Hamburg. Die Essener Band Kuult wurde bei ihrem Auftritt am sommerlichen Juniabend im Schroedingers heftig umjubelt .

Es ist eine einfache Botschaft, die die Band Kuult in diesen flirrenden Juniabend schickt. Und die nur allzu gut in die Aufbruchsstimmung in diesem zweiten Corona-Sommer passt: „Und das ist unsere Zeit / unser eigenes Leben / wir war'n noch nie so bereit‟.

Worte, die ankommen bei den gut 200 Gästen, die unterm Blätterdach andächtig lauschen, lautstark klatschen und sehr textsicher mitsingen. Mit dem heftig umjubelten Konzert der Essener Popband ist das Schroedingers im Schanzenpark in seine zweite Open-Air-Saison gestartet.

Kuult im Schroedingers: Konzert im Grünen - mit urbanem Ambiente

Umgeben von hohen Bäumen fühlt sich dieser Ort an wie ein Musikclub im Grünen. Idyllisch geschützt. Und zugleich so durchlässig, das immer wieder urbanes Ambiente hineinweht. Ein Martinshorn mischt sich in die Stimme von Sänger Chris Werner.

Draußen vorbeiziehende Fußballfans ergänzen kurz die passionierten Chöre der Kuult-Fans. Die S-Bahn rauscht im Hintergrund vorbei. Und über allem ragt der Fernsehturm majestätisch empor.

Schroedingers-Team hat viel Programm und ist "heiß wie Frittenfett"

Ein umfassendes Programm von Live-Musik über DJ-Sets bis zu Lesungen und Comedy bietet das Schroedingers in den kommenden Monaten. Darunter auch Konzerte zahlreicher Hamburger Künstlerinnen und Künstler wie Soul-Sängerin Miu, Singer-Songwriter Herr D.K. und dem Platt-Popduo Die Tüdelband.

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„Wir waren natürlich über den langen Corona-Winter fleissig. Unser neues Kinderspielgerät wird bald eröffnet, die neuen WCs sind fast fertig, die Bühne wurde neu gestaltet und bald kommen auch unsere neuen Möbel‟, erzählt John Schierhorn.

Der Schroedingers-Betreiber und sein Team hatten mit einer etwas späteren Öffnungserlaubnis gerechnet, daher seien noch einige Aufgaben offen. Auch ein Wintergarten ist auf dem lauschigen Areal geplant. Aber, so sagt Schierhorn: „Hauptsache wir können loslegen. Wir sind heiss wie Frittenfett!‟

Kuult klingt wie die Ruhrpott-Variante von Revolverheld

Für die Hitze braucht es an diesem Abend nicht einmal eine Friteuse. Der Hochsommer ist in der Stadt. Und die Wärme scheint alles weichzuzeichnen, zu entschleunigen, ein wenig schweben zu lassen. Der Tag lang, die Nacht lau. Da passt es gut, dass Kuult ihren kraftvollen Pop-Sound zu einer halbakustischen Variante reduziert hat. Auch wenn sich Chris Werner ein uns andere Mal ins Zeug legt, als spiele die Band im Stadion. Kein Wunder: 230 Tage hat Kuult kein Konzert mehr gegeben.

Der Sänger und sein Kompagnon Christian „Crause‟ de Crau (Percussion, Bass) wirken mit ihrer hohen Tattoodichte rein optisch eher so, als seien sie eine Hardrockformation. Aber mit erdigem Soulgesang an Powerpop klingt die Band doch mehr wie eine Ruhrpott-Variante von Revolverheld. Kuult, das ist die große Suche nach dem kleinen Glück, das mit reichlich Pathos beschworen wird. Den Kopf über Wasser halten und zugleich in die Wolken stecken.

Endlich wieder hinaus ins Leben, endlich wieder Musik

Neben eingängigen Hits wie „Traum‟ und „Wach‟ präsentiert die Band – ergänzt um Neuzugang Andy Köckerbauer an Gitarre und Keyboard – auch Songs ihres kommenden vierten Albums. Autobiografischer soll es werden. „Während Corona haben wir uns mehr mit uns auseinandergesetzt‟, sagt Chris Werner.

Kommt nun also die Zeit der innerlichen Songs, die in zurückgezogenen Pandemietagen entstanden sind? Mag sein. Vor allem aber geht es nun erst einmal hinaus ins Leben. Mit Musik. Endlich.