Hamburg. Der belgische Singer-Songwriter reiht bei seinem zweistündigen Konzert vor 700 Zuschauern im Cruise Inn auf Steinwerder Hit an Hit.

Als der letzte Akkord verklungen ist, ist es noch nicht vorbei. Zu sehr beherrscht Milow, dieser freundliche Glatzkopf mit Gitarre aus Belgien, die Kunst der Ohrwurm-Produktion. Denn auch das ist, zweifellos, eine Kunst. Mit den immer wiederkehrenden drei bis fünf Akkorden, stets ähnlichen Rhythmen und einem übersichtlichen textlichen Themenangebot über Liebe und Freundschaft und „She“ und „You and me“ seine Zuhörer fast zwei Stunden lang bestens zu unterhalten.

Und so entlässt der 39 Jahre alte Singer-Songwriter, der eigentlich Jonathan Vandenbroeck heißt, am Montagabend um kurz vor zehn seine tänzelnde und summende Fangemeinde in die Nacht. Hoch aufragende Containerbrücken, darunter einige stapelnde Van-Carrier, links dahinter die Köhlbrandbrücke und auf der rechten Seite als Skyline Fernsehturm, Michel und Elbphilharmonie – mehr Hamburg geht nicht.

Im Cruise Inn auf Steinwerder nimmt das Leben wieder Fahrt auf

Endlich wieder raus, endlich wieder unter Leute, endlich wieder Livemusik. Hier im Cruise Inn auf Steinwerder nimmt das Leben wieder Fahrt auf, natürlich mit Mundschutz und mit Abstand. Die Container und die Kunst verweisen Corona, so gut es eben geht, in die Schranken. Es darf langsam wieder losgelebt werden.

Da kommt einer wie Milow gerade recht. Wäre die Pop-Musik ein Fünf-Sterne-Hotel, wäre Milow für den Spa-Bereich zuständig. „Whatever It Takes“, produziert von Nicola Rebscher, die auch schon Alice Mertons „No Roots“ zum Hit gemacht hat, ist so ein typischer Milow-Song. Süffiger Prosecco-Pop, wippende Wellness-Mucke. Da lässt es sich eine Zeit lang ganz gut aushalten. Zumal seine Stimme einfach sehr schön ist und ohne jede Mühe jede Höhe
meistert.

Zu seiner Unterstützung hat Milow nur drei Musiker mitgebracht

Seit Milow im Frühjahr 2007 mit „You Don’t Know“ seinen ersten großen kommerziellen Erfolg feiern konnte, reiht er in schöner Regelmäßigkeit Hit an Hit. Und davon gibt es an diesem letzten August-Abend, an dem nur kurz ein paar Regentropfen vom Himmel fallen, jede Menge. „Little In The Middle“, „Howling At The Moon“ und natürlich auch „Ayo Technology“, seine Coverversion des Originals von 50 Cent, Justin Timberlake und Timbaland, die ihm auch international zum Durchbruch verhalf.

Zu seiner Unterstützung hat Milow nur drei Musiker mitgebracht. Tom Vanstiphout, ein vielseitiger und sicherer Begleiter an der Gitarre, die stimmgewaltige Nina Babet (Vocals und Percussion) und Remko Kühne, der mit seinem Keyboard auch den fehlenden Bass ersetzt. Die sparsame Besetzung mag auch dem Virus geschuldet sein, reicht aber allemal für einen kräftigen, vollen Sound.

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Rund 700 Zuschauer haben den Weg über die Elbe auf den riesigen Parkplatz des Cruise Centers gefunden. Einige Reihen bleiben leer, vielleicht sind in diesen Zeiten noch nicht alle Hamburger bereit für Open-Air-Konzerte. Als Zugabe spielt Milow dann noch „Weiße Tauben“ von Johannes Oerding. „Danke Hamburg für die Einladung.“ Da nich für.