Weissenhäuser Strand. Besucher feiern beim Indoor-Festival am Weissenhäuser Strand mit alten und neuen Soulgrößen. Jan Delay bietet großzügige Zugabe.
„Wie heißt meine Band?“, ruft Jan Delay am Sonnabend von der Bühne in die Menge: „Disko!“ kommt aus geschätzt 2000 Kehlen zurück. Erstaunlich, dass die Leute im Bühnenzelt des Baltic Soul Weekenders noch Kraft haben, um zu „Intro“, „Klar“, „Disko“ und den anderen Hits des Hamburger Zeremonienmeisters zu feiern. „Endlich wieder tanzen“, freut sich Delay, die Fans haben enormen Vorsprung.
Der Baltic Soul Weekender am Weissenhäuser Ostseestrand, das Indoor-Festival, das 2007 als Erstes seiner Art in Deutschland gegründet wurde, ist schon seit Freitag in Gange. Bis in die Morgenstunden wird getanzt. Erst sind live alte Soul-Legenden wie Gloria Scott, The Blackbyrds und Cunnie Williams dran, begleitet von der Band Baltic Soul Orchestra.
Festival: Besuchern stehen vier Dancefloors zur Verfügung
Sie sind teilweise seit Jahrzehnten nicht mehr aufgetreten, schon gar nicht in Deutschland, und wurden vom Hamburger Veranstalter Daniel Dombrowe aufgespürt. Auch jüngere Formationen machen mächtig Alarm, allen voran Kraak & Smaak aus den Niederlanden, die ein wuchtiges Vocal-House-Feuerwerk entfachen.
Vor, nach und zwischen den Konzerten warten vier Dancefloors in der Ferienanlage auf bequeme Sohlen. Von Funk bis Hip-Hop, House bis Disco, Northern bis Nu Soul haben ungezählte Discjockeys wie Eddie Piller, Mousse T. und Levanna McLean alles dabei. Als die Sonne aufgeht, fährt man nicht nach Hause, sondern schleppt sich nur wenige Meter zum Apartment, ins gemütliche Bett oder zur Kaffeemaschine.
„Wir brauchen Bass“
Erholung vor dem Jan-Delay-Konzert bieten die benachbarte Badelandschaft oder der Strand – wo auch schon wieder Soul aus den Boxen wummert. Bei 15 Grad Außentemperatur kreisen Bierflaschen, Weintrauben, Sektflöten. Lotterleben. Aber kein günstiges Vergnügen: Die Karten für ein Wochenende mit Musik und Unterbringung kosten pro Person zwischen 230 und knapp 1100. Aber das Ü-40-Publikum, ein Großteil davon ist allein aus Hamburg angereist, gönnt sich was: „Endlich wieder tanzen.“
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„Wir brauchen Bass“, ruft die Soulgemeinde, und Jan Delay liefert ohne Verzögerung. „Saxofon“, „Action“, und „Rave Against The Machine“ werden von Delays Band Disko No. 1 kompakt und mit großer Spielfreude präsentiert. Nur eine Stunde ist für dieses Konzert eingeplant, aber das Ensemble und ihr Spielleiter grooven nach „Eule“ so lange weiter, wie auf „St. Pauli“ noch Licht brennt. Am Ende überzieht der Sänger eine halbe Stunde. Hammerzeit. Das bringt so einige Zeitpläne im Hintergrund durcheinander, aber aus Besuchersicht läuft das Festival trotz nur drei Monaten Planungszeit reibungslos.
Festival: Nächstes Baltic Soul Weekender steht fest
Raus geht es aus dem Zelt zurück auf die Tanzflächen zu DJ Friction, Mr. Brown und dem traditionellen Sonnenbegrüßungstanz mit Miss Kelly Marie. Die Sonnenbrillen verbergen rote Augen und verlaufenes Make-up. Alles wie immer also bei der Party an der Ostsee nach zwei Jahren Corona-Pause. Der nächste Baltic Soul Weekender steht übrigens schon fest: Vom 5. bis zum 7. Mai 2023 heißt es auch dann: Endlich wieder tanzen.