Wedel. „Batavia“: Der Christ Lutz von Rosenberg-Lipinsky und der Moslem Kerim Pamuk witzeln sich auf dem Theaterschiff um Kopf und Kragen.

Über Fundamentalisten zu witzeln, Burka und Bikini zu vergleichen oder seinem wachsenden Publikum auf lustige Art beizubringen, dass Bibel und Koran gar nicht so weit auseinander liegen – darauf hat sich der deutsch-türkische Kabarettist, Comedian, Satiriker und Autor Kerim Pamuk spezialisiert. Jetzt gastiert er gemeinsam mit seinem Kollegen Lutz von Rosenberg-Lipinsky auf dem Theaterschiff „Batavia“. Dargeboten wird der interreligiöse Schaukampf „Brüder im Geiste – Kabarett zwischen Kreuz und Koran“.

Mit dieser Aufführung sind der muslimische, 1970 in der Türkei geborene Kerim Pamuk und der studierte protestantische Theologe Lutz von Rosenberg-Lipinsky (Jahrgang 1965) seit 2014 auf Tour. Angesichts des sich aktuell aufheizenden Kulturkampfes zwischen Christen und Muslimen versuchen die beiden geistreichen Blödler, sich mit den Mitteln des Wortes „gegen die hysterische Ignoranz beider Seiten“ zu stemmen, wie sie ganz ernsthaft in ihrer Ankündigung schreiben.

Kerim Pamuk hat bereits diverse Bücher zum Thema veröffentlicht, er versteht sich als friedlich-humorvoller Vermittler zwischen den zunehmend verhärteten Fronten. Deshalb hat er wohl auch das „Lexikon für Durchblicker“ geschrieben: „Der Islam, Das Islam, Was Islam?“ Darin erklärt Pamuk, warum Moslems im Fastenmonat Ramadan fünf bis zehn Kilo zunehmen, ob der Dschihad die islamische Form der Butterfahrt ist und warum ein Moslem im Ausnahmezustand ein ganzes Schweineschnitzel verschlingen darf, ohne vom Blitz getroffen zu werden.

Die beiden Comedians sind mit allen Wassern ihres Berufes gewaschen: Von Rosenberg-Lipinsky feiert bald sein 30-jähriges Bühnenjubiläum, der jüngere Pamuk steht ebenfalls schon seit vielen Jahren auf der Bühne. Beide wissen, dass sie sich die Lacher ihres Publikums hart verdienen müssen, aber zugleich an Schmerz- und Toleranzgrenzen entlang die Narretei nicht verraten dürfen. Sie sehen sich als Pazifisten, die mit Aggressionspotenzial und Leidenschaft auch diesmal wieder die großen, letzten Fragen stellen: Welcher Gott war zuerst da? Wessen Buch ist heiliger? Ist das Abendmahl eine Form des Kannibalismus? Warten auf weibliche islamische Märtyrer 72 Jungmänner im Paradies? Heilig, so schreiben sie in ihrer Ankündigung, ist ihnen dabei nur eines: Das erste Bühnengebot „Du sollst nicht langweilen!“