Hamburg. Neue Konzertreihe mit Veranstaltungen, die inhaltlich aus dem Rahmen fallen. Dominique Horwitz über seinen Auftritt.

Musik ist ein wichtiger Bestandteil in St. Katharinen. Gerade spielte das Ensemble Resonanz dort; das Elbjazz-Festival gastiert jedes Jahr in der Hauptkirche; Kantorei und die Organisten veranstalten regelmäßig musikalische Gottesdienste. 1996 hat es am Katharinenkirchhof unter dem Titel „Crusade“ sogar einen Techno-Rave gegeben, zu dem mehr als 2000 junge Leute strömten.

In diesem Jahr öffnet die Hauptkirche ihre hölzerne Eingangstür für eine neue Konzertreihe mit dem Namen „Katharinen-Konzerte“. Geplant sind Veranstaltungen, die inhaltlich aus dem Rahmen fallen, gleichwohl aber in die architektonische Erhabenheit des Ortes passen und dem Zuhörer ein außergewöhnliche Hörerlebnis ermöglichen. Den Anfang machen am 29. März Dominique Horwitz und das Efim Jourist Quartett. „Liebe und andere Unglücksfälle“ heißt die musikalische Lesung.

Text und Musik gehen enge Verbindung ein

Jourist, der bekannte ukrainische Akkordeonspieler und Komponist, ist zwar schon seit 2007 tot, doch sein Ensemble wird von dem Hamburger Bassisten Johannes Huth weitergeführt. Vor 20 Jahren machte der Musiker den Schauspieler Horwitz auf den russischen Schriftsteller Iwan Bunin (1870-1953) aufmerksam und regte ein gemeinsames Projekt mit Texten des Nobelpreisträgers an.

„Ich kannte Bunin vorher nicht“, sagt Horwitz, doch die facettenreichen Geschichten des Dichters, der regen Kontakt zu Anton Tschechow, Leo Tolstoi und Maxim Gorki pflegte, faszinierten ihn. „Anfangs war es ein konventioneller Abend, in dem sich Musik und Texte abwechselten, nach Efims Tod haben wir die Form des Melodrams benutzt. Melodram bedeutet in diesem Fall, dass der Text auf die Musik gesprochen wird. Sie sind miteinander auf Augenhöhe und existieren neben- und füreinander.“

„In Bunins Texten geht es um schicksalhafte Erfahrungen mit der Liebe. Stilistisch sind sie sehr unterschiedlich. Ich muss als Sprecher den Zugang zu jeder Geschichte finden. Die Sprache wird das fünfte Element, aus dem Quartett wird ein Quintett. Die Musikalität von Bunins Erzählungen kam uns entgegen“, beschreibt der Schauspieler seine Methode. Wenn man sich das Programm anhört, scheint der Sprecher über der Musik zu schweben. Es ist mehr als lesen, aber weniger als singen. Die Musiker akzentuieren den Text und schaffen so eine entsprechende Atmosphäre. Benutzt werden die russischen Tangos von Efim Jourist, aber auch Musik von Johannes Brahms und Jazz.

Horwitz freut sich immer auf Hamburg

Dominique Horwitz lebt inzwischen mit seiner zweiten Frau und zwei Kindern in der Nähe von Weimar. Aber er freue sich immer wieder, wenn er nach Hamburg zurückkehren kann, sagt er. „Es ist meine künstlerische Heimat, ich werde ihr ewig verbunden bleiben.“ Unvergessen sind seine Auftritte am Thalia Theater in der Ära von Jürgen Flimm. Vor allem die Rolle als hinkender Stelzfuß in Robert Wilsons „The Black Rider“ machte ihn nachhaltig berühmt. Immer wieder hat Horwitz musikalische Projekte umgesetzt.

Der Deutsch-Franzose war mit Chansons von Jacques Brel und von Serge Gainsbourg auf Tournee, er hat eine neue Version der „Dreigroschenoper“ gestaltet und bereitet aktuell für den WDR in Köln ein Programm zum 200. Geburtstag des Komponisten Jacques Offenbach vor, mit dem er dann auch touren will. Aber zur Zeit gilt sein Augenmerk Iwan Bunin. Und St. Katharinen, denn: „Welcher Ort könnte für das große Menschheitsthema Liebe besser sein als eine Kirche?“

Dominique Horwitz & Efim Jourist Quartett Fr 29.3., 20.00, St. Katharinen (U Rödingsmarkt), Katharinenkirchhof 1,