in dem Museum, das tief in die Unterhaltungskultur unterschiedlicher Disziplinen der Jahre 1923 bis 2005 eintaucht. Es gibt feststehende überregionale Teile, aber auch individuelle lokal kuratierte Bereiche und hier kommt Mable Preach mit Formation Now ins Spiel.
Rapper Nana war in den 1990-ern eine bekannte Hamburger Größe
„Für mich war ganz klar, dass wir das machen. Das passt super zu unserer Arbeit“, sagt Preach. „Der Zugang war recht einfach, weil bei Lukulule viele Kinder ehemaliger bekannter Persönlichkeiten aus Musik und Showbiz mitwirken. Da war es leicht, Kontakt aufzunehmen.“ In den 1990er-Jahren war etwa der Rapper Nana eine bekannte Hamburger Größe, dessen Tochter früh bei Lukulule mitwirkte. Auch die Gruppe Black Butterfly kommt vor, die vor allem in den USA erfolgreich war.
Viele Hamburgerinnen und Hamburger kennen Jamaica Papa Curvin – seine Enkelin hat schon bei Lukulule gesungen. Ebenso dabei: die Moderatorin Love Newkirk. Rapper und Musikproduzent Samy Deluxe lud das Kuratorinnenteam in sein Musikstudio ein, damit es direkt vor Ort Objekte für das Museum aussuchen konnte. Zu sehen sind Schallplatten, Magazine, Autogramme, Instrumente und viele weitere Objekte. Teils sind es
Ankäufe, vielfach Leihgaben.
Neues Museum: Auch Exponate zu Roberto Blanco werden ausgestellt
Neben den Hamburger Schwerpunkten sind natürlich auch allerlei Devotionalien und Exponate überregionaler Schwarzer Künstlerinnen und Künstler zu sehen, etwa zu Roberto Blanco, Tic Tac Toe oder Arabella Kiesbauer.
Und zum Hamburger Trompeter und Schlagersänger Billy Mo (1923–2004), einem der ganz frühen Stars der Schwarzen Unterhaltung. Es ist ein wertvolles Archiv, das neben den Erfolgsgeschichten auch Aspekte von rassistischer Diskriminierung thematisiert und auf die Tatsache verweist, dass die meisten Schwarzen Künstlerinnen und Künstler von Weißen gemanagt wurden.
Zur Ausstellung, die viele neue Einblicke bieten soll, kommt ein umfangreiches Live-Programm mit Konzerten, Lesungen, Panels und Performances.
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Neues Museum wichtig für die Leistungen schwarzer Künstler
Erfahrungen mit der Kuration von Ausstellungen hat Mable Preach bereits am Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) gesammelt. Hier hat sie mit Formation Now an der sehr erfolgreichen Ausstellung „Hey Hamburg, kennst du Duala Manga Bell?“ mitgewirkt.
Preach ist Netzwerkerin, Regisseurin und Kuratorin zugleich und manchmal erscheint es ihr selbst ein bisschen viel. „Ich wollte nie alles machen, aber ich habe inzwischen das Gefühl, ich muss alles machen für die Menschen, die die Zugänge nicht direkt finden“, sagt sie. „Dieses Museum für Schwarze Unterhaltung und Black Music ist so wichtig, weil es zeigt, was diese Künstlerinnen und Künstler zustande gebracht haben.“
Deutsches Museum für Schwarze Unterhaltung und Black Music Eröffnung 11.8., 16 Uhr, Fr 12.8. bis So 28.8., 14 bis 21 Uhr (tägl. außer Mo, bis 21 Uhr oder bis Beginn des Live-Programms), am 11.8., 13.8., 20./21.8., 27./28.8. ab 19 Uhr mit Live-Programm, Mönckebergstr. 2–4 (ehemaliges Karstadt-Sport-Gebäude), 8 Euro; Programm unter www.kampnagel.de