Hamburg. Die Häuser dürfen wieder öffnen, wollen nach dem Senatsbeschluss aber mit der Kulturbehörde über Detailfragen sprechen.

Manchmal – insbesondere in Krisenzeiten – handelt auch die Politik schneller als erwartet. Mitte Mai hatte die Bezirksversammlung Hamburg-Nord auf Antrag von Grünen und SPD 1400 Euro für den neuen Podcast „Goldbek-Kanal“ bewilligt. Das Goldbekhaus sollte so trotz der coronabedingten Schließung seine Angebote zumindest digital verbreiten können.

Kaum war für die neue „Nachbarschaftswelle“ des über Winterhude hinaus bekannten Stadtteilkulturzentrums der erste Beitrag produziert – Schauspieler Woody Mues las aus Rudyard Kiplings „Nur so Märchen“ -, da erreichte Goldbekhaus-Geschäftsführer Bernd Haß die Nachricht aus dem Rathaus: Die Stadtteilkulturzentren dürfen wieder öffnen.

Kulturpalast Hamburg möchte kommende Woche starten

Doch wie bei den meisten Hamburger Kinos geht das auch bei den soziokulturellen Zentren nicht von heut auf morgen. „Es kommt Bewegung in den Stillstand“, heißt es auf der Website des Goldbekhauses. Wie aber unter welchen Hygiene- und Abstandsregeln was veranstalten? Die meisten der geförderten Stadtteilkulturzentren müssen einen Großteil ihrer Etats mit Einnahmen decken.

Der noch bis 31. Mai geschlossene Kulturpalast Hamburg etwa zu 75 Prozent. „Wir planen aktuell, mit ausgewählten Projekten der HipHop Academy nächste Woche zu starten“, sagt Intendantin Dörte Inselmann. Zudem solle es „ein alternatives Sommerferienprogramm und ein kulturelles Billstedter Sommerleben unter Berücksichtigung der Corona-Richtlinien“ geben.

Der Kulturpalast wird laut Inselmann in den kommenden Wochen Kursangebote für Kinder und Jugendliche sowie interkulturelle Gruppen bieten – außerhalb der Trainingsräume. Dafür braucht es Spenden. „Noch fehlt uns monatlich jeweils ein sechsstelliger Betrag“, rechnet sie.

Stadtteilkulturzentren haben noch Fragen an den Senat

„Sicher scheint, dass sich wieder Gruppen treffen können und Vermietungen möglich sind, auch wenn diese nicht eindeutig einen Kurs- oder Beratungscharakter haben“, meint Bernd Haß.

Der Goldbekhaus-Leiter hat indes einige (Verständnis-)Fragen, die sich aus der Rechtsverordnung des Senats ergeben. Nach Abstimmung mit 29 Stadtteilkulturzentren sowie Bürgerhäusern und freien Initiativen hat der Dachverband Stadtkultur e. V. am Donnerstag die Fragen an die Kulturbehörde geschickt. Klärung wohl erst nach Pfingsten.

Wie steht es um Flohmärkte?

So seien Veranstaltungen im Freien auf 50 Teilnehmer begrenzt, Häuser mit größeren Räumen könnten unter Einhaltung der Abstandsregeln theoretisch jedoch mehr als 50 Menschen unterbringen, etwa bei Lesungen und Theater in der Halle des Goldbekhauses.

In der Bühne zum Hof (ca. 100 Sitzplätze) seien das jetzt nur 20 bis 25 Personen, Einnahmeverluste drohen. Und an die „Profitcenter“ Flohmarkt und Disco („Winterhuder Tanznacht“) sei vermutlich noch länger nicht zu denken, fürchtet Haß, „obwohl in anderen Bundesländern zumindest Flohmärkte schon wieder möglich erscheinen“. Ob das Goldbekhaus im Juli und August wie angedacht auf dem Hof Familienshows im Freien veranstalten kann? Alles ungewiss.

Kreatives Projekt "rollt" durch Stadtteile

Umsetzbar und ein neues Beispiel kreativer niedrigschwelliger Kulturarbeit ist ein Projekt, das das Goldbekhaus mit der Zinnschmelze, dem Bürgerhaus Barmbek und dem ella Kulturhaus Langenhorn entwickelt hat: Als mobiles Schreib-Atelier „Moment mal!“ rollt im Juni ein umgebautes Lastenfahrrad durch jene Stadtteile.

Beim Halt kann jede(r), der oder die möchte, kurze Texte oder Gedichte auf Schreibmaschinen verfassen, die sogleich desinfiziert werden. „Wir kommen recht spontan vorbei, wir wollen ja Hotspots vermeiden“, sagt Mitinitiator Tino Holzmann. Die Texte sollen künstlerisch verarbeitet werden.

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Goldbekhaus: Mix aus Liveveranstaltung und Streaming

„Wir machen diesmal keine Sommerpause, um ausgefallene Angebote im Kurs- und Gruppenbereich nachholen zu können, verdienen wieder etwas Geld mit einzelnen Vermietungen nach einem Totalumsatzausfall“, erläutert Haß, bleibt aber fürs Goldbekhaus skeptisch, „weil die Liquiditätsplanung ein großes finanzielles Loch im Herbst oder Winter ahnen lässt“.

Bei Shows schließt er künftig einen Mix aus Liveveranstaltung
und Streaming nicht aus – der „Goldbek-Kanal“ muss ja auch in Fluss kommen.