Hamburg. Die epische Science-Fiction-Saga ist zu Ende: Warum das eine gute Nachricht ist, verrät die garantiert spoilerfreie Filmkritik.
Nun aber: Nach 42 Jahren, einigen Irrungen und Wirrungen in der Reihenfolge der Filme und Geschehnisse, diversen nachträglichen „Verbesserungen“ und einer geradezu irrwitzigen Zahl von Raumschlachten geht die "Star Wars"-Saga mit "Der Aufstieg Skywalkers" zu Ende.
Mit der neunten Episode soll die Geschichte von Jedi und Sith, Gut und Böse, Skywalker und Palpatine auserzählt sein – mehr oder weniger. Schließlich wäre Disney schön blöd, sein Goldenes Kalb zu schlachten, so lange es noch weltweit angebetet wird. Also gibt es natürlich weiterhin neues Futter für die Legionen der Fans, als Spin-Off-Serie oder -Film, die oder der irgendwie zwischen, vor oder nach die Geschehnisse der Hauptfilme geklemmt werden – größtenteils Lichtschwert-frei.
Die Endschlacht der "Star Wars", sie beginnt jetzt
Die große, die wichtige, die alles umspannende Endschlacht in einer weit, weit entfernten Galaxis, die aber beginnt jetzt, pünktlich kurz vor Weihnachten an den Kinokassen. Heute läuft „Der Aufstieg Skywalkers“ an. Ein passenderer Titel für Episode IX wäre aber „Niemals geht man so ganz“, denn Regisseur und Co-Drehbuchautor J.J. Abrams scheut vor ein wenig Leichenfledderei nicht zurück: Die obligatorischen Textzeilen, die zu Beginn in gelber Schrift durchs Universum fliegen, kündigen es an, noch bevor das erste Lichtschwert geschwungen, das erste Raumschiff explodiert, der erste Sturmtruppler über den Haufen geschossen ist: "Die Toten sprechen."
Danach darf 142 Minuten lang so ziemlich jeder, der schon einmal wichtig war, noch einmal mitspielen – ganz egal, ob er oder sie noch lebt oder schon vor ungefähr viereinhalb Episoden den Weg alles Überirdischen gegangen ist. So ein Vaterkonflikt löst sich schließlich nicht mit einem Lichtschwert allein.
Wer sind Reys Eltern? Das wird in Episode IX erklärt
Apropos Väter: Wenn es ein übergreifendes Thema im „Star Wars“-Universum gibt, dann das angespannte Verhältnis zwischen Erzeugern und Nachwuchs. Mit Müttern gibt es übrigens keine Probleme: Die spielen entweder gar keine Rolle oder stehen zu ihren Kindern, und seien sie noch so missraten. Auch das leidige Thema (Groß-) Vaterschaft trägt „Der Aufstieg Skywalkers“ durch die knapp zweieinhalb Stunden: Ja, natürlich wird auch endlich aufgelöst, wer denn nun Rey, Nachname unbekannt (Daisy Ridley) in die Welt gesetzt hat; nein, natürlich wird an dieser Stelle nicht verraten, wer das ist.
Am Anfang des Filmes ist das eh erst einmal egal. Da ist alles wie immer, so wie seit vor vier Jahren mit Episode VII die dritte und eventuell finale Trilogie begonnen hat: Kylo Ren (Adam Driver) hat ein klitzekleines Aggressionsproblem, Han Solo – äh, Pardon – Poe Dameron (Oscar Isaac) und Chewbacca (Joonas Suotamo) erleben zusammen mit Finn (John Boyega) tolldreiste Abenteuer in ihrer fliegenden Kiste, dem Millenium Falcon, und Rey versucht, ein Jedi-Ritter zu werden. Oder so etwas ähnliches.
Das Böse will die Herrschaft über die Galaxis – schon wieder
Jedenfalls steht das Schicksal der ganzen Galaxis erneut auf dem Spiel: Der ultimative Bösewicht Imperator Palpatine (Ian McDiarmid), den man eigentlich seit Ende der ersten (also zweiten, weil ja die Teile I-III erst nach den Teilen IV-VI entstanden sind) Trilogie sicher in einem etwa vier Kilometer tiefen Lüftungsschacht des zweiten Todessterns entsorgt geglaubt hatte, spricht zu seinen Getreuen, den Sith (die bösen Gegenstücke zu den Jedi, Kennzeichen: ewig übellaunig, rote Lichtschwerter, zum Scheitern verdammt), und hat einen neuen Plan zur Erlangung der Herrschaft über die Galaxis.
Damit der funktioniert, beziehungsweise, damit der durchkreuzt werden kann, ist eine Menge Hin und Her durch die Galaxis notwendig,epische Raumschlachten inklusive: Die inzwischen um die allzeit treuen Droiden C-3PO (Anthony Daniels) und BB-8 ergänzte Rasselbande des Widerstands auf der einen, Kylo Ren und seine sinistren Schurken auf der anderen Seite haben hoffentlich einen klimafreundlichen Antrieb – sonst sieht es schlecht aus für die CO2-Bilanz der Galaxis.
Episode IX zitiert all ihre "Star Wars"-Vorgänger
Es geht munter von Planet zu Planet, von einer Rebellenbasis zu einem "nur alle 42 Jahre" stattfindenden Festival durch die Wüste und weiter nach Endor, in die unkartierten und unkartierbaren Bereiche der Galaxis, die den Sith vorbehalten sind, ins galaktische Zentrum und wieder zurück.
Zusammengehalten werden die teils wüsten Sprünge (im wörtlichen wie übertragenen Sinn) von einem dramaturgischen Kniff, der zu wohlwollendem Streichen durch die frisch geföhnten Vollbärte und/oder Kurzhaarfrisuren der hipsterigen Kinogäste führen wird: dem Zitat, diesem postmodernen Lieblingskind aller "Irgendwas mit Medien"-Macher. Man fragt sich erst scherz- und schließlich ernsthaft, ob es überhaupt ein Drehbuch gegeben hat – oder nur einen losen Handlungsstrang und eine Checkliste: "Haben wir Episode VIII schon zitiert? Nein? Dann aber in der nächsten Szene."
Es reicht mit den intergalaktischen Familienfehden
Was bei Episode VII noch charmant war, der Rückgriff auf Altbekanntes und -geliebtes, das wird 42 Jahre, nachdem der "Krieg der Sterne" erstmals für offene Münder und volle Kinosäle sorgte, langsam schal.
So hübsch das alles aussieht, so laut es kracht und knistert und so bedeutungsschwanger alle in die Linsen der Kameras schauen: Die Skywalkers, Solos und Palpatines dieser weit, weit entfernten Galaxis dürfen ihre Familienfehden künftig gern unter sich austragen.
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers läuft jetzt in fast jedem Kino, das gerne viel Geld verdient. Tickets, Spielzeiten und Informationen zum Film auf der Webseite von Disney.