Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: Friedrich Overbeck „Die Anbetung der Könige“.
Eigentlich sind die Herrschaften in der Mitte noch ein bisschen zu früh dran. Das Bild „Anbetung der Könige“ von Friedrich Overbeck (1789 bis 1869) zeigt, wie Caspar, Balthasar und Melchior dem kleinen Jesus huldigen und ihm Geschenke bringen, der auf dem Schoß seiner Mutter sitzt. Dabei haben die drei Herrscher ihren großen Auftritt doch erst im Januar. Aber ein schönes weihnachtliches Motiv ist das Werk natürlich schon – was machen da die paar Tage?
Der aus Lübeck stammende Künstler und Bürgermeistersohn begann dieses Bild im Auftrag von Königin Caroline von Bayern im Jahr 1811 und malte zwei Jahre daran. Es zeigt ein in der Kunstgeschichte schon zuvor häufig dargestelltes Motiv. Overbeck wählte in diesem Fall Holz als Untergrund, es geht hier also um Tafelmalerei. Es gibt aber auch noch eine Bleistiftzeichnung, die meist als Vorstudie für dieses Bild gehandelt wird, die das Motiv allerdings seitenverkehrt zeigt.
Kunsthalle Hamburg: Wie die Heiligen Drei Könige Jesus Geschenke bringen
Bereits seit seiner Jugend galt Overbeck als ein guter Zeichner. In diesem Bild ist es ihm besonders gut gelungen, die drei Könige plastisch wirken zu lassen. Er entwickelte seine Figuren meist aus Umrisslinien heraus. Der Künstler setzte aber auch stark auf Lokalfarbigkeit, benutzte die Farben also in ihrer ursprünglichen ungebrochenen Reinheit, wie man hier etwa an Marias blauem Umhang sieht.
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Die Könige übergeben ihre Gaben vor einem Gebäude, das der Stall von Bethlehem sein könnte, vor dem der Boden erstaunlicherweise gefliest ist. Vorder- und Hintergrund sind klar voneinander getrennt. Im Hintergrund sehen Musikanten, mit Speeren bewaffnete Menschen und zwei Kamele der Geschenkübergabe wohlwollend zu. Am Horizont erstreckt sich eine hügelige Landschaft.
Sein Studium in Wien hatte Overbeck bereits im Jahr 1810 abgebrochen und war mit seinen Freunden Ludwig Vogel und Franz Pforr nach Rom gegangen, um die Maler der italienischen Früh- und Hochrenaissance wie Raffael und Perugino zu studieren. Auch Peter Cornelius und Philipp Veit schlossen sich ihnen an. Ihr Anliegen war es, die Kunst im Geist des Christentums mit den Mitteln der Frührenaissance zu erneuern. Sie nannten sich zunächst Lukasbrüder, später Nazarener. Zu ihrem Hauptwerk zählen die Fresken der Casa Bartholdy.
Friedrich Overbeck, der „Prinz der Maler“
Overbeck galt als Patriarch, hatte viele Schüler und war hoch angesehen. 1813 konvertierte er zum Katholizismus, danach malte er nur noch biblische Motive. Papst Pius IX. besuchte ihn in Rom.
Der britische Kunstkritiker August Welby Northmore Pugin nannte den Lübecker „Prinz der Maler“. Aber nicht allen gefiel diese Art der Malerei, denn die Kunst hatte sich ja schon längst weiterentwickelt. Der ehemalige Leiter der Hamburger Kunsthalle, Carl Georg Heise, beschrieb Overbeck einerseits als „Epigonen“, lobte aber andererseits die Anschaulichkeit seiner Bilder.
Johann Wolfgang von Goethe schrieb besonders kritisch: „Der Fall tritt in der Kunstgeschichte zum ersten Mal ein, dass bedeutende Talente Lust haben, sich rückwärts zu bilden, in den Schoß der Mutter zurückzukehren und so eine neue Kunstepoche zu begründen.“