Hamburg. Die Hamburgische Staatsoper setzt 2022/23 auf Wagner und Puccini – die Philharmoniker starten direkt mit einem Hammer.

Wenn ein Opern-Intendant bei der Präsentation der nächsten Spielzeit fallen lässt, dass die Pläne bis zu seiner Pensionierung 2025 praktisch festgezurrt seien, mag das beruhigend und vorsorglich gemeint ein, wirklich überraschend ist es bei den Planungsvorläufen kaum. Und auch ein Feuerwerk der Vorfreude wird dadurch vielleicht eher nicht gezündet. Bis es soweit ist, geht es Georges Delnon nach wie vor nicht darum, dicke rote Programmfäden zu spinnen oder Hausregie-Persönlichkeiten fest zu etablieren. Stattdessen: dieses und jenes mit diesem und jenem, mit einigen bereits Bekannten.

Für den Saisonstart kommt Herbert Fritsch wieder an die Dammtorstraße – wie seine mitunter berühmt-berüchtigte Albernheitstendenz sich mit dem bekanntlich sehr unlustig endenden Musik-Drama „Carmen“ verträgt, wird sich weisen; als Dirigent wurde Bremens Generalmusikdirektor Yoel Gamzou in die andere Hansestadt eingeladen.

Oper Hamburg: Thalheimer inszeniert Wagner

Neuer Wagner bleibt hauseigene Chefsache: In wenigen Tagen dirigiert Kent Nagano die neue „Tannhäuser“-Produktion, im Oktober folgt ein neuer „Holländer“, inszeniert von Michael Thalheimer, der zum bewährten Regisseurs-Bestand zählt. Die Titelpartie wird Vitalij Kowaljow singen. Nur ein Schostakowitsch ist fast kein Schostakowitsch: Also folgt nach Karin Beiers Version von der „Nase“ nun auch die „Lady Macbeth von Mzensk“, in der Urfassung von 1932. Auch hier wird Nagano die musikalische Leitung übernehmen, für die Regie wurde die Russin Angelina Nikonova gewonnen.

Ein herausstechend prominenter Name im Cast ist die Sopranistin Camilla Nylund als Titeltragödin Katarina Ismailowa. Drei Stückchen an einem Abend übernimmt Axel Ranisch, von Haus aus eher vom Film kommend, beim Puccini-Dreierpack „Il Trittico“. Die Handlungen der drei Einakter haben nichts miteinander zu tun, das macht es nicht einfacher. Ranisch will dennoch gemeinsame Plot-Nenner herausarbeiten, hieß es.

Oper: Sciarrinos mit „Venere e Adone“ in Hamburg

Das Wichtigste zu „Venere e Adone“ zuerst: Die neue Oper des Italieners Salvatore Sciarrino ist komplett fertig, kein banges, jahrelanges Zuwarten also, wie es Salzburg und die Scala mit Kurtàgs Beckett-Oper durchmachen mussten. Die 18. Uraufführung seit deren Amtsantritt 2015 werden die Chefs Delnon und Nagano gemeinsam auf die Bühne bringen, sie erzählen die „Geschichte des Schiffbruchs“ des klassischen Adonis-Mythos.

Abseits der Premieren sollte man ein Auge auf die „THE ART OF“-Liederabendreihe haben, die Größen wie Waltraud Meier und Bryn Terfel bringt. Aber leider nicht in szenische Produktionen.

Philharmoniker Hamburg: Saison beginnt mit Hammer

Für seine Philharmoniker hat Nagano den Saisonauftakt vor den regulären Abo-Programmen ausgebaut: Die „Philharmonische Akademie“ stellt mit drei Konzerten im Michel Werke von Pärt in den Kontext von frisch Komponiertem. Ebenfalls für Feinschmecker ist die Aufführung von Brahms’ „Deutschem Requiem“ in einer neu edierten Version, die sich auf die Fassung der sechssätzigen Uraufführung bezieht – die 1868 im Bremer Dom stattfand.

Die Konzertsaison beginnt mit einem buchstäblichen Hammer: Mahlers Sechste, die mit den Hammerschlägen. Evgeny Kissin spielt Rach 3. Joana Mallwitz, überall mehr als sehr gefragt, kombiniert Weills Erste mit dem Korngold-Violinkonzert und Strawinskys „Sacre“. Corona hat verhindert, dass Widmanns XXXL-Oratorium „ARCHE“ zum Fünften der Elbphilharmonie wiederaufgeführt wurde – im Juni 2023 soll es klappen. Für die Eröffnung des Musikfests 2023 schreibt der US-Amerikaner Sean Sheperd ein großes Werk auf Texte von Ulla Hahn. Und Ex-Intendant Peter Ruzicka dirigiert neben Eigenem auch die „Star Wars“-Suite von John Williams.

Weitere Informationen: www.staatsoper-hamburg.de, www.philharmoniker-hamburg.de