Hamburg. In der Kategorie „Komödie“ gewann „Extrawurst“ von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakok. Die weiteren Auszeichnungen.

In diesem Jahr freute man sich mit den Gewinnerinnen und Gewinnern der neunten bundesweiten Privattheatertage noch ein wenig mehr als sonst. Eigentlich war es ja der ausgefallene und damit nachgeholte Festival-Jahrgang 2020. Teilweise mussten für die zwölf um drei Monica-Bleibtreu-Preise und den Publikumspreis konkurrierenden Vorstellungen Bühnenbilder nachgebaut und Schauspieler kurzfristig ersetzt werden.

Für viele der teilnehmenden Privattheater war es zudem die erste Vorstellung nach mehreren Monaten pandemiebedingter Zwangspause. Trotz strenger Corona- und Hygienereglungen kann das Festival auf eine Auslastung von gut 85 Prozent und teilweise ausverkaufte Vorstellungen verweisen.

Hamburg: Preis für die beste Komödie

Die Stimmung war also entsprechend euphorisch bei der abschließenden Gala in den Kammerspielen. Die konnte auch Jörg Knör, der den Preis für die schlechteste Vorbereitung leider sicher verdient hätte, nicht in den Keller moderieren. Erst titulierte er mehrfach das Ohnsorg als „Ohnesorg-Theater“, dann grätschte er mitten in den noch nicht abgeschlossenen Filmeinspieler, kam zu spät auf die Bühne, sprach die falsche Person als Juror im Publikum an. Es wurde, gelinde gesagt, mit jedem Auftritt abenteuerlicher.

Im Zentrum der Gala standen aber ohnehin die Gewinner der Privattheatertage, in jeder der drei Kategorien bestimmt von einer je dreiköpfigen Festivaljury. Der Preis für die beste Komödie blieb in Hamburg. Regisseurin Maike Harten konnte mit ihrer Version der „Extrawurst“ von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob am Ohnsorg Theater überzeugen.

„Extrawurst“ behandelte explosive Themen

Die Inszenierung über den Umgang eines Sportvereins mit einem muslimischen Mitglied halte eine feine Balance zwischen Ernst und Komik. „Wir haben es hier mit einem Minenfeld von Themen zu tun: Rassismus, Pegida, fragile Männlichkeit, eine ganze Menge aktuelle explosive Konflikte“, so Schauspielerin und Jurymitglied Andrea Lüdke in ihrer Laudatio. „’Die Extrawurst‘ bewegt sich leichtfüßig mittendurch, bedient hemmungslos Klischees, um sie dann zu brechen und umzudrehen.“

Mehr zum Thema:

In der Kategorie „(Zeitgenössisches) Drama“ gewann das Zentraltheater München mit „Wir kommen“ nach dem Roman von Ronja von Rönne in der Regie von Lea Ralfs. Regisseur und Komponist Franz Wittenbrink hielt eine Lobrede auf die Spielweise der Schauspielerinnen und Schauspieler, die eine „hochartistische Körperlichkeit“ an den Tag gelegt hätten.

„Die Zimtschnecken“ sorgten für Stimmung

Schließlich pries Schauspieler Joachim Bliese als Jury-Vertreter das „dramaturgische Konzept“ und die „atmosphärischen Bilder“ in „Eine blassblaue Frauenschrift“ nach der Erzählung von Franz Werfel in der Regie von Mathias Schönsee vom Kleinen Theater am Südwestkorso aus Berlin, deren Macher die von Bruno Bruni gefertigte und gestiftete Trophäe in der Kategorie „(Moderner) Klassiker“ verdient nach Hause trugen.

Den Publikumspreis schließlich konnte „Ein Waldspaziergang“ von Lee Blessing, ein Dialog zum Kalten Krieg in der Regie von Dieter Nelle vom Forum Theater Stuttgart, für sich verbuchen. Für Stimmung sorgte außerdem das weibliche Gesangstrio „Die Zimtschnecken“ mit ihren apart umgedichteten Swing-Klassikern. Zum Abschluss gab es noch eine gute Nachricht: Die zehnte Ausgabe der Privattheatertage 2022 steht bereits auf sicheren Füßen. Die Fördergelder sind genehmigt.

Info: www.privattheatertage.de