Hamburg. Im Oktober sollte „Harry Potter und das verwunschene Kind“ in Hamburg erstmals aufgeführt werden – wie es nun weitergeht.
Am Ende konnte auch die Magie nicht helfen. Während an den Hamburger Muggel-Schulen der Regelbetrieb seit dem Ende der Sommerferien wieder stattfindet, fällt der Unterricht an anderer Stelle weiter aus: In Hogwarts bleiben die Zauberkessel kalt, die Deutschlandpremiere von „Harry Potter und das verwunschene Kind“ ist endgültig auf das kommende Frühjahr verschoben.
Am 11. April 2021, mehr als ein ganzes Jahr also nach dem ursprünglich geplanten Termin im vergangenen März, soll nach derzeitigem Stand der rote Teppich vor dem Mehr! Theater auf dem Großmarktgelände ausgerollt werden.
Harry Potter abgesagt – wegen Corona
Man habe „alles versucht, einen Weg zu finden“, damit die die Fortsetzung der Saga von J. K. Rowling im Oktober stattfinden kann, ließ der deutsche Theaterproduzent Maik Klokow am Dienstag mitteilen.
„Leider erlauben es uns die Bestimmungen der Stadt Hamburg zur Eindämmung des Coronavirus derzeit noch nicht, den Spielbetrieb wieder aufzunehmen. Die Sicherheit und Gesundheit unserer Besucher sowie die unseres Ensembles und unserer Mitarbeiter hat für uns höchste Priorität.“
Ausschlaggebend für die Entscheidung waren, so Klokow, auch die in den vergangenen Tagen gestiegenen Infektionszahlen und das damit einhergehende „Risiko, den Spielbetrieb nach der Premiere wieder unterbrechen zu müssen“.
Harry Potter: Geld zurück für Tickets?
42 Millionen Euro waren investiert, 300.000 „Harry Potter“-Karten verkauft und die Voraufführungen – als Teil der umfassenden und nahezu generalstabsmäßig geplanten Marketing-Strategie – liefen bereits, als der Spielbetrieb an allen Hamburger Bühnen Mitte März eingestellt wurde. Seither befindet sich das gesamte Ensemble in Kurzarbeit. Fest angestellt sind die Schauspieler nach wie vor, alle.
Und auch die Tickets, erklärte der Veranstalter, sollen weiterhin ihre Gültigkeit behalten, die betroffenen Kunden persönlich per Mail über die erneute Verschiebung informiert werden. Ihnen werden nun Gutscheine angeboten, die ab sofort für Vorstellungen ab Frühjahr 2021 eingetauscht werden können. Der Online-Ticketshop ist bis Ende August exklusiv für Umbucher geöffnet.
Inwieweit Zuschauer Geld zurückbekommen können, erklärt Pressesprecher Thomas Mehlbeer auf Abendblatt-Anfrage, hänge „vom jeweiligen Einzelfall ab“. Die „Harry Potter“-Fans beweisen jedenfalls bislang Vertrauen in die Theatermacher: Mehr als 70 Prozent der Karteninhaber, so Mehlbeer, hätten ihre Tickets nicht zurückgegeben.
Harry Potter: Bitte an Ticketinhaber
Maik Klokow bittet seine Gäste nun „erneut um Verständnis“: „Ich weiß, dass wir unserem Publikum viel abverlangen und wünsche mir auch, dass es diesen Virus nicht gäbe und wir ganz normal spielen könnten. Aktuelle Regelungen des Arbeitsschutzes und allgemeine Bestimmungen zum Betrieb von Veranstaltungsstätten in der Größe des Mehr! Theaters am Großmarkt verhindern derzeit eine Wiederaufnahme von Proben und Aufführungen.“
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Eine Uminszenierung, ein Anpassen des Bühnengeschehens an die Abstandsgebote, hatte Klokow schon vor Wochen ausgeschlossen: „Harry Potter ist eine Lizenzproduktion und kann nicht einfach anders auf die Bühne gebracht werden.“ Ohnehin gelten nicht nur auf, sondern auch hinter der Bühne die derzeit üblichen Sicherheitsmaßnahmen. Auch andere Theater können daher bestimmte Repertoire-Vorstellungen nicht spielen.
Harry Potter: Mindestens 1150 Zuschauer nötig
Zudem schließe die in Hamburg aktuell gültige Publikumsobergrenze von 650 Personen einen wirtschaftlichen Spielbetrieb aus. „Wir benötigen mindestens 1150 Zuschauer im Saal, um kostendeckend spielen zu können“, präzisierte Klokow.
Im Juni hatte der Produzent in einem Abendblatt-Gespräch nachdrücklich Kompensationszahlungen der Stadt gefordert: „Irgendjemand muss für den Schaden aufkommen.“
Den Klageweg, den einige Hamburger Gastronomen wählen, schließt Klokow jedoch aus: „Wir können durchaus verstehen, dass Unternehmen in existenzbedrohenden Situationen nach jeden Strohhalm greifen. Es ist aber nicht unsere Absicht, die Stadt Hamburg zu verklagen.“
Harry Potter: Stillstand auch international
Von den Pandemie-bedingten Theater-Schließungen sind mindestens bis Jahresende auch die anderen „Harry Potter“-Standorte in New York, London und Melbourne betroffen. „Die Schlacht ist noch nicht gewonnen“, heißt es auf der offiziellen Website und auch wenn hier die Handlung der Show und nicht die reale Gegenwart gemeint ist, lässt sich aus der magischen Welt einiges lernen: „Denn das Dunkle kommt oft von dort, wo man es am wenigsten erwartet…“
Hinweise zum genauen Ablauf gibt es auf der Website harry-potter-theater.de