Hamburg. Brief aus der Kulturszene lässt NDR-Intendant Knuth kalt: Dienstälteste Literatursendung im deutschen TV steht vor dem Aus.
Die geplante Einstellung der Literatursendung „Bücherjournal“ schlägt in der Kulturbranche weiter hohe Wellen. Nun hat NDR-Intendant Joachim Knuth auf einen an ihn adressierten offenen Brief reagiert und seinerseits ein Schreiben verfasst. Gerichtet ist es an Rainer Moritz, den Leiter des Literaturhauses und Initiator des Briefes, der mehr als 100 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner hat, viele von ihnen prominent.
Sie kritisieren in scharfen Worten das Vorhaben des NDR – „eine folgenschwere Fehlentscheidung, von der ein fatales Signal ausgeht“ – und fordern den Intendanten „energisch“ auf, „diese Entscheidung rückgängig zu machen“.
Zu wenig Zuschauer – NDR sieht keinen Bedarf für "Bücherjournal"
Es sei nicht seine Absicht, schreibt wiederum Joachim Knuth nun, „den Stellenwert der Literatur im NDR zu mindern“. Er stehe seit Jahren dafür, dass Kultur und Literatur einen „wichtigen und wahrnehmbaren Platz“ in seinem Sender einnähmen. Es werde im NDR keine Buchbesprechung weniger geben als bisher. Gleichzeitig verweist Knuth darauf, dass das sechsmal im Jahr ausgestrahlte Magazin zuletzt zu wenig Zuschauer gehabt habe – „Tendenz fallend“.
Deshalb schließt Knuth in dem mit einem Gesprächsangebot an Literaturhauschef Moritz verbundenen Schreiben bemerkenswert trocken mit der Feststellung, man habe entschieden, „diese Form des Angebots künftig bleiben zu lassen“. Heißt also, wie bereits in den kürzlich publik gewordenen Sparmaßnahmen im Gesamtumfang von 300 Millionen Euro angekündigt: Der NDR will künftig besonders seine Kulturberichterstattung online stattfinden lassen. Man wolle sich, so Knuth, auf „neue Wege der Kultur- und Literaturvermittlung begeben“.
NDR verweist auf "andere und besser geeignete Plattformen"
Dass das Fernsehformat „Bücherjournal“, die traditionsreichste und seit 1972 laufende Literatursendung im deutschen Fernsehen, beim NDR als in hohem Maße verzichtbar angesehen wird, wurde parallel zu Knuths Antwort auf den offenen Brief auch in einer Stellungnahme von NDR-Pressesprecher Frank Jahn deutlich.
Beim „Bücherjournal“ handele es sich „um eine Sendung, bei der vor allem Wiederholungen von Buchtipps gezeigt werden“. Und weiter heißt es: „Die Inhalte werden und wurden bereits auf vielen anderen und besser geeigneten Plattformen gezeigt.“ Es gebe etwa in der ARD das Literaturmagazin „Druckfrisch“, so Jahn.
Ein monatlicher Buchtipp in der Vorabend-Sendung "Das!"
Dass die Sendung kein großer Kostenfaktor ist, bestätigt der NDR: „Mit dem Wegfall des ,Bücherjournals‘ spart der NDR im Vergleich zu großen Unterhaltungssendungen, bei denen wir auch kürzen mussten, eine geringere Summe.“
Die Antworten des NDR auf den offenen Brief haben dessen Unterzeichner dem Vernehmen nach in keiner Weise überzeugt. Das gilt sicher auch für die neuen NDR-Pläne: In der Sendung „DAS!‘ soll es einmal monatlich einen Buchtipp für Belletristik geben, neben den Besprechungen im „Kulturjournal“ und einem Buchpodcast. Klingt nach vielem, aber keinem gleichwertigen Ersatz.