Hamburg. Das musikalisch-satirische Programm „Menschen.Ämter.Katastrophen“ schwankt zwischen lokaler und internationaler Politik.

Vom Thema Bürokratie kann wohl jeder ein (Klage-)Lied singen – mal lauter, mal leiser. „Menschen.Ämter.Katastrophen“ heißt es aufs Hamburgs Theaterschiff. Der Titelsong ist Auftakt eines musikalisch-satirischen Abends, den der künstlerische Leiter Michael Frowin bereits für das Berliner Kabarett-Theater Die Stachelschweine geschrieben hat. Doch egal ob Hauptstadt oder Hansestadt – Hauptsache Chaos.

Das herrscht auf dem „Schiff“, weil sich im Stück alle Hamburger Ämter einen sanierungsbedürftigen Flur teilen müssen: Das Arbeitsamt ist asbestverseucht, im Bezirksamt ist ein Rohr gebrochen und unter dem Finanzamt eine Fliegerbombe entdeckt worden. Dreifaches Pech für einen unbescholtenen Bürger, der für sein Vogelhäuschen ein Fundament aus Beton gegossen hat. Ein als Kleingärtner getarnter Dschihadist? Er gerät mit der Amtsmitarbeiterin in Konflikt, bis diese die Amtsleiterin ruft.

Fein chroreografierte Tanzeinlagen

Henning Mayer, Leiharbeiter von den Stachelschweinen, sowie die Hamburger Schauspielerinnen Bodil Strutz und Marina Zimmermann geben nicht nur in dieser Szene dem Kampf um Genehmigungen und mit Vorschriften Gesicht und Stimme. Auf dem Brettl des Theaterschiffs, das mit rot-weißem Flatterband, Tischchen und Stühlen einer realen Baustelle gleicht, sorgen die drei auch für unverhoffte und auf engem Raum fein choreografierte Tanzeinlagen.

Thematisch decken die drei wandlungsfähigen Bürokratie-Versteher in weiteren Rollen eine breite, ja fast zu breite Palette ab. Von der Digitalisierung noch mal zurück zur Post mitsamt einigen Überspitzungen zu kommen („Was für ein Briefmarken-Typ sind Sie?“) birgt Lacher, ebenso ein vom Ex-Stasi-Mitarbeiter zum GEMA-Spion umgeschulter Mann: „Hör ich bei YouTube einen Ton, greife ich zum Telefon.“

Vom Asylantrag einer chinesischen Wollhandkrabbe in der Elbe zu mobilen Transitzentren im Mittelmeer ist dann ein großer, zu gewollt wirkender Sprung in die Politik. Etwas weniger Seehofer, stattdessen mehr Lokalkolorit täte Frowins Programm hier gut. Mit der zynischen Idee, Koma-Patienten als Beamte einzusetzen sowie schwarzhumorigen Liedern von Michael Krebs, Axel Pätz und Stefan Klucke führen die drei Darsteller das Programm indes zum Ausgangsthema zurück.

„Menschen.Ämter.Katastrophen“ Sa 16.3., 19.30, So 17.3., 18.00, bis 15.6., „Das Schiff“, Holzbrücke 2, Karten zu 12,50 (erm.) bis 29,-: T. 69 65 05 60; www.theaterschiff.de