Hamburg. Das Filmjahr 2022 kann sich sehen lassen: Leinwand-Begegnungen gibt es unter anderem mit Tom Cruise, Charly Hübner, Fatih Akin.

Das Kinojahr ist zurzeit noch mit vielen Fragezeichen versehen. Was wird aus der Berlinale? Darf man sich auf das Festival in Cannes freuen? Kann das Filmfest Hamburg im Herbst seinen 30. Geburtstag feiern? Finden kurz danach die Nordischen Filmtage in Lübeck statt? Oder müssen wir alle doch zum Daumenkino greifen? Die Jahresvorschau enthält noch reichlich Konjunktive, wobei die Branche bis vor wenigen Tagen noch recht optimistisch war.

Was vermutlich auch an der Abteilung Déja-vu liegt: Tom Cruise will sich in „Top Gun: Maverick“ mal wieder in Pilotenuniform zeigen (Filmstart: 26.5.), „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ soll im Juni in die Kinos kommen. Viel Zeit gelassen hat sich Erfolgsregisseur James Cameron mit der Fortsetzung seines erfolgreichen Science-Fiction-Films „Avatar – Aufbruch nach Pandora“. Zwölf Jahre später steht „Avatar 2“ in den Startlöchern. Zwar erst im Dezember, dafür aber mit Kate Winslet und Sigourney Weaver. Schon im Juni soll man dagegen Tom Hanks im Film „Elvis“ als Manager des Musikers im Film von Baz Luhrmann sehen können.

Kino Hamburg: „The Tutor“ wird in der Hansestadt gedreht

Mads Mikkelsen kommt für einen dänischen Historienfilm unter anderem nach Hamburg.
Mads Mikkelsen kommt für einen dänischen Historienfilm unter anderem nach Hamburg. © picture alliance | Reynaud Julien/APS-Medias/ABACA

Aber auch die Heimspiele sind vielversprechend. Im Laufe des Jahres sollen in Hamburg unter anderem die deutsch-britische Koproduktion „The Tutor“ und der dänische Historienfilm „The King’s Land“ gedreht werden – hier steht Dänemarks Exportschlager Mads Mikkelsen an der Elbe vor der Kamera. Und auch das Drama „Sterben“ vom Drehbuchautor, Regisseur und ehemaligen Abaton-Vorführer Matthias Glasner soll in Hamburg entstehen.

Zwei von der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein geförderte Arbeiten sind bereits im Kasten und befinden sich zurzeit in der Postproduktion: Fatih Akin hat Ende des vergangenen Jahres seinen neuen Film „Rheingold“ abgedreht. Er erzählt darin von Giwar Hajabi alias Xatar, der nicht nur als Musikunternehmer reüssierte, sondern auch als Dealer und Goldräuber in die Schlagzeilen kam. Gedreht hat der Hamburger Filmemacher das Drama mit Emilio Sakraya, Mona Pirzad, Sogal Faghani, Kardo Razzazi und Ugur Yücel in Deutschland, den Niederlanden und Marokko.

„Mittagsstunde“ von Dörte Hansen verfilmt

Weniger gewalttätig dürfte es im neuen Film von Lars Jessen zugehen. Der Hamburger Regisseur konnte viele bekannte Namen vor seiner Kamera versammeln. „Mittagsstunde“ ist die Verfilmung eines erfolgreichen Romans von Dörte Hansen. Er spielt in Nordfriesland und wurde in einem alten Landgasthof quasi vor der Haustür der Autorin in Szene gesetzt. Die Hauptrolle spielt Charly Hübner als ein Wissenschaftler, der nach langer Zeit in seine Heimat zurückkehrt und feststellen muss, dass sich dort fast alles geändert hat. Mit dabei sind außerdem Hildegard Schmahl, Peter Franke und Gabriela Maria Schmeide. „Rheingold“ und „Mittagsstunde“ haben momentan noch keine Starttermine.

Filmszene aus
Filmszene aus "Niemand ist bei den Kälbern" © © FILMWELT Verleihagentur / Weydemann Bros. / Foto: Max Preiss

Am 20. Januar soll ein ziemlich ungewöhnliches Drama in die Kinos kommen, das schon im Herbst beim Filmfest Hamburg zu sehen war. „Niemand ist bei den Kälbern“ basiert auf der Vorlage von Alina Herbing. Es geht darin um die Tristesse in der ländlichen ostdeutschen Provinz. Regisseurin Sabrina Sarabi setzt ganz auf die Schauspielerin Saskia Rosendahl, die vor zehn Jahren mit dem Film „Lore“ bekannt wurde. Auch hier ist sie in fast jedem Bild zu sehen und schlägt sich großartig.

„Monobloc“ schon im Januar vorgesehen

Ebenfalls für den Januar vorgesehen ist der Dokumentarfilm „Monobloc“ über das meistverkaufte Möbelstück aller Zeiten: einen weißen Plastikstuhl. Noch ohne Starttermin sind Ali Samadi Ahadis Kinderfilm „Peterchens Mondfahrt“ und die neue Komödie von Julia Becker. Der Film „Over & Out“, bei dem Becker für Drehbuch und Regie verantwortlich ist, kann allerdings einen glänzenden Cast vorweisen: Jessica Schwarz, Petra Schmidt-Schaller, Nora Tschirner. Erst im März wird man wohl Kilian Riedhofs Film „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ über die Hintergründe des Attentats auf den Pariser Club Bataclan zu sehen bekommen.

Kathrin Kohlstedde, Programmmacherin beim Filmfest Hamburg, hat noch andere Produktionen auf ihrem Zettel: „Ich freue mich auf die Coming-of-Age-Geschichte ,Licorice Pizza‘ von US-Regisseur Paul Thomas Anderson“, sagt sie – besetzt ist der Film unter anderem mit Sean Penn (27.1.). Auch der Fe­bruar könnte ein guter Kinomonat werden, dann sollen der iranische Film „Ballade von der weißen Kuh“ von Behtash Sanaeha und Maryam Moghadam sowie „Petite Maman – Als wir Kinder waren“ von Céline Sciamma starten.

Kino Hamburg: Im April startet „Red Rocket“

Im selben Monat geht der sehr autobiografisch gefärbte Schwarz-Weiß-Film „Belfast“ von Sir Kenneth Branagh über seine Heimatstadt ins Rennen. Er gilt als heißer Oscar-Anwärter – nicht nur wegen des tollen Soundtracks mit Songs seines nordirischen Landsmanns Van Morrison.

Aus dem Kosovo kommt ein Film, dem man eine Menge zutrauen darf.
„Hive“ zeigt ein starkes Frauenporträt der Regisseurin Blerta Basholli. Im März folgt „Das Ereignis“, ein Abtreibungsdrama und die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Annie Ernaux, die Au­drey Diwan inszeniert hat. Im April soll die Komödie um einen ehemaligen Pornostar „Red Rocket“ mit Sean Baker in die Kinos kommen. Freunde der Filme von Regisseur Gaspar Noé dürfen sich zudem auf sein neues Werk freuen.

Für bloßes Daumenkino jedenfalls wäre das alles viel zu schade.