Hamburg. In der neusten Episode tritt Orlando Oxford als globaler Krisenverhinderer auf. Der Film leidet aber an einem unausgegorenen Drehbuch.

Wenn man sich die historischen Bilder so ansieht, könnte man sich Grigori Jefimowitsch Rasputin, den russischen Wanderprediger und Geistheiler am Hof Zars Nikolaus II., vielleicht wirklich so vorstellen, wie Rhys Ifans ihn hier spielt: als unausstehliche, intrigante Spinne von bösartigster Kreativität, als sinistren Drahtzieher, dem sogar Giftanschläge und Dolchstöße kaum etwas anhaben konnten.

Es liegt allerdings in der Natur der Sache, was Rasputin im Rahmen der „Kingsman“-Reihe sein muss: ein fast unschlagbarer Nahkämpfer etwa, der das Schwert genauso beherrscht wie asiatische Kampftechniken. Die Stärke der Serie, die auf dem Comic von Mark Millar und Dave Gibbons beruht und mit „Kingsman: The Secret Service“ (2014) und „Kingsman: The Golden Circle“ (2017) zwei ganz passable Agentenklamotten hervorbrachte, lag ja schon immer in der hemmungslosen Überzeichnung ihrer Figuren, gern bis an die Schmerzgrenze und auch mal darüber hinaus.

Kino Hamburg: Mata Hari erpresst Präsidenten mit Sexvideo

In der neuesten Episode, die als Prequel angelegt ist und mit „The King’s Man: The Beginning“ bedeutungsvoll in den Genitiv wechselt, wurde allerdings des Guten doch zu viel getan. Matthew Vaughns Film beginnt im Jahr 1902, als Orlando Oxford (Ralph Fiennes) im Burenkrieg die Ermordung seiner Frau Emily (Alexandra Maria Lara mit vier Minuten Leinwandpräsenz) mitansehen muss und fortan beschließt, in Zukunft als globaler Krisenverhinderer auf den Plan zu treten, dem Wohle der Menschheit zuliebe.

Er gründet ein internationales Spionagenetzwerk, das sogleich in die Händel des Ersten Weltkriegs hineingezogen wird – und sich mit den Machenschaften einer finsteren Gegenorganisation konfrontiert sieht, die von der Fortdauer der Metzeleien profitieren will. Unter ihren Mitgliedern ist eben jener Rasputin – und auch eine andere alte Bekannte, Mata Hari (Valerie Pachner), die den US-Präsidenten mit einem Sexvideo erpresst.

Kino Hamburg: „The King’s Man“ hat einige Schwächen

Der Film verheddert sich in den Schlingen eines reichlich unausgegorenen Drehbuchs, das eine Revue von Schauwerten mit einer guten Geschichte verwechselt. Daran kann auch Daniel Brühl als Erik Jan Hanussen nichts ändern – und David Kross als Hitler ebenso wenig.

„The King’s Man“ 131 Minuten, ab 16 Jahren, läuft im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Savoy, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek