Hamburg. Das Hamburger Puppentheater kämpft noch um die Wahrnehmung unter den hanseatischen Bühnen. Aber das Publikum wird neugieriger.

Das Hamburger Puppentheater ist eigentlich eine Konstante in der hanseatischen Bühnenlandschaft: Seit 1942 existiert der Trägerverein, seit den 1980er-Jahren werden Kinderstücke im Barmbeker „Haus Flachsland“ gezeigt, mittlerweile auch von Zeit zu Zeit Produktionen für Erwachsene wie zuletzt etwa „Die Vermessung der Welt“ von Theater Fingerhut (Leipzig) und Theater Töfte (Halle/Westfalen). Alexander Pinto, seit 2016 Geschäftsführer, wünscht sich trotzdem mehr öffentliche Wahrnehmung für sein Haus.

Hamburger Abendblatt: Das Hamburger Puppentheater existiert schon recht lange, ursprünglich seit dem Zweiten Weltkrieg, als professionelles Theater seit den 1980ern. Aber viele kennen das Haus gar nicht.

Alexander Pinto: Als ich 2016 hier Geschäftsführer wurde, habe ich festgestellt, dass das Figurentheater in der Aufmerksamkeit noch nicht so richtig sein Potential ausschöpft. Das hatte auch strukturelle Gründe.

Zum Beispiel?

Pinto: Zum einen waren wir bis 2011 nur zu Gast im Haus Flachsland und haben sonntags den Saal im Haus der Jugend bespielt. Als das Haus der Jugend geschlossen wurde, war lange Zeit unklar, was aus dem Haus wird, weswegen wir stark aus der Wahrnehmung verschwunden sind. Ab der Spielzeit 2013/14 konnten wir mit Unterstützung der Kulturbehörde das Haus als feste Spielstätte des Hamburger Puppentheaters übernehmen. Ab da stieg die Aufmerksamkeit.

Die Stadt kennt Sie durchaus und fördert Sie als Privattheater.

Pinto: Die Kulturbehörde und die Stadt nehmen uns und die Kunstform ernst. Und mittlerweile sind wir auch in der Bezirkspolitik eine feste Größe, der Bezirk Nord unterstützt uns, Stiftungen unterstützen uns. Und das Publikum lernte uns auch immer besser kennen: 2019, vor Corona, hatten wir unsere beste Spielzeit mit knapp 15000 Zuschauern, eine Auslastung von knapp 73 Prozent. Ich bin überzeugt, wenn es Corona nicht gegeben hätte, würden wir heute bei 18.000 Zuschauern pro Spielzeit liegen.

Das Hamburger Puppentheater ist ein Gastspielhaus ohne eigenes Ensemble. Nach welchen Kriterien laden Sie denn ein? Sie haben einmal gesagt, dass Sie die „Vielfalt des Figurentheaters“ abbilden wollen – ist das Ihr dramaturgisches Prinzip?

Pinto: Wir haben uns dem zu stellen, was an Angebot da ist, was die Rahmenbedingungen hier im Haus ermöglichen und was das Publikum sehen will. Und dann haben wir noch den Anspruch der Vielfalt. In diesem Viergestirn bewegen wir uns, was die Programmgestaltung angeht.

Wo steht denn die nächste große Premiere, „Leonce und Lena“, in diesem Viergestirn?

Pinto: Da passte ganz viel. Bei „Leonce und Lena“ arbeiten zwei Bühnen zusammen, die wir schon seit Jahren gut kennen, das Ambrella Figurentheater und das Theater Rosenfisch. Außerdem fragt unser Publikum beim Abendprogramm sehr stark Literaturadaptionen nach. Und schließlich ist es eine Premiere, da haben wir gesagt: „Klar, interessiert uns!“

So wahnsinnig viele Weltpremieren finden sich gar nicht auf Ihrem Spielplan …

Pinto: Das sind, wie gesagt, meistens Gastspiele, die woanders produziert wurden und dann in den jeweiligen Heimatregionen zur Premiere kommen. Unsere Möglichkeiten, Premieren zu zeigen, sind also relativ begrenzt. Es ist dann aber häufig so, dass Stücke bei uns ihre Hamburg-Premiere feiern. Wobei wir im Kinderprogramm in den vergangenen Jahren mehr Premieren zeigen konnten.

„Leonce und Lena“ läuft im Erwachsenenprogramm. Dass die Mehrzahl der gezeigten Stücke im Kinder- und Jugendprogramm sind, während es ein bis zwei Aufführungen pro Monat für Erwachsene gibt, das hat sich bewährt?

Pinto: Wir sind in erster Linie ein Kinder- und Familientheater. Vor Corona hatten wir aufgrund der Nachfrage geplant, neben Sonnabend auch Freitags einmal im Monat Abendprogramm zu spielen. Dann kam Corona, und wir merken jetzt, dass die Nachfrage nach wie vor noch nicht wieder so ist, wie wir uns das wünschen.

Sie spielen die Stücke meist nur zweimal …

Pinto: Nachdem im Abendblatt Kritiken zu „Bestie Mensch“ und „Die Vermessung der Welt“ erschienen waren, wollten Leute Karten kaufen – aber da liefen die Stücke schon nicht mehr. Wir planen deswegen, Abendprogramme zu wiederholen. Im Herbst laden wir neue Stücke ein, und im Frühjahr zeigen wir die bestenfalls noch einmal. Die nächste Spielzeit starten wir mit „Die Verwandlung“ von Kafka, und das wiederholen wir dann Anfang 2023.

„Leonce und Lena“ 22. und 23. April, 19.30 Uhr, Hamburger Puppentheater, Bramfelder Straße 9, Tickets unter T. 334650781, weiteres Programm: www.hamburgerpuppentheater.de