Hamburg. Ob Guns N’ Roses oder Helene Fischer: Exklusive Tickets zu Fantasiepreisen bietet fast jeder Star an. Doch was wird dafür geboten?
Wer wäre nicht gerne mal für ein paar Stunden ein VIP, eine besonders wichtige Person also, die so richtig verwöhnt wird und in Bereiche vordringen darf, die Normalsterblichen verschlossen bleiben? Bei Konzerten ist das zunehmend möglich, hat allerdings seinen Preis. Im Fall von Guns N’ Roses, die am 2. Juni im Volksparkstadion auftreten, liegt der bei 1204 Euro für das „Ultimate VIP Package“ – gut 1000 Euro mehr als das gewöhnliche Ticket in der teuersten Kategorie kostet.
Was dafür geboten wird? Neben einem Front-of-Stage-Stehplatzticket und dem Zugang zu einer erhöhten Aussichtsplattform unter anderem die Möglichkeit, ein Crew-Mitglied zu fragen, „was es bedeutet, solch eine aufwendige Produktion zusammenzustellen“ und ein Foto „mit den Instrumenten der Band“. Die lässt sich natürlich nicht sehen, sondern kassiert nur.
Elton John bietet VIP-Ticket zum "Schnäppchenpreis"
Ebenso wie Elton John, dessen „VIP Golden Circle Ticket“ für die Barclaycard-Arena-Auftritte Mitte September zum vergleichsweise Schnäppchenpreis von 799 Euro verkauft wird. Immerhin gibt es dafür neben ein paar Merchandise-Artikeln und einem Sektempfang eine Backstage-Führung und die Option, sich am Piano des Meisters fotografieren zu lassen. Da das teuerste Normal-Ticket bereits sportliche 482 Euro kostet, ist der VIP-Aufschlag gar nicht mal so erheblich.
Ähnliches gilt für Paul McCartney, für dessen Auftritt am 4. Juni in Hannover maximal 497 Euro fällig werden („keine Zusatzleistungen oder weitere Services“). Die teuerste VIP-Variante liegt bei 832 Euro und beinhaltet als besonderen Bonus eine Einladung zum Soundcheck vor dem Konzert.
Nachfrage der VIP-Tickets hängt an der Popularität des Stars
Gibt es Menschen, die diese Fantasiesummen tatsächlich zahlen? Die Konzertveranstalter halten sich da wie auch bei vielen anderen Fragen rund um das Thema VIP-Ticket sehr bedeckt. Mancher will gar nichts dazu sagen, andere geben auf Abendblatt-Nachfrage zwar Auskunft, möchten aber nicht zitiert werden. Klar ist, die Initiative geht in nahezu allen Fällen nicht vom Veranstalter, sondern von Künstlern und Management aus.
Wie diese Tickets nachgefragt werden, hängt weniger am Preis als an der Popularität. Wer als Künstler seinen Zenit überschritten habe, könne teure Zusatzleistungen kaum an den Fan bringen, heißt es. Gerade von einer älteren Zielgruppe würden VIP-Tickets nur dann gekauft, wenn der Künstler tatsächlich zugkräftig („am besten ein Weltstar“) sei und möglichst ein persönliches Treffen zum Angebot gehöre.
VIP-Tickets liegen "wie Blei" in den virtuellen Regalen
Über Sinn und Unsinn der VIP-Tickets gibt es von Veranstalterseite unterschiedliche Auffassungen. Von einem Branchen-Schwergewicht ist etwa zu hören, diese Tickets lägen häufig „wie Blei“ in den virtuellen Regalen von Vorverkaufsplattformen wie Eventim oder Ticketmaster. Man warte dann darauf, dass das jeweilige Management die geblockten Karten in der besten Kategorie freigibt, um sie ohne Extras verkaufen zu können.
Von anderer Stelle hingegen heißt es, gerade VIP-Tickets für Auftritte jüngerer Künstler aus den Bereichen Hip-Hop und Teenie-Pop (die natürlich deutlich günstiger sind) würden stark nachgefragt, bei „älteren Themen“ sei für die Käufer vor allem das Maß an zusätzlichem Komfort wichtig, etwa ein vorzeitiger Einlass in die Arena und Plätze direkt an der Bühne.
VIPs bei Helene Fischer können am Buffet schlemmen
Vor diesem Hintergrund könnte das „VIP Diamond Ticket“ für den Helene-Fischer-Auftritt am 4. April an der Talstation Schlossalmbahn im österreichischen Bad Hofgastein interessant sein. Für 503,49 Euro gibt es nämlich weder ein Treffen mit der Sängerin noch viel Merchandise-Schnickschnack, dafür aber „ein reichhaltiges regionales Büfett“, Bier, Wein, Prosecco, Kaffee und antialkoholische Getränke inklusive. Besonders verlockend: „Der beheizte Indoor-Bereich ist mit Gala-Tischen und bequemen Sitzgelegenheiten ausgestattet.“ Das kann einem schon mal die Preisdifferenz von gut 350 Euro zum regulären Ticket in der besten Platzkategorie wert sein ...
Ein reines Weltstar-Phänomen sind VIP-Tickets übrigens nicht, auch Sarah Connor, Johannes Oerding oder Revolverheld setzen darauf. Letztere bieten beim Open-Air-Konzert am 13. Juni im brandenburgischen Klettwitz für 100 Euro Aufschlag allerdings neben „perfekter Sicht“ lediglich Büfett und Getränke im VIP-Bereich. Muss man sich leisten wollen.
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Mit der Sprengkraft des Rock ’n’ Roll, mit Aufruhr und Radau haben diese Besserverdiener-Specials selbstverständlich nichts zu tun. Hier geht es um gemütliches Entertainment, um den sprichwörtlichen „schönen Abend“.
Hamburger Band Deichkind bietet VIP-Spaßticket
Und dann ist da noch Deichkind. Die Hamburger Chaos-Combo hat für die laufende Tour „Diamond Tickets“ mit „exklusivem Firlefanz“ im Angebot. Erstens: „Du triffst in jedem Fall die Band ganz persönlich.“ Einschränkung: „Geh mal davon aus, dass ein exklusives Bandtreffen realistisch gesehen, wahrscheinlich eher (bis auf wenige Ausnahmen) nichts wird ... Ein Selfie mit einem Pappaufsteller (lebensgroßer Porky) ist die Notlösung (würdiger Ersatz).“
Zweitens: „Fan-Poster im Wert von einem Euro (nicht ganz so stark zerknittert wie sonst).“ Drittens: „Exklusive Abholung von zu Hause.“ Allerdings heißt es dazu: „Arbeitet unser Event-Team gerade daran, die Chancen stehen jedoch schlecht, weil keiner so richtig Bock auf die Aktion hat.“ Was bei einem VIP-Spaßpreis von 12,99 Euro kaum verwundern dürfte. Ein Humorlichtblick am sonst eher trüben VIP-Ticket-Himmel.