Hamburg. Jason Pierce musste Konzert in Hamburg absagen – dafür gibt es nun ein neues Album. Bei den Fontaines D. C. dreht sich alles um Irland.

Zu den fatalsten Corona-Konzertabsagen zählte fraglos die von Jason Pierce. Im März wollte der besser als J Spaceman bekannte englische Musiker mit seiner tatsächlich legendär zu nennenden Formation Spiritualized in der Laeisz­halle auftreten.

Wurde dann halt nix, aber jetzt ist endlich das neue Album da, nach mehrwöchiger Verschiebung. Dass es „Everything Was Beautiful“ (Pias, CD ca. 15 Euro) gibt, ist aber ein großes Glück. Schließlich hatte der Perfektionist Pierce nach den stellenweise zermürbenden, sehr lang geratenen Aufnahmen des 2018 erschienenen Albums „And Nothing Hurt“, die vor allem finanziell ein Kraftakt waren, eigentlich das Ende von Spiritualized verkündet.

Albumkritik: Pierce nennt seine Kunst „Spacerock“

Everything Was Beautiful.
Everything Was Beautiful. © Pias/Bella Union (Rough Trade)

Pierce hat seiner Kunst selbst schon vor langer Zeit die Gattungsbezeichnung „Spacerock“ gegeben. Die spiritualisierte Wall of Sound sieht auf „Everything Was Beautiful“ so aus, dass Pierce mal wieder locker ein Dutzend Instrumente selbst einspielte, zusätzlich 30 Musikerinnen und Musiker ins Studio holte und natürlich Chorgesänge über seine Kompositionen legt. Bluesrock, Gospel, Soul, Country, psychedelisch unterfüttert, das sind die Koordinaten des Albums. Die aufgeblasenste Musik des Universums, und man muss jeden Takt dieser gewaltigen, zwischen Schönklang und Kakophonie oszillierenden Kunst lieben.

Die beste Geschichte ist die, dass die fünf Musiker von Fontaines D. C. erst mal literarische Ambitionen hatten. Im Selbstverlag veröffentlichten sie zwei Bücher mit Gedichten, ehe ihr musikalisches Debüt im Jahr 2019 erschien.„Dogrel“ liebten dann alle auch ohne etwaige Kenntnis der Dichtkunst, das Album war so frisch und retro, wie Rockmusik in diesen Zeiten sein kann. Postpunk, Joy Division, The-Cure-Akkorde, Irishness: „Dublin in the rain is mine/A pregnant city with a catholic mind”.

„A Hero’s Death“ konnte nicht betourt werden

Albumcover Skinty Fia, Fontaines DC Third song from forthcoming new album Skinty Fia <p/>
Albumcover Skinty Fia, Fontaines DC Third song from forthcoming new album Skinty Fia

© Pias/Partisan Records (Rough Trade) | Pias/Partisan Records (Rough Trade)

Das Nachfolgealbum „A Hero’s Death“ war ein Werk der Pandemie, konnte also nicht betourt werden. Zuletzt wurde auch das Gruenspan-Konzert abgesagt. Es wird aber aber am 21. Juli nachgeholt. „Skinty Fia“ (Pias, CD ca. 15 Euro) heißt das nun erscheinende Werk, es ist vom Sound her 90er-Britrock, Big Beat und Akkordeon und textlich ein Album, das sich mit Irland auseinandersetzt.

Was im Falle des Haupt-Texters Grian Chatten bedeutet, vom neuen Zuhause London auf die eigene Herkunft zu schauen. Fontaines D. C. sind so irisch, wie es nur geht; zu Chattens Akzent kommt jetzt auch noch der keltische Sprachgebrauch.