Hamburg. Große Kleinkünstlerinnen kommen, dazu akustischer Pop und berührendes Theater: Hamburgs beste Termine, für die es noch Karten gibt.
Gleich zwei musikalisch begnadete Kabarettistinnen im Polittbüro, ein ausgeigezeichneter Monolog im Ernst Deutsch Theater, ein TV-bekannter Comedian im Schmidt und ein Treffen von Musik und Wissenschaft in der Elbphilharmonie – Hamburg muss trotz der Pandemie kulturell nicht darben.
Kultur Hamburg: Kleinkunst mit Freudenschuss und Betancor
Beide sind respektive waren Trägerinnen des Deutschen Kleinkunstpreises in der Sparte Chanson/Musik/Lied. Und sowohl Katie Freudenschuss als auch Susanne Betancor alias die Popette tragen diesen mit Freude und Würde. Den Angang macht in dieser (Frauen-)Woche im Polittbüro Freudenschuss. Dort wird die Hamburgerin mit österreichisch-hessischen Wurzeln am Klavier und mit Stand-up gewiss mehr zeigen können als Anfang Januar beim Neujahrskonzert des St. Pauli Theaters in der Elbphilharmonie mit einer improvisierten Hamburg-Hymne. Dazu dient programmatisch Katies’ Tagebuch, das auf mysteriöse Weise in ihren Besitz gelangt ist.
Popette Betancor, in den 90ern mit ihrem Programm „Privat ist modern“ auf der Höhe der Zeit, ist immer noch musikalisch eigensinnig und sprachlich absurd wie zwischen Magerquark und Leergut. Mit neuen Alltagsbeobachtungen und begleitet von den Musikerinnen Clara Haberkamp (Klavier) und Natascha Zickerick (Tuba) spielt die Kleinkunstpreisträgerin von 1998 am Freitagabend am Steindamm in St. Georg.
Katie Freudenschuss: „Einfach Compli-Katie!“, Sa 29.1. Betancor: „Songs in Beige“, HH-Premiere Fr 4.2., jew. 20.00 (U/S Hbf.), Steindamm 45, Karten zu 20,-/erm. 15,- unter T. 28 05 54 67; www.polittbuero.de, 2G-plus-Regel
Unvergessliches Theater-Erlebnis: „Ich werde nicht hassen“
Es gibt traurige Stücke, die bleiben leider auch Jahre nach ihrer Erstaufführung aktuell – und für das Publikum sind sie ein unvergessliches Erlebnis. „Ich werde nicht hassen“, ist solch ein Fall. 2015 wurde das Stück des Stuttgarter Regisseurs Ernst Konarek bei den Privattheatertagen in Hamburg als bestes Drama mit dem Monica-Bleibtreu-Preis ausgezeichnet.
Mohammad-Ali Behboudi spielte – erst heiter, dann tief berührend – darin einen Arzt („Dr. Gaza“), der beim israelischen Angriff auf sein Haus drei Töchter und eine Nichte verloren hat. Alles nach einer wahren Begebenheit. Am Dienstag gibt Behboudi, inzwischen als Schauspieler und Regisseur auch am Ernst Deutsch Theater tätig, den Monolog noch mal als Gastspiel an der Mundsburg. Das Thema bewegt noch immer.
„Ich werde nicht hassen“ Di 1.2., 19.30, Ernst Deutsch Theater (U Mundsburg), Friedrich-Schütter-Platz 1, Karten zu 30,-/erm. 15,- unter T. 22 70 14 20; www.ernst-deutsch-theater.de, 2G-plus-Veranstaltung
Comedy: Bernhard Hoëcker stellt sich wichtigen Menschheitsfragen
Bernhard Hoëcker, fernsehbekannter Komiker, steht seit Anfang des Jahres mit seinem sechsten Soloprogramm „Morgen war gestern alles besser“ wieder auf der Bühne. Am Montag stellt er sich im Schmidt Theater den wichtigen Fragen der Menschheit. Was war noch gleich autonomes Fahren? Verfällt die deutsche Sprache? Und wie erreichen wir Nachhaltigkeit?
Mit diesen und anderen Themen ist er am Puls der Zeit, fest entschlossen, die Gegenwart mit Witz und Humor zu beleuchten. Hoëcker, auch als Teilnehmer diverser Fernseh-Quizformate überaus präsent, ist mit Wissen und Schneid gewappnet, um auch die scheinbar großen Probleme ganz klein werden zu lassen.
„Morgen war gestern alles besser“ Mo 31.1., 19.30, Schmidt Theater (U St. Pauli), Spielbudenplatz 24-25,-, Karten ab 21,80 unter T. 31 77 88 99; www.tivoli.de, 2G-plus-Regel
Im Kino: Dokumentarfilm „Freistaat Mittelpunkt“
Es ist nur ein kleines Wort, seine Konsequenzen jedoch waren böse. Unter Eugenik verstanden die Nazis die Lehre von der angeblichen „Verbesserung des Erbguts“, es geht also um „Rassenhygiene“. Zu wenig, fand Regisseur Kai Ehlers, sei von diesem Kapitel bisher an die Öffentlichkeit gelangt. Deshalb drehte er den Dokumentarfilm „Freistaat Mittelpunkt“, in dem er von der Zwangssterilisation von Ernst Otto Karl Grassmé berichtet.
Der erzählt darin nicht nur, was ihm widerfahren ist, sondern auch, was er sich für sein Leben gewünscht hätte. Im Nachkriegsdeutschland setzte sich sein Leiden noch fort. Regisseur Ehlers kommt am Sonntag ins Abaton, um den Film vorzustellen.
