Hamburg. Mit einem neuen Lied schickt sie ein Zeichen der Hoffnung in die Corona-Krise. Nenas Album soll im Herbst 2020 erscheinen.

Die Musik ist aus – und ist immer noch da. Hamburgs Clubs, und nicht nur die, sind zu „Lost Places“ geworden, zu stillen, einsamen Orten. Nur hier und da streamt noch ein DJ sein Set ins Netz, brennt das letzte Licht, das auch ein Zeichen der Hoffnung ist, dass irgendwann das Nachtleben zurückkehren mag. Künstler verlegen ihre Auftritte in ihre Wohnzimmer und Küchen vor die Webcam, in einem anderen Tab auf dem Rechner ist dabei vielleicht noch der Antrag auf staatliche Unterstützung offen.

Das Licht ist aus – und ist immer noch da. Denn für nicht wenige Musikschaffende geht der Alltag in Teilen unverändert weiter, trotz Tourverschiebungen, Festivalabsagen und Kontaktverboten.

Nena war schon vor dem Lockdown abgetaucht in ihr Studio, wo gerade ihr neues Album entsteht, das im Herbst dieses Jahres erscheinen soll. Und in Zeiten moderner Kommunikations- und Datenwege schafft man auch ein gutes Stück Arbeit, ohne dass sich Produzenten, Mischer und Musiker gegenseitig auf den Füßen stehen. Nicht wenige Lieder und Alben werden in nächster Zeit wahrscheinlich im Homeoffice, in Heimstudios der Beteiligten, entstehen. Ein musikalisches Patchwork, das Stück für Stück zusammengesetzt wird.

Ein kleines Stück von Nena zum Mutmachen

Ein neues Lied von Nena, das schon fertig ist, heißt „Licht“. Das hat sie nun spontan als Single und ohne die sonst üblichen medialen Werbefanfaren veröffentlicht. Eine Impulsentscheidung. Und ein kleines Stück zum Mutmachen. „Was wir zurzeit erleben, ist für uns alle eine krasse Herausforderung“, teilte die in Rahlstedt lebende Sängerin zu „Licht“ mit.

Zu hymnischen Synthie-Pop-Klängen stellt Nena Fragen, die derzeit milliardenfach zwischen Menschen hin und her gesendet oder telefoniert werden: „Fühlst du dich gerade gut? Fühlst du dich gerade schlecht? Willst du wissen wie’s mir geht? Kann ich dir nicht sagen“, singt der Familienmensch Nena.

Tochter Larissa und Sohn Sakias gehören seit Jahren zu ihrer Band. „Es geht um dich, um mich, um uns und alle.“ Was kann der Einzelne jetzt tun in einer Zeit mit vielen Fragen und noch wenigen Antworten? „Wir schicken Licht, Licht, Licht. Wir kommen aus der Liebe, wir kommen aus dem nichts, und du bist nicht alleine.“

Die Welt ist eine Schicksalsgemeinschaft geworden

Viele sind einsam in diesen Tagen, aber am Ende ist niemand allein, denn die ganze Welt ist eine Schicksalsgemeinschaft geworden. „Liebe und Licht sind für mich die stärksten Kräfte. Und wir haben sie alle in uns. Wenn wir uns darauf besinnen und jeder von uns bereit ist, Licht und Liebe in die Welt zu schicken, finden wir auch in unser Vertrauen, alles schaffen zu können und nutzen genau jetzt die Möglichkeit, unser Zusammenleben auf diesem Planeten ganz neu zu gestalten, zum Wohle aller Beteiligten“, schrieb Nena aus dem Studio ans Abendblatt. Für sie ist das neue Lied nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein kleiner Schimmer, der Hoffnung machen soll.

Mit Hoffnung kennt sich Nena, die am 24. März ihren 60. Geburtstag feierte, aus. Schließlich ging es seit ihrem Einstieg in die Hagener Rockband The Stripes 1977 nicht ausschließlich steil nach oben – auch wenn sie nach der Gründung der Band Nena von 1982 an in ungeahnte Sphären aufstieg.

Die Singles „Nur geträumt“ und „99 Luftballons“ waren gigantische Hits, die Luftballons stiegen sogar in Großbritannien und vielen weiteren Ländern an die Spitze der Charts, und in den USA auf Platz zwei. Nach dem vierten, arg gefloppten Album „Eisbrecher“ (1986) löste sich die Band aber auf und Nena begann mit „Wunder gescheh’n“ 1989 ihre Solokarriere, die erst Mitte der Nuller-Jahre nach einer langen Durststrecke mit „Willst du mit mir gehn“ (2005) Fahrt aufnahm.

Nena macht nur noch ihr Ding

Jetzt, mit 60 Jahren, ist Nena immer noch „berufsjugendlich“, wie sie 2015 auf ihrem bislang letzten Album „Oldschool“ sang. Ihr Spektrum reicht von Rock, Pop und Wave bis Electro, und wie ihr einstiger Galan Udo Lindenberg macht sie nur noch ihr Ding, egal was die anderen sagen.

Ihr Livealbum „Live At SO36“ nahm sie 2015 nicht in einer Multifunktionsarena, sondern in einem Berliner Punkrockschuppen auf, und 2016 ging sie 33 Jahre nach „99 Luftballons“ auf ihre erste US-Tournee. „Man kann ja gar nicht stehen bleiben, auch wenn ich gerne in bestimmten Situationen mal die Bremse ziehen würde. Das Leben geht weiter“, sagte Nena vor fünf Jahren.

Nun wurde unser aller Leben ausgebremst, geht aber dennoch weiter. Mit Enttäuschungen und Lichtblicken. Und der Hoffnung, dass „Wunder gescheh’n“.

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