Hamburg. Nach Schließung des Gogol-Centers plant Lux neu mit Serebrennikov. Künstlerischer Zusammenschluss soll für Freiheit und Frieden stehen.

Das Gogol-Center in Moskau galt lange als eines der innovativsten und kreativsten Theater Europas. Mit Bestürzung und Empörung hat das Thalia Theater in Hamburg die Nachricht von dessen Schließung aufgenommen. Während beim Festival in Avignon (Frankreich) ein großes Team russischer Künstler und Techniker mit dem Theater das größte internationale Thalia-Gastspiel seit jeher vorbereitet, werden in Moskau Kulturinstitutionen geschlossen, umbenannt oder neu besetzt.

„Die kulturellen Säuberungen und Zerstörungen nehmen zu, Tausende der künstlerischen und intellektuellen Elite haben Russland bereits verlassen und verlassen es immer noch“, sagte Thalia-Intendant Joachim Lux. „Putin führt nicht nur einen Krieg gegen die Ukraine, er führt einen Krieg nach innen, gegen die eigene Bevölkerung.“

Russland-Krieg: Serebrennikov flüchtete nach Hamburg

Begonnen hatte die dramatische Geschichte mit Proben in Moskau während des Corona-Lockdowns, bis Kirill Serebrennikov überraschend ausreisen durfte, um seine Inszenierung in Hamburg zur Premiere zu führen. In der Hoffnung auf Besserung der Umstände war der Regisseur, trotz Gefährdung und Absetzung als Leiter des Gogol-Centers zurück nach Moskau gereist. Vier Wochen später begann der Krieg gegen die Ukraine, der 52-Jährige verließ auf abenteuerlichen Wegen Moskau erneut gen Hamburg.

Serebrennikov, dessen „Der schwarze Mönch“ am Donnerstag das Festival von Avignon eröffnen wird, sagte dort: „Jetzt haben sie beschlossen, das Theater zu schließen. Wegen seiner Haltung. Wegen seiner Ehrlichkeit. Für den Versuch, Freiheit zu leben. Dafür, dass die Schauspieler seit all den Monaten, seit denen Krieg herrscht, nicht zum Applaus gekommen sind, sondern jede Aufführung mit dem Bild einer Friedenstaube beendet haben, um gegen den Krieg zu protestieren.“

Serebrennikov und Lux haben sich auf eine weitere Zusammenarbeit verabredet: Der Russe, in der nächsten Spielzeit „Artist in Residence“ am Thalia, will unter dem Motto „Gogol Center goes Europe“ eine enge künstlerische Partnerschaft begründen. Die ersten Projekte werden „Der Wij“ des ukrainischen Autors Nikolaj Gogol (Premiere im Dezember) und die Fortschreibung seiner Inszenierung „Barocco“ (im Mai 2023) sein, die er einst aus dem Hausarrest heraus am Gogol-Center inszeniert hat. Joachim Lux: „Wir werden die Gemeinsamkeit aller verteidigen, die für Freiheit und Frieden eintreten.“