Hamburg. Keine Einnahmen bei laufenden Kosten: Das Traditionsgeschäft sieht keine Perspektive mehr. Schon vor Corona kriselte es.
Seit 1903 werden in der Theaterkasse Schumacher Karten für Konzerte, Theatervorstellungen und andere Kulturveranstaltungen verkauft, bis 2011 in den Colonnaden und anschließend in der Kleinen Johannisstraße. Sie überstand nach der Gründung von Emil Schumacher zwei Weltkriege, mehrere Wirtschaftskrisen und die Spanische Grippe, aber Ende Juni soll Schluss sein mit der Vermittlung und dem Verkauf von Eintrittskarten.
Nach der am 17. März verkündeten Zwangspause und der Wiedereröffnung am 3. Juni sieht das Traditionsgeschäft ohne Planungssicherheit keine Perspektive mehr. „Wir haben seitdem alles versucht. Gedreht, gewendet, nach neuen Möglichkeiten gesucht und immer mal wieder, nicht zuletzt durch eure Unterstützung und Aufmunterung, auch Mut geschöpft. Wenn sich aber alles in die falsche Richtung entwickelt und sich (in einer Branche ohne Lobby) nur immer mehr Türen schließen - dann ist der Zeitpunkt gekommen, zu handeln“, schreibt Inhaber Dirk Störmann, der das Geschäft im Dezember 2012 übernommen hatte und mit einer Teilzeit-Mitarbeiterin führt: „Die Kulturbranche ist eine der am härtesten und längsten von der Krise ge- und betroffenen. Sehr viele von euch haben uns in den vergangenen Wochen Mut gemacht, Gutscheine gekauft und uns in der Hoffnung bestärkt, diese Phase zu überstehen. Doch ihr Ende ist nicht in Sicht.“
Theaterkasse Schumacher schließt: Schon vor Corona gab es Probleme
Schon vor der Corona-Krise war das Überleben für kleine, unabhängige Konzertkassen schwieriger geworden als in den goldenen Zeiten der 70er-, 80er- und 90er-Jahre. Die Gewinne dank des Konzertbooms in den vergangenen 15 Jahren werden vor allem von global organisierten Vorverkaufs-Giganten eingefahren, die sich mit exklusiven Presales, Sonderkonditionen und Partnerschaften immer größere Marktanteile gesichert haben.
Zudem läuft der Kartenvorverkauf nahezu nur noch online ab, zu den freien Theaterkassen geht hauptsächlich noch eine treue, aber immer älter und kleiner werdende Stammkundschaft. „Dadurch bedingte betriebliche Einbußen lassen sich mit viel Herzblut nur durch immensen Zeiteinsatz und enormen Aufwand abfangen“, schreibt Störmann.
Das könnte Sie auch interessieren:
- Kultur und Corona: Künstler brauchen Nähe statt Abstand
- Corona: Was für ein Theater mit Mundschutz und Schwimmnudel!
- Autokino: Freiluft-Filmspaß, solange der Saft reicht
Corona-Krise: Hamburger Kulturbetriebe kämpfen ums Überleben
Jetzt sind in der Corona-Krise viele Veranstaltungen abgesagt oder verlegt worden. Die Theaterkassen sind deshalb hauptsächlich mit Rückabwicklungen beschäftigt. Neue Kartenverkäufe, die Provisionen für die Vorverkaufsstellen bedeuten, gibt es derzeit kaum – bei laufenden Kosten. Ein Schicksal, das die Theaterkasse Schumacher mit vielen anderen Kulturbetrieben teilt.
Bis Ende August will Störmann auf „Abschiedstournee“ gehen: Die Theaterkasse hat Hunderte verschiedene Konzertplakate „von ABBA bis Zappa“ gesammelt, die jetzt zur Unterstützung des noch laufenden Betriebes erworben werden können. Für die Zukunft anderer Theaterkassen brauche es ebenfalls Solidarität: „Bitte unterstützen Sie weiterhin die kleinen Ticket-Agenturen, die einen persönlichen Service anbieten. Solange es noch welche gibt.“