Hamburg. Laura Uhlig und Helge Schmidt machen mit „Jedem Ende ein Anfang“ Künstler sichtbar. Geld kommt von Dorit & Alexander Otto Stiftung.

Stillstand ist Rückschritt. Nach dieser Devise hatten während des ersten Lockdowns 2020 Schauspielerin Laura Uhlig und Regisseur Helge Schmidt gehandelt: Im Theater-Fotoprojekt „Only The Artist“ zeigten sie Hamburger Schauspieler wie Nina Petri oder Josef Ostendorf auf ihren leeren Bühnen. Die Bilder dokumentierten deren Verbundenheit mit den Theatern.

Seit November sind die Häuser coronabedingt wieder dicht, seit fast 200 Tagen, wie Uhlig und Schmidt errechnet haben. „Von 60 geplanten Vorstellungen habe ich keine gespielt“, sagt Laura Uhlig. Statt in der Komödie Winterhude und im Ohnsorg auf der Bühne zu stehen, spielte sie eine Episodenrolle in „Notruf Hafenkante“ fürs ZDF.

Schmidt inszenierte seinen Monolog „Der Volkskanzler“ erst fürs Düsseldorfer Schauspielhaus, im September im Bahrenfelder Lichthof; dort hatte er im Herbst 2019 sein Meisterstück geliefert – für die „Cum-Ex-Papers“ bekam Schmidt den Deutschen Theaterpreis Der Faust.

Aktion in den sozialem Netzwerken

Obwohl ein Jahr später bei ihm und Laura Uhlig auch mal Resignation herrschte, haben sie in Gesprächen wieder etwas entwickelt – finanziert aus dem mit einer Million Euro ausgestatteten Hilfsfonds „Kultur hält zusammen“ der Dorit & Alexander Otto Stiftung. „Was wie ein Ende aussieht, kann ja auch ein Anfang neuer Ideen sein“, meint Laura Uhlig. Daraus entstanden ist mit 4000 Euro eine neue solidarische Aktion, welche die beiden am Mittwoch in den sozialen Netzwerken gestartet haben: „Jedem Ende ein Anfang“.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Für jeden Tag, an dem die Kultur in Hamburg stillsteht und -stand, soll ein (Neu-)Anfang her. Und zwar ein literarischer: Uhlig und Schmidt haben Kulturschaffende, vom Kassenmitarbeiter über Techniker und Musiker bis zum Intendanten, gebeten, ihnen Fotos von sich mit dem ersten Satz eines ihrer Lieblingsbücher zu schicken.

Den jedoch auf einem Schild mit eigener Handschrift, ein vermeintlich aussterbendes Medium. „Die Handschrift ins Digitale zu überführen ist einerseits ein persönlicher Einblick, denn sie ist ja privat“, sagt Schmidt. Andererseits stehe dahinter der Gedanke: „Lässt sich analoge Kunst ins Digitale überführen?“

Auch Fernsehpreisträger Michel Abdollahi ist dabei

Schmidt mit dem Satz „Schlafen oder wachen – was ist der Unterschied?“, aus Lawrence Durrels „Nunquam“, und Laura Uhlig haben mit ihren Fotos vorgelegt. Sie posiert mit „Irgendwo in einem leeren Saal singt mein Bruder noch immer“ von Richard Powers aus „Der Klang der Zeit“.

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Als Nächster folgt Fernsehpreisträger Michel Abdollahi. Auch Regisseurin Jette Steckel, die Schauspieler Hans Löw, Julian Greis und Ruth Marie Kröger, Choreografin Yolanda Gutierrez, Komponist Ludger Vollmer und Malte Lachmann (Lübecker Schauspieldirektor in spe) sind dabei. „Wir haben Zusagen aus der Schweiz und Österreich“, freut sich Uhlig. Sie werde die Bilder jeweils erneuern. Denn die Künstler sollen sichtbar bleiben.

„Jedem Ende ein Anfang“ Aktion zu finden auf Facebook und Instagram unter #endeanfang und #kulturhaeltzusammen.