Hamburg. Der Franko-Hamburger bekommt vier Jahre nach seiner Einbürgerung den Orden für sein Engagement für die Völkerverständigung.
So oft ist Emmanuel Peterfalvi (54) nicht im Hamburger Rathaus. Fast auf den Tag genau vier Jahre, nachdem er dort vom damaligen Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) im Kaisersaal wie etwa 500 andere Menschen seine Einbürgerungsurkunde erhalten hatte, ging er am Donnerstagmorgen erneut die Treppen hoch. Diesmal war der Rahmen deutlich intimer, der Anlass aber umso bedeutsamer:
Eigentlich hätte ihn Kultursenator Carsten Brosda im Turmsaal empfangen wollen. Weil der Präses der Behörde aber fast die ganze Woche als Leiter der Gruppe Kultur- und Medienpolitik bei den Ampel-Koalitionsverhandlungen in Berlin gefragt ist., sollte Jana Schiedek am frühen Vormittag Peterfalvi den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verleihen, auch Bundesverdienstkreuz genannt. Anstelle der erkrankten Kultur-Staatsrätin ehrte dann kurzfristig Sport-Staatsrat Christoph Holstein (alle SPD) den deutsch-französischen Kabarettisten. Bekannt mit seiner Kunstfigur Alfons und in der orangefarbenen Trainingsjacke „VEB unkaputtbar“, erhielt er die Auszeichnung für sein „herausragendes Engagement für die Völkerverständigung“.
Auszeichnung: Bundesverdienstkreuz für Emmanuel Peterfalvi alias Alfons
Alfons sei ein wichtiger Botschafter für Toleranz und Humanität, heißt es in der offiziellen Begründung. Über seine Tätigkeit als Satiriker hinaus setze sich Emmanuel Peterfalvi seit Jahren für die deutsch-französische Verständigung und den europäischen Gedanken an sich ein. „Gerade in der gegenwärtigen Lage, in der die europäische Integration inneren und äußeren Angriffen ausgesetzt ist, ist diese Arbeit von sehr großem Wert“, so der offizielle Wortlaut.
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Peterfalvi war vor 30 Jahren mit dem Nachtzug aus Paris nach Hamburg gekommen. Hier 16 Monate Ersatzdienst absitzen, dann schnell zurück nach Paris - das war sein Plan. „Ich habe mir damals überhaupt nichts von Deutschland erwartet, am allerwenigsten eine Auszeichnung“, sagte Peterfalvi, der zunächst beim damaligen Pay-TV-Sender Premiere anfing und dann als trotteliger Reporter mit Puschelmikrofon beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen reüssierte: erst beim NDR („extra 3“), inzwischen seit Jahren als Gastgeber seiner eigenen Show „Alfons und Gäste“ beim Saarländischen Rundfunk.
Peterfalvi in Deutschland: Vom "dummen Zufall" zum "großen Glück"
In seinem fünften Bühnenprogramm „Jetzt noch deutscherer“ hatte Peterfalvi alias Alfons die Geschichte seiner Einbürgerung thematisiert. Der Franko-Hamburger erzählte darin auch von seinen Kindheitserfahrungen in Paris und dessen Peripherie – vor allem aber von seiner Großmutter Erica. Die Erinnerung an die „Grand-Mère“ und ihre versöhnliche Haltung dem einstigen Kriegsgegner Deutschland gegenüber hatten Alfons bestärkt, außer der französischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Seine Oma hatte als junge Frau das KZ Auschwitz überlebt hat, ihr jüdischer Schwiegervater nicht, doch sie lehrte Emmanuel, wie sie die Deutschen nicht zu hassen.
„Und ich hielt es für einen äußerst dummen Zufall, dass es mich ausgerechnet nach Deutschland verschlagen hatte. Heute weiß ich: Es war ein großes, unerwartetes Glück“, sagte Peterfalvi. Im Rathaus erschien er mit seiner Frau, Sohn und Tochter, seinem Hamburger Co-Autor Ralph Schulze sowie seinem Management. „Ich fühle tiefe Freude über diese Auszeichnung“, so der Künstler, der 2019 den Bayerischen Kabarettpreis und 2020 den Deutschen Kleinkunstpreis erhalten hatten. „Und manchmal frage ich mich, ob es wirklich einfach nur ein glücklicher Zufall war, der mich vor dreißig Jahren nach Deutschland brachte - oder ob ich hier vielleicht etwas zu tun habe: die Menschen zum Nachdenken zu bringen, auf meine eigene Weise, mit orangefarbener Jacke und Puschelmikrofon.“