Hamburg. Das Haus mit Probenräumen für die freie Szene nimmt am Wiesendamm 24 Betrieb auf. Kultursenator Carsten Brosda lobt Kreativstandort.

Eine Gruppe singt im Hinterhof, drei Ballerinas tanzen im Erdgeschoss: Das Theaterzentrum der eingetragenen Genossenschaft Wiese in Barmbek wurde am gestrigen Eröffnungstag bereits gut genutzt. In den zehn Probenräumen am Wiesendamm sollen Künstlerinnen und Künstler in Zukunft Platz finden, um Produktionen für Theater wie den Lichthof oder Das Zimmer zu erarbeiten.

Zwischen 110 und 140 Quadratmetern Fläche stehen ihnen dafür in fünf Sälen zur Verfügung, etwa die Hälfte davon in den vier kleineren Räumen. Aber auch Teams aus größeren Häusern wie der Staatsoper möchte das Theaterzentrum Wiese ansprechen: Im 310 Quadratmeter großen, säulenfreien Multifunktionssaal können auch umfangreichere Bühnen abgebildet werden.

Kultur in Hamburg: Probenzentrum für freie Szene

Wer in Barmbek proben möchte, kann zwischen zwei Zeitfenstern wählen: entweder vor oder nach 17 Uhr, jeweils mit individuellen Start- und Endzeiten. Alternativ können die Räume ganztägig gebucht werden. Neben professionellen Künstlerinnen und Künstlern steht das Zentrum auch Bürgerprojekten wie Tanzgruppen oder Chören offen. Dauerhafte Mieterinnen und Mieter gibt es nicht, keiner der Räume soll stundenlang leer stehen. Zu Gästen, die regelmäßig am Wiesendamm arbeiten, werden das Schauspiel-Studio Frese und die Elbe-Werkstätten mit dem inklusiven Projekt Minotauros Kompanie gehören.

Das Grundstück des Theaterzen­trums gehört der städtischen Immobiliengesellschaft Sprinkenhof GmbH. Organisiert und vermietet wird das Gebäude durch die Wiese eG. Bereits 2009 ist die Idee für ein Probenzentrum der freien Szene entstanden, berichtet Wiese-Leiter Andreas Lübbers: „Ich komme selber vom Theater und weiß, wie groß der Mangel an guten Probenräumen ist – an sauberen, modernen, heizbaren Räumen.“

Kultur in Hamburg: Brosda lobt Kulturstandort Barmbek

2013 gründete er mit Kolleginnen und Kollegen die Genossenschaft, die inzwischen über 90 meist private Mitglieder zählt. Mit zehn Genossenschaftsanteilen – einer kostet 1375 Euro – beteiligte sich auch der Bezirk Hamburg-Nord am Probenzentrum. Bis die Baumaßnahmen in Barmbek starten konnten, dauerte es dann aber noch bis 2017. Der Umbau des 2400 Quadratmeter großen Geländes hat insgesamt über vier Millionen Euro gekostet, finanziert von der Sprinkenhof GmbH, der Wiese eG selbst und aus Mitteln vom Bund, der Hamburger Bürgerschaft und der Kulturbehörde.

Kultursenator Carsten Brosda (SPD) sagte am Mittwoch, die Stadt werde künftig anders auf den Kulturstandort Barmbek schauen: „Hier wird ein großes Gravitationszentrum entstehen.“ Dazu gehört auch die direkte Nachbarschaft des Theaterzentrums am Wiesendamm: Hier arbeiten die Hochschule für Musik und Theater und das Junge Schauspielhaus, das am Sonnabend eröffnet wird. Auf den Austausch mit weiteren Kreativen in der Umgebung wie Kampnagel oder dem Kulturzentrum Zinnschmelze freut sich Wiese-Leiter Andreas Lübbers schon jetzt: „Barmbek boomt, kann ich nur sagen.“