Hamburg. Tana French liefert wuchtige Krimi-Kost, und beim Hamburger Autor Robert Brack geht es um Mord und politische Machtkämpfe.

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Die irische Autorin Tana French zählt zu den ganz Großen auf dem weiten Feld des internationalen Kriminalromans. „Gefrorener Schrei“ und „Schattenstill“ etwa sind herausragende Beispiele für ihre Schreibkunst. So auch „Der dunkle Garten“ (Dt. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, Scherz, 16,99 Euro), Frenchs neuer wuchtiger Roman, 656 Seiten ist er stark. Wobei die Bücher der in Dublin lebenden Autorin eindeutig mehr sind als lediglich spannende Kriminalromane, sie weisen literarisch weit darüber hinaus. So ist „Der dunkle Garten“ bei aller gekonnt geschürten Spannung auch und vor allem eine dramatische Familiensaga, die von Hass, Gier, Liebe und Wut erzählt. Held der Geschichte ist der junge Toby Hennessy, er hat einen inter­essanten Job in einer Galerie, trifft sich abends mit Freunden auf ein paar Bier, hat eine liebevolle, attraktive Freundin – Toby sei ein Glückskind, sagen seine Freunde.

Mit dem Glück ist es erst einmal vorbei, als er eines Abends, schon recht angetrunken, nach Hause kommt und von zwei Einbrechern brutal überfallen wird. Am nächsten Morgen ist die Wohnung verwüstet, und Toby kann sich nur noch bruchstückhaft an den Überfall erinnern. Wer könnte daran interessiert sein, dem jungen Mann derart zu schaden? Gibt es einen Zusammenhang mit den Betrügereien eines Kurators in der Galerie? Toby zieht sich aufs Land zurück, in das Anwesen der Familie, wo er große Teile seiner Jugend verbracht hat, doch die Rückkehr an den Ort seiner frühen Jahre wird zum Horrortrip.

MarlowVolker Kutscher Cover / Buchcover
MarlowVolker Kutscher Cover / Buchcover

Die TV-Serie „Babylon Berlin“ hat die Kriminalromane von Volker Kutscher, die Vorlage der Filme sind, auf die Bestsellerlisten katapultiert. So nun auch „Marlow“ (Piper, 520 Seiten, 24 Euro), den bereits siebten Fall für den Polizisten Gereon Rath. Die Geschichte spielt im Berliner Sommer des Jahres 1935: Bei einem Verkehrsunfall sterben ein Taxifahrer und sein Kunde. Der Fahrer ist mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Steinmauer gefahren, der Wagen war kurz zuvor zur Inspektion gewesen, ein technisches Versagen scheidet als Unfallursache aus. Ein Rätsel. Rath findet am Unfallort einen Umschlag, in dem sich Unterlagen mit dem Vermerk „Geheime Reichssache“ befinden. Was damit tun? Er schickt den Umschlag an die darauf angegebene Adresse – und gerät in einen lebensgefährlichen Strudel politischer Machenschaften. Starker historischer Stoff, wie für einen Film gemacht.

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Mord und politische Machtkämpfe sind das Thema in „Der Kommissar von St. Pauli“ (Ullstein, 458 Seiten, 10 Euro), dem aktuellen Kriminalroman des Hamburger Autors Robert Brack. Kommissar Weber muss im Hamburg des Jahres 1931 einen offenbar politisch motivierten Mordanschlag aufklären, ein Anschlag mitten in der Polizeizentrale. Es scheint, als würden die Nazis sich gewaltsam der städtischen Ordnungskräfte bemächtigen wollen. Da kann Weber mit den eigenartigen Todesfällen von Frauen, die sich vor die Hochbahn werfen, erst einmal wenig anfangen. Bis er einen Zusammenhang zu entdecken meint – und in einen Konflikt mit der Obrigkeit gerät. „Der Kommissar von St. Pauli“ ist ein sprachlich wie dramaturgisch höchst versierter Roman, der die sozialen und politischen Milieus jener Jahre fein ausleuchtet. Das ist kriminalliterarische Geschichtsschreibung.