Hamburg. Ein neues Album des britischen Musikers ist stets ein Ereignis. Hätte er das nicht einfach wie immer mit Radiohead machen können?
Der Name dieses Bandprojekts geht auf ein Gedicht von Ted Hughes zurück: „The Smile“ also. Die Sache ist sicher die, dass einen Thom Yorke und seine etatmäßige Band Radiohead oft zum Lächeln gebracht haben. Aber nicht, weil sie je fröhliche Songs gemacht, sondern weil sie so perfekt waren.
Insofern ist The Smile der beste Name, den Yorke, sein Radiohead-Kompagnon Jonny Greenwood und der Jazzmusiker Tom Skinner der neuen Band geben konnten. Skinners Einfluss auf das nun erscheinende Debütalbum „A Light For Attracting Attention“ (XL Recordings, Download ca. 15 Euro, CD/Vinyl ab 17. Juni) ist nicht zu überhören: Allerfeinstes Geklöppel hier, es unterlegt auf die typisch nervöse Weise Gitarren-getriebene und Synthesizer-infizierte Nummern. Der Sound ist keine Neuerfindung, würde sich irgendjemand wundern, stünde statt The Smile Radiohead auf dem Plattencover?
Wieder dabei: Symphonischer Support
So ist „A Light For Attracting Attention“ ein weiteres glänzendes Radiohead-Album – ohne drei Fünftel der Band. „Thin Thing“ und „The Opposite“ sind Titel mit Krautrock-Vibes, „Free the Knowledge“ dagegen eine Folk-Ballade, die so nur Yorke hinbekommt. Wenn man die Verlorenheit im Liebreiz von vorbeiziehenden Wolkenfeldern vertonen wollte, sie müsste so klingen. Yorkes Kopfstimme wäre als Marker für Schönklang immer schon genug, aber der Yorke-Bonus ist: Symphonischer Support ist bei seinen Kompositionen nie Zukleistern, sondern Veredeln.
Bei The Smile sind es die Streicher des London Contemporary Orchestra und eine Bläsersektion zeitgenössischer britischer Jazzmusiker wie Byron Wallen, Theon und Nathaniel Cross, Chelsea Carmichael, Robert Stillman und Jason Yarde, die zum Einsatz kommen. Sie machen Stücke wie „Pana-Vision“ und „The Smoke“ – zwei von satten sechs bereits vor Album-Veröffentlichung zu hörenden Songs – zu delikaten Hörerlebnissen.
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Ungemein tröstlich – trotz Pipi in den Augen
Kontrastiert werden sie vom Punkrock in „You Will Never Work In Television Again“ und dem Synthierock von „We Don’t Know What Tomorrow Brings“. Tatsächlich waren Yorke und Greenwood seit „Hail To the Thief“ nicht mehr so entschieden im Uptempobereich unterwegs. „Open the Floodgates“ ist ein psychedelisch-melancholischer Geniestreich, ein Fiebertraum.
Textlich ist Yorke im abstrakt bleibenden Bereich von Trauer, Wut und Sorge zu Hause. Eine diffuse Bedrohungslage ist immer zu spüren, aber, nennen wir es den Genie-Faktor: diese Musik ist auch ungemein tröstlich. Yorke bleibt der Musiker für alle, die gerne Musik mit Pipi in den Augen hören. tha