Hamburg. Bei “Besiegt am Feld des Lebens“ entgleitet der Dialog aufs Herrlichste ins Absurde. Setting mit viel Liebe zum Detail.

Die koboldhaften Texte von Daniil Charms sind wie geschaffen für einen Künstler wie Jörg Pohl, der nicht nur als einer der tragenden Protagonisten des Thalia-Ensembles gilt, sondern sich jetzt auch Regisseur nennen darf. Die Uraufführung des psychedelischen Stücks „Besiegt am Feld des Lebens“ in der Garage des Thalias in der Gaußstraße erweist sich als absoluter Glücksgriff für die Abschlussproduktion des Studiengangs Schauspiel der Theaterakademie Hamburg. Man kann nur erahnen, mit welcher Lust die Beteiligten bei den Proben zu Werke gingen.

Dialog entgleitet ins Absude

Die Collage umfasst diverse Szenen aus dem Schaffen des in der frühen Sowjetzeit verfemten Autors Charms. Paula Weber hockt als Elizaveta Bam vor einer gekachelten Wand und lässt ihre beiden Verfolger nicht hinein, die sie eines unbekannten „abscheulichen Verbrechens“ beschuldigen. Sind es Polizisten, Gangster? Man weißt es nicht. Und schon hier entgleitet der Dialog aufs Herrlichste ins Absurde. Es gibt viele dieser Übersprungsreaktionen an diesem Abend. Alles in einem mit viel Liebe und Detailfreude errichteten Setting. Die sich bald öffnende Bühne besticht mit fantasievoll aus Kacheln, Holz und Tapeten (Ausstattung: Lena Schön, Helen Stein) gestalteten Modulen. Die Kostüme zitieren russisches Volkstum und wirken universell.

Es gibt viele schöne Ideen: Dank Neonfarben leuchten im Dunkeln Untote, ein wirrer Professor verliert ein Ohr, ein anderer einen Arm – Szenen, in denen das Ensemble mit Freude am Burlesken auch mal eine Topfpflanze, eine Uhr und ein niedriges Sofa verkörpert.

Grotesk, aber kein Klamauk

Regisseur Pohl gewährt jedem Darsteller seinen großen Auftritt. Neben dem großen Talent Paula Weber ragen Fabian Dämmich und die unvergleichlich komische Rosa Lembeck in einer schieflaufenden Date-Vorbereitung heraus. Aber auch Miguel Jachmann, Max Kurth, Gustavs Edvards Gailus und Leonie Stäblein sowie Magdalena Lermer machen ihre Sache gut. Alles ist sehr genau gearbeitet, ohne dabei Spontaneität und Spielfreude zu lähmen. Und nie rutscht die Groteske in Klamauk ab. Ein Abend der Entdeckungen.