Hamburg . Der Hamburger starb im Alter von 89 Jahren – seine Karriere begann in der Kunsthalle, nach ihm ist ein Kunstpreis benannt.
Bekannt geworden ist er auch durch ein Bild, das unsichtbar wurde. Es befindet sich in der Hamburger Kunsthalle – allerdings wurde es dort nach wenigen Jahren überdeckt, allen Begegnungen mit der Öffentlichkeit entzogen. Unfreiwillig. Wolfgang Klähn, 22 Jahre jung, hatte den Auftrag des damaligen Direktors Carl Georg Heise ausgeführt, das kleinste der fünf Treppenhäuser mit einem farbenprächtigen Design zu versehen, es führte zum Ausstellungssaal mit Hamburger Malern.
Klähn komponierte eine farbintensive Fläche, mit aneinander gereihten Dreiecken und Rauten und fließenden organischen Formen. Er betrachtete das Wandgemälde als sein Opus 1. Der Malerkollege Georg Meistermann soll zu Klähn gesagt haben: „Junger Mann, werden sie nicht größenwahnsinnig, aber dies ist die beste Wandgestaltung seit dem Krieg.“
Nicht alle Maler aus dem Umfeld der Kunsthalle mochten sich diesem Kompliment anschließen und nahmen diese Art der Konkurrenz wohl auch übel. 1956 wurde das Wandgemälde auf Weisung von Heises Nachfolger Alfred Hentzen verschalt, blickdicht, hinter Rigipsplatten. Klähn selbst, der die Kunsthalle zu runden Geburtstagen daran erinnerte, bezeichnete diese Aktion als „Kunstschande“.
Wolfgang Klähns Thema war die Evolution des Menschen
Mit bloßer Abstraktion als Ausdrucksvokabular seiner Malerei mochte der 1929 in Hamburg geborene Klähn sich zeitlebens nicht anfreunden. Seine Ausbildung erhielt er an der hiesigen Landeskunstschule bei Willem Grimm und Gerhard Marcks, frühe Einflüsse waren Paul Klee und das Spätwerk von Kandinsky. Das Thema seines Künstler-Lebens war die Evolution des Menschen, die Verbindung zur Natur. Die figurativen Elemente seiner Gestaltung wurden oft eingerahmt durch religiöse Verweise. Dazu kamen Landschaften, die ebenfalls dem Werden und Vergehen ausgesetzt sind. „Das Leben hat nur ein Vorwärts, nie ein Zurück“, sagte Klähn einmal.
1965 ließ er sich durch Dantes „Göttliche Komödie“ zu einem Stahlfeder-Zyklus inspirieren, später folgten viele Bibelzeichnungen. Die Strömungen der aktuellen Kunst, ihre Verwirbelungen und Wellen mag Klähn zur Kenntnis genommen haben, dennoch blieb er auf seinem eigenen Weg. Und neben Malerei und Dichtkunst hatte Klähn auch das Komponieren für sich entdeckt.
Klähns Werke werden derzeit in Pinneberg ausgestellt
2017 wurde in der Handelskammer erstmals der nach Klähn benannte Kunstpreis des Hamburger Handwerks verliehen. Erster Preisträger war der fränkische Bildhauer Andreas Krämmer. Im Oktober soll der Berliner Maler Christopher Lehmpfuhl geehrt werden.
Seit Ende Mai zeigt die Pinneberger Drostei rund 80 Hauptwerke Klähns. „Er ist ein Ausnahmekünstler, der noch nicht ausreichend genug entdeckt wurde“, hatte Stefanie Fricke, die künstlerische Leiterin der Drostei, anlässlich der Eröffnung gesagt. Am Sonntag ist Wolfgang Klähn im Alter von 89 Jahren in Hamburg gestorben.