Hamburg. Der Sohn des hochrangigen Nazis arbeitet seine Familiengeschichte in mehreren Büchern auf. Das neueste stellt er im Polittbüro vor.

Sein Leben lang hat Niklas Frank, inzwischen 82 Jahre alt, sich an seinem Vater Hans abgearbeitet. Der Journalist, der lange für den „Stern“ gearbeitet hat, ist der Sohn des „Schlächters von Polen“. Während der NS-Zeit war Hans Frank Hitlers Generalgouverneur in Polen, einer der schlimmsten Massenmörder der Nazis. 1946 wurde er in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen zum Tode verurteilt. Niklas Frank hat 1987 zum ersten Mal ein Buch zu seiner Familiengeschichte veröffentlicht. Nach „Der Vater. Eine Abrechnung“ folgten weitere Auseinandersetzungen mit der eigenen Familie.

2013 kam „Bruder Norman“ heraus. Darin will Frank von seinem elf Jahre älteren Bruder wissen, was für ein Mensch der Vater gewesen ist. Im Polittbüro machte Wolf-Dietrich Sprenger 2019 aus diesem erschütternden Stoff ein spannendes Zwei-Personenstück.

Niklas Frank über den "Schlächter von Polen" – seinen Vater

In seinem aktuellen Buch beschreibt Niklas Frank, wie seine Mutter, seine vier Geschwister und seine Großeltern mit den Verbrechen umgegangen sind, in dem er den Briefverkehr zwischen dem inhaftierten Vater und der Familie öffentlich macht. „Meine Familie und ihr Henker. Der Schlächter von Polen, sein Nürnberger Prozess und das Trauma der Verdrängung“ heißt der Band. Am 7. Oktober wird Frank sein Buch im Polittbüro vorstellen.

Vor 75 Jahren, am 1. Oktober 1946, wurde Hans Frank zum Tode durch den Strang verurteilt. In den jetzt veröffentlichten Briefen an die „Lieben daheim“ zeigt der Sohn, dass weder Vater noch der Rest seiner Familie Einsicht in das verbrecherische Wesen des Vaters hatten. Auch Reue über die Gräueltaten findet sich in den Briefen nicht. Der Holocaust wird von Hans Franks Familie auf geradezu groteske Weise verdrängt. Das Täterkind Niklas Frank hat nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr er den Vater verabscheut hat und wie zufrieden er mit der Vollstreckung des Todesurteils war: „Er konnte mir mein Hirn nicht mehr vergiften.“

Buchvorstellung „Meine Familie und ihr Henker“, Do 7.10., 20 Uhr, Polittbüro (Steindamm 45) 15/erm. 10 Euro, 2G, polittbuero.de