Hamburg. Die Kabarettistin Gerburg Jahnke bringt einen musikalischen Abend nach Hamburg. Der Titel ist eindeutig vielsagend: „Herzscheiße“.

Es gibt ein Gefühl, das alle Menschen eint. Es ist kein besonders schönes, aber ein durchaus inspirierendes. Liebeskummer. „Zehn Prozent aller Songs dieser Welt handeln von der Liebe, 90 Prozent vom Liebeskummer“, erkannte die Kabarettistin und Regisseurin Gerburg Jahnke und entschloss sich, diesem universalen Gefühl einen ganzen Abend zu widmen. „Herzscheiße“ heißt ihre neue Produktion, die vom 23. bis 26. März im St. Pauli Theater gastiert.

Schon längst ist Gerburg Jahnke aus der deutschen Kabarettlandschaft nicht mehr wegzudenken. Seit mehr als 30 Jahren ist die Oberhausenerin in der Branche aktiv. Bekannt wurde sie durch das Kabarettduo Missfits, gegründet 1985 zusammen mit Stephanie Überall, das 20 Jahre Bestand hatte.

Gesicht der Ladies Night

Ein weiterer Meilenstein ihrer Karriere: Die zuletzt im Ersten ausgestrahlte Comedy- und Kabarettshow „Ladies Night“, in der ausschließlich Künstlerinnen auftreten. Zwölf Jahre lang moderierte Jahnke die Sendung, bevor sie sich im Dezember 2018 als Gastgeberin verabschiedete. Zwischendurch machte Gerburg Jahnke mit verschiedenen Eigenproduktionen von sich reden – als Regisseurin und Ensemblemitglied, mit Live-Programmen, im Hörfunk und im Fernsehen. Nun also: „Herzscheiße“. Da muss man sich vielleicht zunächst einmal über den Titel unterhalten.

„Es gibt ein paar Leute, die sich an dem Titel stören“, gesteht Jahnke beim Gespräch im St. Pauli Theater. „Aber Herzscheiße ist ein Superwort!“ Recht hat sie. Die Inspiration für den Titel lieferte der gleichnamige Song des satirischen Liedermachers Funny van Dannen. Und um Lieder dreht sich auch das neue Stück. „Zwei Prozent wird geredet, der Rest gesungen“, beschreibt Jahnke ihre Produktion. „Ich glaube, dass die besten Songs unter Liebeskummereinfluss geschrieben werden.“

Vier prototypische Liebesbiografien

Zwei Männer, zwei Frauen, vier prototypische Liebesbiografien, alle kämpfen, nun ja, eben mit Herzscheiße. Auf der Bühne ergibt das einen Abend mit Liebesliedern, besser gesagt, mit Liebeskummerliebesliedern aus 100 Jahren, anhand derer die Geschichten der Figuren erzählt werden. „Man wird zwischen Lachen und Melancholie hin- und hergeschüttelt“, verspricht Jahnke. Premiere hatte das Stück in Oberhausen, der Geburtsstadt der Regisseurin. Hamburg ist die nächste Station. Auch hier ist Gerburg Jahnke keine Unbekannte. Mit „Ganz oder gar nicht“ oder „Heiße Zeiten“ begeisterte sie in der Vergangenheit bereits am Spielbudenplatz. Es scheint, als würde der Ruhrgebiets-Humor in der Hansestadt besonders gut funktionieren. „Die Hamburger sind ein super Publikum. Man merkt, dass die Leute hier kulturmäßig sehr offen und auch einiges gewöhnt sind“, sagt Jahnke.

Die Kabarettistin ist bekannt für ihren reflektierten, scharfen Humor. Geschlechterklischees weiß sie geschickt auf die Spitze zu treiben, ist dabei entwaffnend spontan und bricht mit Tabus. Sie ist Vorbild und Unterstützerin zugleich. Zahlreiche Künstlerinnen schafften durch die „Ladies Night“ den Sprung auf die großen Bühnen.

Kabarett ist eine männliche Domäne

Frauenförderung ist ein Thema, das der 64-Jährigen nach wie vor sehr am Herzen liegt. Auch wenn sich in Bezug auf die Sichtbarkeit von Frauen in der Comedy in den vergangenen Jahren etwas geändert hat, gehe es zu langsam, findet Jahnke. „Es ist immer noch so, dass das Kabarett eine männliche Domäne ist, die sich langsam auch für den Sonderfall Frauen öffnet.“ Woran mag das liegen? „Ironie und Sarkasmus sind Eigenschaften, die man Frauen lange Zeit nicht zugestanden hat, weil sie unweiblich machen.“ Und: „Es werden härtere Kriterien an Frauen herangetragen.“

Mag Ironie und Sarkasmus: Kabarettistin und Regisseurin Gerburg Jahnke.
Mag Ironie und Sarkasmus: Kabarettistin und Regisseurin Gerburg Jahnke. © Harald Hoffmann

Gerburg Jahnke denkt zum Glück noch lange nicht ans Aufhören. Ein Urlaubstyp sei sie eh nicht. Privat ist sie glücklich liiert – seit 24 Jahren verlobt, wie sie nicht ganz ohne Stolz sagt. Heiraten wollte sie nie. „Ich mag das Wort ‚Verlobter‘. ,Lebensabschnittsgefährte’, wie eklig klingt das denn?“, fragt sie. Es klingt vor allem endlich. Der letzte Herzschmerz liegt bei ihr also schon eine Weile zurück. Dennoch kann auch sie sich leidvoll daran erinnern – vor allem an den ersten. Ihr bestes Mittel gegen Liebeskummer? „Alkohol. Besonders Alkohol in Pralinen. Edle Tropfen in Nuss zum Beispiel. Und eine Freundin zu haben, der man alle zwei Tage dieselbe Geschichte erzählen kann. Über einen sehr langen Zeitraum.“

Im besten Fall kann man dann irgendwann über seine eigene Herzscheiße lachen.

„Herzscheiße – Liebeskummerliebeslieder“ Sa 23.3.–Di 26.3., jew. 19.30., So 18.00,St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29–30, Karten zu 17,70 bis 43,- in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, Ticket-Hotline T. 30 30 98 98