Hamburg. Trotz diverser Corona-Hürden steht das Programm für die Jazz-Saison 2021/22. Diesmal geht es weit heraus aus der Genre-Ecke.

Mächtige Geburtswehen habe es bei der Planung der Saison 2021/22 gegeben, sagt Axel Dürr, Manager der NDR Bigband. Aber er meint damit nicht etwa künstlerische Differenzen mit Chefdirigent Geir Lysne, der seinen Vertrag bis 2023 verlängert hat. Vielmehr geht es auch um diesen Fall um eventuelle Reisebeschränkungen und unklare Saalkapazitäten aufgrund der Corona-Pandemie. Mit Künstlerinnen und Künstlern zu disponieren, die aus den USA anreisen müssten, ist ein Risiko. Wie viele Karten im Herbst und Winter für ein Konzert in der Elbphilharmonie oder Fabrik verkauft werden können, kann derzeit niemand abschätzen.

Dem Programm jedoch sind derlei Unwägbarkeiten nicht anzumerken. Im Gegenteil: Die NDR Bigband und ihr Leiter wagen sich weiter denn je aus er Genre-Ecke. Da reicht das Spektrum von neu arrangierten italienischen Volksliedern (19.9. mit Pianist Stefano Bollani) über ein Electro-Pop-Jazzprojekt beim Reeperbahn Festival (24.9. mit dem Duo ÄTNA) bis zum Aufeinandertreffen von Barockmusik und Jazz (4.12.), bei dem der neue Bigband-Pianist Florian Weber eine tragende Rolle spielt.

Konzert mit Schlagzeug-Legende Billy Cobham geplant

Natürlich gibt es auch Traditionspflege, etwa mit einem Abend, der ganz im Zeichen des US-Jazz der 50er steht und Chet Baker, Miles Davis sowie Gerry Mulligan gewidmet ist. Um den inzwischen pensionierten Bigband-Pianisten Vladyslav Sendecki zu verabschieden, ist ein Konzert mit Schlagzeug-Legende Billy Cobham geplant, und mit seinem Programm „Windows to Stravinsky“ will Geir Lysne an den Komponisten erinnern, der vor 50 Jahren starb.

Horizonterweiterung, auch das Erschließen neuer Hörerschichten ist ein zentrales Anliegen des Norwegers, der bei der Saisonvorstellung von der Progressive-Death-Metal-Band Meshuggah schwärmt (eine Empfehlung seines Sohnes) und eine Kooperation mit dem Jazz-Metal-Quintett Panzerballett ankündigt. Ausgetretene Pfade sehen anders aus.

NDR-Jazzreihe: Veranstaltungsort noch unklar

Einzelkarten für die Bigband-Konzerte können zwar noch nicht gebucht werden, wohl aber Saisonabos. Ganz so weit ist es mit der traditionsreichen NDR-Jazzreihe, die im Rolf-Liebermann-Studio stattfand, bevor sie von Corona gestoppt wurde, noch nicht. Zwar sind Besetzungen und Termine fix, aber derzeit ist unklar, ob der Saal tatsächlich bespielt werden kann oder an einen anderen Ort ausgewichen werden muss.

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Wenn dies geklärt ist, werden zunächst die Abonnentinnen und Abonnenten der bislang stets ausverkauften Reihe angeschrieben. Die dürfen sich schon mal auf Flamenco mit dem Caminero Quintett, auf das Quartett des aserbaischanischen Pianisten Isfar Sarabski, das Trio von Flötistin Naïssam Jalal oder das Zusammentreffen von Pianistin Julia Hülsmann und NDR Bigband freuen. Nach langer Pause, in der vor allem gestreamt wurde, soll es mit dem NDR-Jazz endlich auch wieder live und mit Publikum vorangehen.

Infos zu den Jazzkonzerten des NDR: www.ndr.de/orchester_chor/bigband/ und www.ndr.de/orchester_chor/ndr_jazz/