Ein unterhaltsamer Kriminalroman, ein brillant geschriebener gesellschaftskritischer Thriller und ein atmosphärisches Kriminalstück.
Die Marketing-Erfindung „Alpenkrimi“ hat Jörg Maurer mit literarischem Leben befüllt. Seit seinem Debüt „Föhnlage“ im Jahr 2009 sind zwölf weitere höchst unterhaltsame und überaus erfolgreiche Kriminalromane erschienen, jüngst „Den letzten Gang serviert der Tod“ (Scherz-Verlag, 414 Seiten, 16,99 Euro). Maurer führt seine Leser und den Hauptkommissar Jennerwein dieses Mal in ein Spitzenrestaurant. Dort hat es in der Sterneküche gleich mehrere Tote gegeben. Ein Mann wurde in einem 70-Liter-Suppentopf ertränkt, eine Frau mit einer Bratpfanne erschlagen.
Die Toten waren Mitglieder eines privaten Kochklubs und äußerst respektable Honoratioren. Wer kann ein Interesse an ihrem Tod haben? Der Tatort selbst gibt wenig her, nicht weil er zu wenige Spuren aufweist, sondern weil es viel zu viele sind. Das macht die Arbeit für Jennerwein nicht eben einfacher. Doch der Kommissar ist ein Instinktermittler – und irgendwann hat er den richtigen Riecher. Mit viel Sprachwitz und stilistischem Schwung erzählt Maurer seine Geschichte, die immer wieder auch die Groteske streift.
Emma Flints Debüt ist ein brillant geschriebener gesellschaftskritischer Thriller
Ihr Krimidebüt „In der Hitze eines Sommers“ (Dt. von Susanne Keller, Piper Verlag, 415 Seiten, 16,99 Euro) lässt die in London lebende Autorin Emma Flint im New York des Jahres 1965 spielen. Flint erzählt auf ungemein eindringliche Weise aus dem Leben der Ruth Malone, alleinerziehende Mutter zweier Kinder, lebenslustig ist sie, unkonventionell. Bis sie eines Tages die Tür zum Kinderzimmer öffnet – und ihre Kinder, ein Junge und ein Mädchen, verschwunden sind. Ruths Lage ist prekär, denn der Vater der Kinder hat bei Gericht das Sorgerecht beantragt.
Schnell wird sie von der Öffentlichkeit vorverurteilt, die Kinder möglicherweise entführt zu haben, es kommt zum Prozess, Ruth muss ins Gefängnis. Immer wieder versucht die junge Frau gedanklich zu rekonstruieren, wie sie eigentlich in diese Situation geraten konnte. Erst als der Reporter eines Boulevardblatts zu recherchieren beginnt, zeigt sich langsam die menschenverachtende Seite des Falles. Emma Flints Debüt ist ein brillant geschriebener gesellschaftskritischer Thriller.
Ein atmosphärisches Kriminalstück mit Unheimlichkeitsfaktor
Ganz so beschaulich, wie es der Titel „Stille Nacht in der Provence“ (Dumont, 255 Seiten, 18 Euro) vermuten lässt, geht es im jüngsten Kriminalroman von Cay Rademacher dann doch nicht zu. Als das deutsche Ehepaar Nicola und Andreas die Chance erhält, das provenzalische Haus eines Arbeitskollegen in den Weihnachtsferien zu hüten, ist es begeistert. Die Provence! Niemand hat allerdings damit gerechnet, dass das Haus in einem gottverlassenen Örtchen liegt – und es überraschend stark zu schneien beginnt.
Kurze Zeit später ist der Ort von der Außenwelt abgeschnitten. Damit nicht genug: Unter der Last des Schnees sackt eine Bodenplatte im Hof des Hauses ein – und in dem Gewölbe darunter liegt ein zersplitterter Sarg, in ihm ein Skelett. Es ist bereits Abend, Polizei scheint es in dem Ort nicht zu geben, Andreas verschiebt, was zu tun ist, auf den nächsten Tag. Da allerdings sind Sarg und Skelett wieder verschwunden. Ein böser Traum? Cay Rademacher, der vor Jahren mit seiner Familie aus Hamburg in die Provence gezogen ist, hat ein atmosphärisches Kriminalstück geschrieben, dezenter Unheimlichkeitsfaktor inklusive.