Hamburg. Die Beatles, Little Richard und Ray Charles standen hier auf der Bühne. Ein nostalgischer Abend – mit Tanz und Tränen.
„An manche Orte werde ich mich mein ganzes Leben lang erinnern, obwohl manche sich verändert haben. Manche für immer und nicht zum Besseren. Manche sind verschwunden und manche sind noch da. All diese Orte haben ihre Momente“, singt Stefanie Hempel am Mittwoch im Indra John Lennons Zeilen aus dem Beatles-Klassiker „In My Life“. Hier und da sieht man, wie im Publikum Tränen der Rührung verdrückt werden.
Nostalgische Erinnerungen, dafür ist dieser Abend da. Schließlich wird der 60. Geburtstag des Star-Clubs gefeiert, der vom 13. April 1962 bis zum 31. Dezember 1969 an der Großen Freiheit 39 Musikgeschichte schrieb mit legendären Konzerten von den Beatles über Little Richard, Ray Charles und Chuck Berry bis zu Cream und Jimi Hendrix. Das Star-Club-Gebäude existiert seit 1986 nicht mehr, dafür gibt es das Indra noch, wo die Beatles im August 1960 ihre Hamburg-Ära begannen. Und der Star-Club-Stern, der einst die Fassade schmückte, ziert an diesem Abend die Indra-Bühne, auf der Stefanie Hempel und die Silver Spoons Rock’n’Roll- und Beatles-Hits spielen.
Kiez Hamburg: Auch die Fascher-Brüder waren da
Nicht wenige der knapp 190 Besucherinnen und Besucher standen seinerzeit im „Schtar-Klub“, wie er früher im Hamburger Slang ausgesprochen wurde, auf oder vor der Bühne: Liverbirds-Bassistin Mary Dostal-McGlory und Rattles-Bassist Herbert Hildebrandt sind da, Tony Sheridans Witwe und „Rosi‘s Bar“-Legende Rosi Sheridan-McGinnity (gewinnt immer noch jeden Tanzwettbewerb), Kiez-Chronist Günter Zint und auch der erste Star-Club-Geschäftsführer Horst Fascher mit seinen Brüdern Uwe und Fredi.
In den 60ern flachte das Trio so manche Nase im Boxring oder vor der Star-Club-Tür, jetzt lauschen sie verträumt „Ask Me Why“, „This Boy“ und „My Bonnie“.
Kiez Hamburg: Rollatoren waren außer Dienst
Nach den Silver Spoons erzählen die Hamburger Ur-Schrittmacher der Popkultur in der Runde mit NDR-Moderatorin Susanne Hasenjäger Döntjes von damals. Nicht alle Anekdoten passen in die offiziellen Chronologien (und in den Zeitplan des von Stefanie Hempel initiierten Abends), sind aber unterhaltsam wie rührend. Zum Beispiel als Horst Fascher die Stimme bricht, als er von seiner Zeit mit Tony Sheridan als Truppenbetreuer in Vietnam erzählt.
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Die letzte Zeitreise im Indra gibt es dann mit dem schottischen Trio The Poppermost aus Glasgow. Entsprechend dem Beatles-Wahlspruch „To The Toppermost of the Poppermost“ („auf geht’s bis ganz nach oben“) wird zu „I Saw Here Standing There“, „Kansas City“ und „Twist & Shout“ geschwoft. „Sweet Little Sixteen“, wie Herbert Hildebrandt mit The Poppermost singt, ist keiner mehr im Publikum. Aber „Rock’n’Roll hält jung“, weiß Susanne Hasenjäger. Der Beweis steht da schon seit Stunden einsam im Indra-Biergarten: Ein Rollator. Er wird an diesem Abend nicht gebraucht.