Hamburg. Wolfgang Kaes schreibt Politthriller, die der Wirklichkeit mehr als nur abgeschaut sind. Ungewöhnlicher Thriller von Thomas Engström.

Der schwedische Autor Thomas Engström schreibt Thriller, die nicht in Schweden spielen und in denen kein Schwede und keine Schwedin auftritt. Allein das ist ungewöhnlich. Da passt die Hauptfigur recht gut ins Bild: Ludwig Licht, ehemals Stasi-Spitzel und Doppelagent, seit der Wende zumeist arbeitslos.

Mit seiner Berliner Kneipe und sporadischen Jobs für die CIA hält sich Licht finanziell leidlich über Wasser. In seinem ersten Fall „West of Liberty“ bekam er es mit einer Whistleblower-Organisation zu tun, in dem aktuellen Fall „South of Hell“ (Dt. v. L. Rüegger und H. Wolandt, Bertelsmann, 380 S., 15 Euro) reist Licht nach Philadelphia, um eine heikle Angelegenheit zu bereinigen: Einem demokratischen Politiker, einst US-Botschafter in Berlin, wird im Wahlkampf vorgeworfen, schuld am Tod eines jungen Mannes zu sein.

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Mit dem Toten soll er ein Verhältnis gehabt haben. Eine Intrige der repu­blikanischen Konkurrentin? Als Licht seine Ermittlungen aufnimmt, wird ihm klar, dass eine rassistische Sekte im Hintergrund die Fäden zieht. Licht lässt sich von dieser Organisation anheuern – und begibt sich in tödliche Gefahr, denn die religiös motivierten Rechtsradikalen planen offenbar einen Terroranschlag. Es kommt zum actionreichen Finale …

Die Geschichten um Ludwig Licht sind als Tetralogie angelegt, der erste Band ist bereits als Sechsteiler verfilmt und wird voraussichtlich Mitte November im ZDF zu sehen sein, hochkarätig besetzt mit Wotan Wilke Möhring und Lars Eidinger.


Wolfgang Kaes ist mehrfach ausgezeichneter Journalist, war 2012 „Journalist des Jahres“, erhielt 2013 den Henri-Nannen-Preis in der Kategorie „Investigative Recherche“. Und Kaes schreibt packende Politthriller, die der Wirklichkeit mehr als nur abgeschaut sind: Er verarbeitet darin reale Fälle aus seiner journalistischen Praxis. „Endstation“ (Rowohlt, 424 S., 16,99 Euro) ist bereits Kaes’ achter Roman, erneut erzählt der Autor eine so brisante wie rätselhafte Geschichte.

Der Fall geht zurück in das Jahr 2013, als einige Schulfreunde, die gerade das Abitur bestanden haben, sich zum Feiern in einer Bad Hombacher Diskothek treffen. Wenige Stunden später ist einer von ihnen tot, zwei Wochen darauf wird er aus dem Rhein gefischt. Die Polizei geht schnell von Selbstmord aus, die Akte wird geschlossen. Fünf Jahre später wird LKA-Zielfahnder Thomas Mohr in die Abteilung „Cold Cases“ abgeschoben, er soll alte, ungeklärte Fälle bearbeiten und neu bewerten. Als ihm die Akte des toten Jungen aus 2013 in die Hände fällt, wird Mohr stutzig: Die Akte ist lückenhaft, offenbar haben die Ermittler vorschnelle Schlüsse gezogen, Zeugen wurden nicht ausführlich befragt, und nur auf Druck der Eltern des Toten wurde die Polizei überhaupt tätig.

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Was steckt dahinter? Warum wurde der Fall damals so rasch zu den Akten gelegt? Mohrs Jagdinstinkt ist geweckt, und er macht sich auf, um auf eigene Faust den alten Fall aufzuklären. Eine Entscheidung mit schwerwiegenden Folgen: Mohr bekommt es nicht nur mit seinen Vorgesetzten zu tun, auch eine Rockerbande, deren Mitglieder damals als Türsteher der Diskothek fungierten, macht ihm zu schaffen. Und natürlich mischt auch sein Intimfeind mit, ein skrupelloser albanischer Bandenchef. „Endstation“ ist eine brillant komponierte, realitätsnahe Kriminalgeschichte.

Wolfgang Kaes liest mit Profiler Axel Petermann am 9.11. in Hamburg, Thomas Eng­ström liest bereits am 6.11., beide beim Hamburger Krimifestival auf Kampnagel. Karten gibt es in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Gr. Burstah 18-32, Infos unter www.krimifestival-hamburg.de