„Freistaat Mittelpunkt“ So 30.1., 11.00, Abaton (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten 9,-; www.abaton.de
Konzert: Wiedersehen mit „Acoustics“ in der Elbphilharmonie
Corona hin, Pandemie her: Auf die Konzertreihe „Acoustics“ ist in jeder Jahreszeit Verlass. 2021 feierte dieser auf dem Lattenplatz vor dem Knust entstandene Freiluftklassiker seinen zehnten Geburtstag im Kleinen Saal der Elbphilharmonie, und auch daraus könnte eine Tradition werden: am 2. Februar gibt es ein Wiedersehen mit den „Acoustics“, erneut im Kleinen Saal.
Mit dabei sind dieses Mal die beiden in Berlin lebenden Sachsenbrüder Stefan und Michael Heinrich mit ihrem Indie-Projekt KLAN, das in den vergangenen Jahren immer zu den besonders begehrten Pflichtbesuchen beim Reeperbahn Festival gehörte. Und als ehemalige Straßenmusiker und Wohnzimmer-Festivalgäste sind auch die akustischen Versionen ihrer Alben „Wann hast du Zeit?“ und „Zwei Seiten“ maximal wirksam bei minimaler Besetzung. Ebenfalls aus Berlin an die Elbe kommen das Indie-Pop-Quartett The Flavians sowie Sängerin Novaa.
Acoustics: Mi 2.2., 19.30, Elbphilharmonie, Kleiner Saal (U Baumwall, Bus 111), Platz der Deutschen Einheit, Karten zu 30,- im Vorverkauf, 2G-plus-Veranstaltung; www.elbphilharmonie.de
Am 31. Januar trifft Wissenschaft auf Musik im Themenkonzert
Der Versuch, Ordnung ins Chaos zu bringen, eint in seinen Herausforderungen nicht nur Wissenschaftler aller Sparten, sondern auch Musiker – angefangen beim Dirigat bis hin zu den Verlagen. Odnung im Chaos ist auch das Motiv für das Themenkonzert Musik und Wissenschaft am 31. Januar im Kleinen Saal der Elbphilharmonie: Klimaforscher Prof. Dr. Bjorn Stevens, Direktor der Abteilung „The Atmosphere in the Earth System“ am Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie trägt vor, dazu spielen Hibiki Oshima, Myung-Eun Lee, Thomas Rühl, Saskia Hirschinger und Anne von Twardowski Werke von Schostakowitsch und Mussorgsky.
Musik und Wissenschaft Mo 31.1, 19.30, Elbphilharmonie, Kleiner Saal (U Baumwall), Platz der Deutschen Einheit, Karten ab 11,- im Vvk., 2G-plus-Veranstaltung, www.elbphilharmonie.de
- Salonen gelingt in der Elbphilharmonie ein Kunststück
- Wild und großartig! Am Ende kann das Publikum nicht mehr
- Philharmoniker-Konzert mit Musik und Wissenschaft
Literatur: Livemusik und Dichterwettstreit beim „Georg-Slam“
Einen Abend lang dem Alltag entfliehen und sich der Kreativität der Poetinnen und Poeten hingeben. Unter diesem Stern steht der „Georg-Slam“ im Kulturladen St. Georg. Das Publikum erwartet am Freitag einen Mix aus Rap, Poesie und Stand-up. Wie immer beim Poetry-Slam entscheiden die Zuschauer über den Sieger, diesmal jedoch können die Gäste mitentscheiden, wer der Vortragenden am Ende des Abends den goldenen Schreibblock gewinnt. Begleitet wird der Dichterwettstreit von Livemusik.
„Georg Slam“ Fr 4.2., 20.00, Kulturladen St. Georg (U Lohmühlenstraße), Alexanderstr. 16, Eintritt 5,-; 2G-plus-Veranstaltung
Märchenstunde im Hoftheater Ottensen
Am kommenden Freitag lädt das Hoftheater in Ottensen Groß und Klein zum Märchenklassiker „Hans im Glück“. Jan Radermacher inszeniert ihn nach dem Original der Brüder Grimm mit Musik. Nach sieben langen Jahren möchte sich Hans wieder auf den Weg in seine Heimat machen. Zum Dank für seine Arbeit bekommt er vor seiner Abreise einen riesigen Goldklumpen geschenkt. Doch schon bald ist das Gold einfach zu schwer, und Hans entscheidet sich, ihn gegen ein Pferd zu tauschen. Dieses tauscht er schließlich gegen eine Kuh. Für Hans beginnt eine abenteuerliche Reise mit einigen Herausforderungen, denen er mit aller Kraft trotzt.
„Hans im Glück ab 3 J., Fr 4.2.,16.00, auch Sa 5.2., 14.00 und 15.30, Hoftheater Ottensen (Bus 115, 150), Abbestraße 33, Karten zu 8,-, unter T. 29 81 21 39, 2G-plus-Regel
Ausstellung „Form Spiel“ in Rothenburgsort
„Form Spiel“ heißt die neue Gruppenausstellung, zu der Galeristin Evelyn Drewes in ihre Galerie nach Rothenburgsort lädt. In Berlin lebende Künstlerinnen und Künstler zeigen ihre aktuellen, meist plastischen Werke. Der Mensch findet absichtsvoll in der Suche und zufällig im Spiel: neue Formen, Kombinationen, Farbkonstellationen und Assoziationen.
„Formspiel“: Eröffnung Do 3.2., 18.00–21.00, 4.2.–18.3., Galerie Evelyn Drewes (U,/S Elbbrücken), Brandshofer Deich 52, Di–Fr 14.00–18.00 und nach Vereinbarung, Eintritt frei, 2G