Hamburg. Sehenswerte Ausstellung in Hamburg vor allem für Jugendliche zu Kolonialismus und Erinnerungskultur. Erste Eindrücke gibt es online.

„Hey Hamburg, kennst du Duala Manga Bell?“ – so einfach die vom Museum am Rothenbaum (MARKK) gestellte Frage klingt, so komplex sind die Themen, die dahinterstehen. In einer neuen Schau stellt das Haus die deutsche Kolonialgeschichte und Erinnerungskultur in den Fokus, erzählt am Leben von Rudolf Duala Manga Bell, einem kamerunischen Thronfolger und Erben eines Handelshauses.

Mit friedlichen Mitteln lehnte er sich vor etwa 100 Jahren gegen Willkür und Enteignungspläne der deutschen Kolonialregierung auf. Wie der Freiheitskämpfer lebte und was 1914 zu seiner Hinrichtung führte, soll die Ausstellung vor allem Jugendlichen und ihren Familien näher bringen.

Hamburger Musem spricht junge Zielgruppe an

Für das Museum ist es ein Experiment, die junge Zielgruppe ab zwölf Jahren anzusprechen, sagt Direktorin Barbara Plankensteiner. Ein eigener Instagram-Account, moderne Sprache („WTF?!“, „#blackfacing“) und Stationen, an denen die Besucher selbst ihre Gedanken aufschreiben können, sollen es leichter machen, einen eigenen Zugang zu den Themen zu finden.

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Durch die Ausstellung führt eine Graphic Novel des nigerianischen Künstlers Karo Akpokiere, der die Geschichte des Widerstandskämpfers verbildlicht hat. Außerdem werden historische Fotobestände, Objekte des MARKK und Leihgaben anderer Museen gezeigt. Hinzu kommen Beiträge von acht Schwarzen Künstlerinnen und Künstlern aus Hamburg, die im Rahmen des Projektes „DUALA. Immer.Wieder.Widerstand“ mit dem Lukulule e.V. entwickelt wurden.

Kolonialismus wenig Raum im deutschen Schulsystem

„Die Biographie von Rudolf Duala Manga Bell war uns völlig neu, was damit zusammenhängt, wie wenig Raum der Kolonialismus im deutschen Schulsystem erhält“, sagt Mable Preach, Leiterin von „Immer.Wieder.Widerstand“. „Und das, obwohl seine Geschichte so viel mit uns zu tun hat. Auch für uns zieht sich Widerstand durch das ganze Leben.“

Die Urenkelin des Protagonisten, Prinzessin Marilyn Douala Bell, hat an der Ausstellung mitgearbeitet und Werke kamerunischer Künstler an das MARKK ausgeliehen. Sie betreibt selbst ein Kunstzentrum in der kamerunischen Hafenstadt Douala. „Das Vergessen ist eins der schlimmsten Dinge auf der Welt. Jetzt einen neuen Einblick in die Geschichte zu haben ist kompliziert, aber wichtig für die Jugend“, erklärt sie und hofft, dass die Ausstellung auch in Kamerun gezeigt werden und zu einem Dialog zwischen den beiden Ländern beitragen kann.

Feier in Hamburg mit Gästen aus Kamerun

Am 8. August organisieren die Bewohner Doualas jährlich eine Gedenkveranstaltung für Rudolf Duala Manga Bell. Vom 13. bis 15. August dieses Jahres soll auch in Hamburg eine Feier mit Gästen aus Kamerun stattfinden – sofern die Corona-Lage es bis dahin zulässt.

„Hey Hamburg, kennst du Duala Manga Bell?“ ab Wiedereröffnung der Hamburger Museen bis Ende 2022, erste Eindrücke online unter markk-hamburg.de