Hamburg. Im Thalia Theater wurde an den Einzeltäter Georg Elser erinnert, der in München ein Attentat auf Hitler versuchte.

Es ist genau 21.20 Uhr. Im Thalia Theater klingelt ein Handy und das mit voller Absicht. Helmut Butzmann, Experte für den Widerstandskämpfer Georg Elser, hat es auf diese Uhrzeit eingestellt, um an den Zeitpunkt zu erinnern, an dem vor 80 Jahren eine Bombe im Münchner Bürgerbräukeller explodierte.

In mühevoller und wochenlanger Arbeit hatte der Elser, von Beruf Schreiner, den Sprengsatz gebastelt und in einer Säule im Saal des Wirtshauses versteckt. Sein Anschlag galt am 8. November 1939 Adolf Hitler und einer Riege weiterer hochrangiger Nationalsozialisten, darunter Joseph Goebbels, Martin Bormann, Rudolf Heß, Reinhard Heydrich und Julius Streicher, die zu dieser NSDAP-Versammlung gekommen waren.

Anschlag auf Hitler misslang

Doch der Tyrannenmord misslang, da Hitler und seine Schergen den Saal vorzeitig verlassen hatten. Weil es neblig war und Hitler am nächsten Morgen eine Besprechung mit seinen Generälen hatte, reiste er vorzeitig mit dem Zug zurück nach Berlin und nahm nicht wie geplant das Flugzeug. Bei der Explosion starben acht Menschen, darunter eine Aushilfskellnerin.

Butzmann und Thalia-Schauspieler Jens Harzer erinnerten im Theater am Alstertor an den Mann, der sich ganz allein die Aufgabe gestellt hatte, das sich bereits im Krieg befindliche Deutschland von seinem Diktator durch einen politischen Mord zu befreien.

Seit zehn Jahren bereits sind Butzmann und Harzer an jedem 8. November mit diesem Abend unterwegs, um einen Mann ins Bewusstsein zu rücken, der „ein Held ohne Lobby“ war, wie Butzmann es formuliert. Elser hatte bei seinen Plänen keine Hilfe, monatelang höhlte er nachts eine Säule im Saal des Bürgerbräukellers aus, in der er dann eine selbst konstruierte Zeitbombe versteckte.

In Hamburg ist noch keine Straße nach Elser benannt

Bis ins Kleinste sind seine Überlegungen dokumentiert. Es existiert ein 200 Seiten langes Verhörprotokoll der Gestapo, das Historiker als authentisch ansehen. Aus diesem Protokoll las Harzer und ließ dabei das Bild eines beharrlichen, aber auch einsamen Mannes entstehen. Niemand war in sein Vorhaben eingeweiht, Elser stand allein mit seinem konsequenten Attentatsplan gegen Hitler.

An diesem spannenden Thalia-Abend setzte Butzmann mit ausgesuchten Bildern und weiteren Texten einen Gegenpol zu dem sachlichen Verhörprotokoll, indem er einen ungleich bekannteren Attentatsversuch schilderte, nämlich den Versuch von Claus Schenk Graf von Stauffenberg und weiteren Offizieren, Hitler am 20. Juli 1944 im Rahmen eines Staatsstreichs zu töten.

Großer Mann des Widerstands

Butzmann machte keinen Hehl daraus, dass er Elser für einen großen Mann des Widerstands hält, der immer noch nicht ausreichend gewürdigt worden ist. In vielen Städten gibt es Straßen, die nach ihm benannt sind, in Hamburg jedoch noch nicht. Nachdem Elser jahrelang ohne Prozess inhaftiert war, ermordeten die Nazis ihn am 9. April 1945 im Konzentrationslager Dachau. Wenn sein Plan aufgegangen wäre – die Weltgeschichte hätte einen anderen Verlauf genommen.