Hamburg. Mit dem Stück von Peter Turrini gelingt Dieter Seidel und seinem Ensemble im Römischen Garten ein neuer komödiantischer Streich.
Es gibt sie noch, die kleinen Perlen im bisher recht wechselhaften Hamburger (Kultur-)Sommer. Man muss sie nur entdecken – wie das Schauspiel im Römischen Garten in Blankenese. Seit 2005 bringt Dieter Seidels Theater N.N. fast jedes Jahr einen neuen komödiantischen Freiluftstreich ins malerische kleine Amphitheater gut 30 Meter über der Elbe. Ohne akustische Verstärkung und beschränkt auf zehn Abende kann sich Seidels neue Arbeit dort mehr denn je sehen und hören lassen.
„Die Wirtin“ von Peter Turrini gibt eine treffend besetzte Schauspielerriege. Ein paar Holzbänke und Tische sowie ein aufgespannter großer Schirm reichen – und schon wähnen sich die Zuschauer in einem Gasthof. Egal ob sie an Tischen auf der Barockterrasse oder auf den „billigen“ Plätzen mit mitgebrachten Klappstühlen und Decken im Rondell sitzen.
Vom Frauenverächter zum Verehrer
Frei nach „Mirandolina“, einem fast 270 Jahre alten Drei-Akter des italienischen Dichters Carlo Goldoni, hatte der Österreicher Turrini seine „Wirtin“ 1973 mit noch mehr satirischen Schmankerln verfasst. Es ist eine Emanzipationsgeschichte: Mirandolina wird gleich von mehreren reichen Männern begehrt. Die schmeicheln ihr, schwärmen und schwelgen, wollen sie ausnutzen. „Wenn die Herren heiße Liebesschwüre ausstoßen, kriege ich kalte Füße“, sagt sie knapp. Alena Oellerich tritt für derlei Sprüche auch aus ihrer Rolle, spielt die Titelfigur aber mit entwaffnender Stärke und gibt den Adeligen komödiantisch Zucker. Da können sich der Graf (Erik Liedtke) und der Marchese (Tino Frers) gut und gern zum Affen machen. Szenenbeifall und Lacher erspielen sich im dialogstarken Stück nicht nur diese drei.
Auch Jan Katzenberger bekommt als Cavaliere seinen Monolog, wandelt sich indes vom Frauenverächter zu einem weiteren Verehrer Mirandolinas, die mit Wein – vier Gläser Riesling – in seinem Gemach seine Zunge löst. Für jenes Zimmer errichten die Darsteller im Garten sogar eine Wand
Deftige Sprüche
Das Gros der Handlung spielt indes im Wirtshaus. Mit oft erstaunlich zeitgemäßen Sätzen, deftigen Sprüchen, schönem Klamauk und betonter Körperlichkeit. Für den sorgen zwei aufkreuzende Schauspielerinnen (Celina Kröll und Heidi Klein), die sich als Gräfinnen ausgeben, um so bei den Adeligen zu landen. Eingefädelt hat diese List Kellner Fabrizio, von Marc Laade als fescher Filou verkörpert. Fabrizio entpuppt sich als Mirandolinas wahrer Verehrer. Ob einer bei ihr landen kann? Dazu gibt’s eine weibliche und eine männliche Sicht …
„Die Wirtin“ wieder Sa 20.7., Do 25.–27.7., + Do 8.–So 11.8., je 19.30, Theater im Römischen Garten, Falkensteiner Ufer 45, Karten zu 25,-/20,-/17,50 u .a. in Abendblatt-Ticketshops Osterstr. 147 + EEZ, www.theater-nn-hamburg.de