Hamburg . Größeres Hilfspaket, Geld für die Staatstheater, um Defizite auszugleichen: Kultur-Etat ist 80 Millionen Euro schwerer als geplant.
Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg hat weitere Maßnahmen zur finanziellen Hilfe der Kultureinrichtungen beschlossen. Wie jetzt bekannt wurde, wird das seit April aufgelegte Corona-Hilfspaket für vornehmlich private Kultureinrichtungen sowie Künstlerinnen und Künstler um zusätzliche zehn Millionen Euro auf 35 Millionen Euro aufgestockt.
Auch die staatlichen Häuser können sich über einen Geldsegen freuen: Der Senat will den von Hamburg unterhaltenen Theatern und Konzerthäusern die durch die Pandemie und die Einstellung des Betriebs entstandenen finanziellen Defizite ausgleichen. Für Staatsoper, Schauspielhaus, Thalia Theater und Elbphilharmonie sollen demnach 8,558 Millionen Euro fließen.
Hilfsgelder für Wieder-Anlaufen des kulturellen Lebens
„Wir freuen uns sehr über die Bereitschaft des Senats, die staatlichen Theater zu unterstützen und Einnahmeausfälle zu kompensieren“, erklärt Ralf Klöter, Geschäftsführender Direktor der Hamburgischen Staatsoper. „Nach einem einnahmestarken Start der Spielzeit 2019/20 konnte die Staatsoper die finanziellen Einbußen durch die Einführung von Kurzarbeit ab März 2020 zwar stark eingrenzen. Aber in der jetzt beginnenden Spielzeit werden sich die reduzierten Umsatzmöglichkeiten deutlich auswirken.“
Die Aufstockung des Hilfspakets für private Einrichtungen folgt klaren Notwendigkeiten: Mit den Mitteln soll ihnen bei Liquiditätsengpässen und der Vorbereitung der Wiedereröffnung und den damit verbundenen höheren Hygienestandards sowie der Umsetzung von Neustartprogrammen geholfen werden.
Die jetzt beschlossenen finanziellen Vorhaben fügen sich ein in ein insgesamt vier Milliarden Euro schweres Konjunkturprogramm, mit dem der Senat den Einschnitten durch Corona begegnen will. Der spezielle Kultur-Maßnahmenkatalog umfasst dabei ein ganzes Bündel von Hilfen, mit denen zunächst Einnahmeausfälle kompensiert werden sollten und inzwischen das Wieder-Anlaufen des kulturellen Lebens angeschoben werden soll.
Bereits 3000 Anträge auf finanzielle Hilfe bewilligt
Neben dem Hilfspaket Kultur ist da insbesondere die Corona-Soforthilfe zu nennen, die bis Ende Mai ausgezahlt wurde und aus deren Topf Künstlerinnen und Künstler jeweils bis zu 2500 Euro erhalten konnten. Hier wurden insgesamt rund 30 Millionen Euro ausgezahlt. Seit Anfang Juli gibt es zudem einen weiteren Rettungsschirm.
Die Neustartprämie richtet sich einmalig an Künstlerinnen, Künstler und andere Kreative und beträgt 2000 Euro. Sie kann noch bis zum 31. August beantragt werden und soll, wie ihr Name sagt, genutzt werden, um die eigene künstlerische Tätigkeit wieder ins Laufen zu bringen beziehungsweise die Wiederaufnahme zu ermöglichen.
Antragsberechtigt sind laut Ausschreibung alle Personen mit Sitz in Hamburg, die Mitglied in der Künstlersozialkasse sind oder die inhaltlich deren Kriterien für eine künstlerische Tätigkeit erfüllen. Außerdem müssen Antragsteller nachweisen können, dass sie durch die Corona-Krise in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind. Nach heutigem Stand sind bereits mehr als 3000 Anträge bewilligt und insgesamt 5.730.000 Euro ausgezahlt worden. Kultursenator Carsten Brosda rechnete im Juli mit bis zu 10.000 Anträgen – damit würde diese Hilfe einen Umfang von bis zu 20 Millionen Euro erreichen.
Kultursenator: Hamburg braucht lebendige Kunst- und Kulturszene
Insgesamt beläuft sich der vor Corona mit 333 Millionen Euro geplante Kultur-Haushalt Hamburgs nun unter Einbeziehung der Maßnahmen derzeit auf knapp 410 Millionen Euro. Ein vom Kulturetat unabhängiger Sonderposten und sicher die größte Finanzhilfe für Hamburger Kultureinrichtungen ist übrigens das Kurzarbeitergeld. Von ihm wurde auch im Kulturbereich reichlich Gebrauch gemacht.
„Wir haben nun noch einmal knapp 20 Millionen Euro bereitgestellt, damit die Kulturstadt Hamburg möglichst gut durch diese Zeit kommt“, sagt Brosda hinsichtlich der neuen Maßnahmen. Es sei davon auszugehen, dass die Einschränkungen „auch in der kommenden Spielzeit zu spüren sein werden“. Die Stadt werde auch künftig „mit aller Kraft“ den Kultureinrichtungen und den Künstlerinnen und Künstlern helfen, „den Spielbetrieb wieder aufzunehmen und gut durch die Krise zu kommen“. Hamburg brauche seine lebendige Kunst- und Kulturszene.
Mit den Maßnahmen geht Hamburg einen ähnlichen Weg wie andere Bundesländer. Neben Hamburg hat auch Berlin ein umfangreiches Hilfspaket aufgelegt. Flächenländer wie Thüringen und Niedersachsen arbeiten vor allem mit Stipendien und Sonderprogrammen.